Europas grösste Verkaufsmesse für Privatflugzeuge Genf: Privatjets blockiert

Politik

100 Aktivist:innen verschiedener Gruppen blockierten Europas grösste Verkaufsmesse für Luxusflugzeuge in Genf.

Aktion verschiedener Aktivist:innen am Flughafen von Genf, 23. Mai 2023.
Mehr Artikel
Mehr Artikel

Aktion verschiedener Aktivist:innen am Flughafen von Genf, 23. Mai 2023. Foto: © Greenpeace

24. Mai 2023
4
0
4 min.
Drucken
Korrektur
Einhundert Klimaaktivist:innen von Greenpeace, Stay Grounded, Extinction Rebellion, Scientist Rebellion und andere Klimagerechtigkeitsgruppen aus 17 Ländern, blockierten am Dienstag friedlich mehrere Privatjets auf Europas grösster Verkaufsmesse für Privatflugzeuge, der European Business Aviation Convention & Exhibition (EBACE) in Genf.

Die Aktivist:Innen fordern ein Verbot von Privatjets. Der Protest folgt auf eine Reihe von Aktionen gegen Privatjets in den letzten Monaten, wie etwa am Amsterdamer Flughafen Schiphol, dem zweitgrössten Flughafen in der EU, und Protesten der Make Them Pay Kampagne. [1]

Aktivist:innen haben sich an die Zugänge von Privatjets gekettet, die bei dem Business-Event neben dem Genfer Flughafen ausgestellt sind, sowie an den Haupteingang der Jet-Show, um potentielle Käufer:innen am Betreten zu hindern. Die Jets wurden mit riesigen Warnhinweisen im Stil von Zigarettenschachteln beklebt, um sie als schädliche Produkte zu kennzeichnen, die unseren Planeten zerstören, unsere Zukunft verheizen und Ungleichheit befeuern. Über Lautsprecher der Aktivist:innen machen öffentliche Durchsagen auf die dramatischen Folgen von Privatjets für unseren Planeten aufmerksam.

Klara Maria Schenk, Verkehrs-Expertin für die Greenpeace Mobility for All Kampagne, sagt: "Seit über 20 Jahren lassen Europas Superreiche auf der EBACE hinter verschlossenen Türen die Champagnerkorken knallen, während sie die neuesten klima-zerstörerischen Privatjets kaufen. Der Verkauf von Privatjets schiesst dramatisch in die Höhe und mit ihm explodieren auch die gigantischen Emissionen der Superreichen, die die Klimakrise massiv anheizen. Es ist höchste Zeit, dass die Politik dieser ungerechten und exzessiven Umweltverschmutzung ein Ende setzt und Privatjets verbietet."

Mira Kapfinger, Campaignerin für Stay Grounded, einem Netzwerk mit mehr als 200 Mitgliedsorganisationen, sagt: "Während Viele sich Essen und Miete nicht mehr leisten können, zerstören die Superreichen unseren Planeten, damit muss endlich Schluss sein. Neben einem Verbot von Privatjets müssen endlich auch Vielfliegerprogramme abgeschafft und stattdessen diejenigen besteuert werden, die am meisten ins Flugzeug steigen. Wir brauchen endlich faire Klimalösungen."

Cordula Markert, Sprecherin von Scientist Rebellion Deutschland, sagt: "Auf Veranstaltungen wie der EBACE stellen sich die Superreichen zur Schau. Sie kaufen und fliegen Privatjets zu ihrem persönlichen Vergnügen. Wir wissen, dass dies die Flammen des Klimazusammen-bruchs überproportional stark anheizt und uns alle bedroht. Mit dieser krassen Ungerechtigkeit muss endlich Schluss sein. Heute sind ca. 10 Wissenschaftler:innen von Scientist Rebellion mit weiteren Aktivist:innen aus ganz Europa in Genf zusammengekommen, um auf diesen Wahnsinn hinzuweisen."

Joël Perret, Sprecher von Extinction Rebellion Genève, sagt: "Genf beherbergt einen der Flughäfen mit dem meisten Privatjetverkehr in Europa. Genf muss zur Heimat des Wandels werden: Wir müssen den Flugverkehr drastisch reduzieren, um die Klimazerstörung zu stoppen, und wir müssen Privatjets jetzt verbieten!"

Der Verkauf von Privatjets wird in diesem Jahr voraussichtlich den höchsten Stand aller Zeiten erreichen [2] und stellt eine zunehmende Belastung für den Planeten dar. Einem kürzlich veröffentlichten Bericht zufolge hat sich die weltweite Flotte von Privatjets in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als verdoppelt [3] [4]. Der Gesamtwert der in den letzten zehn Jahren verkauften Privatflugzeuge wird von der Branche auf rund 241 Milliarden US-Dollar geschätzt [5].

Die EBACE ist Europas grösstes – und eines der weltweit grössten – jährlichen Treffen von Interessenvertreter:innen der Privatluftfahrt und wird von den europäischen und amerikanischen Privatjet-Lobbygruppen EBAA und NBAA organisiert. Etwa die Hälfte der mehr als 10.500 Besucher:innen besitzt oder betreibt ein Flugzeug [6].

Studien zufolge produzieren Privatflüge pro Passagierkilometer etwa das Zehnfache an CO2 von kommerziellen Flügen und verursachen unverhältnismässig hohe Mengen an Mikropartikelverschmutzung und Lärm, die unserer Gesundheit, unserem Wohlbefinden, der Umwelt und dem Klima schaden [7] [8]. Laut einer von Greenpeace Zentral- und Osteuropa in Auftrag gegebenen Studie erreichten die CO2-Emissionen von Privatjets in Europa in den letzten Jahren Rekordwerte. Während die Reichen auf die umweltschädlichste Art der Welt zu Reisen zurückgreifen, um ein paar Stunden zu sparen, sind laut Boeing rund 80 Prozent der Weltbevölkerung noch nie geflogen, tragen aber die Hauptlast der Klimakrise [9]. Einer Oxfam-Studie zufolge werden jedes Jahr 20 Millionen Menschen durch extreme Wetterverhältnisse vertrieben, sind gezwungen, ihre Häuser zu verlassen, und sterben in Dürren und Überschwemmungen, die durch die Klimakrise verursacht oder verschärft werden [10].

Privatjets und andere Luxus-Emissionen werden in Europa derzeit nicht reguliert und sind von wichtigen EU-Vorschriften, die Treibhausgas-emissionen senken sollen, weitgehend ausgeschlossen [11].

pm

Fussnoten:

[1] https://stay-grounded.org/20-actions-against-private-jets/

[2] https://www.theguardian.com/world/2023/may/01/private-jet-sales-likely-to-reach-highest-ever-level-this-year-report-says

[3] https://ips-dc.org/report-high-flyers-2023/

[4] https://gama.aero/wp-content/uploads/2022ShipmentReport2023-03-10.pdf

[5] https://gama.aero/facts-and-statistics/quarterly-shipments-and-billings/

[6] https://ebace.aero/2023/about/why-attend-ebace2023/

[7]https://www.transportenvironment.org/wp-content/uploads/2021/05/202209_private_jets_FINAL_with_addendum.pdf

[8] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31578862/

[9]https://www.cnbc.com/2017/12/07/boeing-ceo-80-percent-of-people-never-flown-for-us-that-means-growth.html [10] https://www.oxfam.org/en/press-releases/forced-from-home-eng

[11]https://www.tagesspiegel.de/meinung/bewaltigung-der-klimakrise-schluss-mit-den-ausnahmen-fur-superreiche-9374534.html