Grosser Klotz statt Meeresschutz Ozeanium in Basel

Politik

Am Mittwoch dem 24. April 2019 um 11.00 Uhr haben rund ein Dutzend AktivistInnen der Greenpeace Regionalgruppe Basel im Rahmen der Abstimmungskampagne an der Heuwaage kurzerhand selbst ein «Modell-Ozeanium» aufgebaut.

Greenpeace-Aktion in Basel gegen das geplante Ozeanium.
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Greenpeace-Aktion in Basel gegen das geplante Ozeanium. Foto: zVg

25. April 2019
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Sie wollten damit aufzeigen, was ein Ozeanium konkret bedeuten würde in Bezug auf den Standort, das Tierwohl, den Klimanotstand und den viel gepriesenen Beitrag zum Meeresschutz.

Am 19. Mai 2019 wird im Kanton Basel-Stadt über das vom Basler Zolli geplante Ozeanium abgestimmt. Während auf den Plakaten der Befürworter vor allem bunte Fische und bekannte FürsprecherInnen abgebildet sind, brachte die Greenpeace Regionalgruppe Basel die öffentliche Diskussion und die zahlreichen Argumente gegen das Projekt heute an den geplanten Standort des Grossaquariums.

Mit einem 18m3 grossen «Modell-Ozeanium» und Transparenten («Meeresschutz sieht anders aus!» oder «Fische schützen nicht fangen») setzen die rund ein Dutzend AktivistInnen sich ein für ein Nein zum Riesenprojekt und den damit verbundenen negativen Folgen für die Umwelt und die Tiere. Die AktivistInnen beendeten die spontan bewilligte Aktion nach um 14:00-

Umweltbildung oder Unterhaltung?

Während die BefürworterInnen des Ozeanium's nicht müde werden, dessen Beitrag zu Umweltbildung und Meeresschutz zu betonen, bleibt der effektive Nutzen des Grossaquariums sehr umstritten. Die wenigen Studien, welche angeführt werden, um überhaupt einen positiven Effekt auf die Sensibilisierung der BesucherInnen vorweisen zu können, haben keinerlei Langzeiteffekte untersucht. Sie haben nicht mit Kontrollgruppen[1] gearbeitet oder weisen weitere Methodische Mängel auf[2].

«Ein Ozeanium würde überhaupt nicht zur Umweltbildung beitragen, sondern ein falsches Bild unserer Ozeane und eines artgerechten Umgangs mit Meerestieren geben. Ein solches Projekt für das Fische mit so hohen Verlustraten eingefangen und in einen Glaskäfig gesperrt werden, kann kein Vorbild für Nachhaltigkeit und Artenschutz sein, sondern dient einzig und allein dem Profit und der Unterhaltung», sagt Aktivistin Céline Mäder.

Energieintensiver Prestigebau nicht vereinbar mit dem Klimanotstand

Das Grossaquarium ist eine Klimabelastung und widerspricht dem Ziel einer 2000-Watt-Gesellschaft: Allein der Betrieb verschlingt täglich Unmengen an Energie. Ganz davon abgesehen, dass für das Ozeanium bisher kein Mobilitätskonzept vorliegt, um die klimabelastende Anreise der BesucherInnen mit dem Auto zu vermindern oder zu vermeiden. Da nur eine Minderheit der marinen Zierfische gezüchtet werden kann, wird auch das Ozeanium auf Wildfänge angewiesen sein.

Damit treiben die Verantwortlichen die Zerstörung der Korallenriffe weiter voran und foutieren sich um die hohen Sterberaten bei Fang und Transport (meist mit dem Flugzeug). Trotz allen bisherigen Beteuerungen über die «langjährige Erfahrung mit vertrauenswürdigen Händlern» seitens der BefürworterInnen, konnten diese bisher keine Transparenz über die Lieferanten und komplexen Handelsketten herstellen.

Selbst der Bundesrat hat in einer Interpellationsantwort kürzlich festgestellt, dass er Kontrollen zur Überprüfung der Einhaltung von Nachhaltigkeitsbedingungen im Zierfischhandel für sehr schwierig bis unmöglich hält[3].

«Zeitgemässer Natur- und Tierschutz sieht anders aus: Vor Ort investiert, könnten mit 100 Millionen Franken Meeresschutzgebiete auf Jahre hinaus gesichert werden, ohne die Klimakrise weiter anzuheizen.» und «Die Heuwaage könnte der Basler Bevölkerung erhalten bleiben und ginge nicht verloren für einen weiteren Unterhaltungsbau, der kurzfristig Profit verspricht aber eigentlich ein Auslaufmodell ist», sagt Frederika Schmidt der Greenpeace Regionalgruppe Basel.

Die Greenpeace Regionalgruppe Basel ist zusammen mit der Fondation Franz Weber, dem VCS beider Basel, Grüne Basel-Stadt und weiteren Organisationen Teil des Komitees «Nein zum Ozeanium».

Aktuell: Letzte Woche ist Greenpeace zu einer Einjahres-Meeresexpedition aufgebrochen. Gemeinsam mit WissenschaftlerInnen erforscht die Umweltorganisation diverse Meeresregionen, die durch industriellen Fischfang, Plastikmüll, Ölförderung und Tiefseebergbau bedroht sind. Die Reise endet im Frühjahr 2020 bei der UNO in New York. Diese berät bis dahin einen rechtsverbindlichen Vertrag zum Schutz der Hochseegewässer.

«Unsere Expedition wird zeigen, welche Geheimnisse die Hohe See birgt und welchen Gefahren sie ausgesetzt ist», sagt Dr. Iris Menn. «Wir freuen uns, die Forschung weltweit führender ExpertInnen zu unterstützen und den Weg für ein Netzwerk von Schutzgebieten zu ebnen.»

mm

Fussnoten:

[1] Beispielweise mit einem Film als andere Herangehensweise für Aufklärungsarbeit um Umweltbildung.

[2] Marino L. et al. (2010): Do Zoos and Aquariums Promote Attitude Change in Visitors? A Critical Evaluation of the American Zoo and Aquarium Study. Society & Animals.

[3] https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20184242