Die Enkel*innen der Hexen, die ihr nicht versenken konntet Gedenken an die Stigmatisierung und Ermordung von Hexen in Basel

Politik

Am 22. März wurde am Basler Käppelijoch, auf der Mittleren Brücke, eine Tafel zum Gedenken an die Stigmatisierung und Ermordung von Hexen in Basel eingeweiht. Auch wir errichteten ein Mahnmal am Käppelijoch und hundert Menschen begleiteten unseren Trauerzug.

Transparent «We are the granddaughters oft he witches you were never able to burn».
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Transparent «We are the granddaughters oft he witches you were never able to burn». Foto: Dominik Dober

25. März 2019
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Wir begrüssen es, ein Mahnmal in der Stadt Basel zu wissen, welches an die zivilgesellschaftliche Verantwortung in Bezug auf Diskriminierung appelliert. Im Kontext der unhaltbaren rassistischen und sexistischen Darstellung, die auch an der diesjährigen Fasnacht gezeigt und geduldet wurden, scheint uns eine Thematisierung im öffentlichen Raum dringlich.

Doch eine Gedenktafel allein reicht uns nicht aus. Wir verstehen uns als die Enkelinnen* der Hexen, die ihr nicht verbrennen oder im Rhein versenken konntet, und so begleiten wir die Einweihung der Gedenktafel. Wir weinen am 22.3. die Tränen, die damals am Käppelijoch nicht geweint werden durften, und beklagen die Unfreiheit, gegen die Menschen seit Jahrhunderten ankämpfen.

Denn: Wir sind wütend und auch müde, zählt unser Wort und unsere Arbeit nach wie vor weniger, als jenes von Männern? Wir lassen es nicht länger zu, dass Körper und Begehren auf Grund von heteronormativer und weisser Normvorstellungen abgewertet werden. Wir entscheiden selbst über unsere Identitäten, sowie über Beziehungs- und Familienformen und erwarten dabei die dieselben Rechte für alle. Vorbilder benennen wir selbst. Wir verstehen uns im Werden und nicht im Sein.

Unser Erbe wiegt schwer von Erschöpfung und Wut, doch unser Vermächtnis ist die Hoffnung.

Und so beschreiten wir am Freitag 22.3. die Mittlere Brücke, Seite an Seite gehen wir den langen Weg der Emanzipation über Generationen und Grenzen hinweg weiter. Es ist ein Weg voller Stolz und Würde Gibt es etwas Sinnvolleres als für eine Welt zu kämpfen, die auf Freiheit, Gleichheit und Solidarität beruht?

Möge dieses prominent an der Mittleren Brücke angebrachte Schild Basler Einwohner*innen ermutigen sich mit Zivilcourage und Vehemenz gegen jedwede Form von Diskriminierung und Marginalisierung aktiv einzubringen. Möge dieses Schild als Aufruf zum feministischen Streik vom 14. Juni verstanden werden, denn wir wollen nicht länger zwischen Hure und Heiliger wählen müssen, im Rhein versenkt oder verheiratet werden. Wir sind beides und vieles gleichzeitig! Wir sind eigenwillig, eigensinnig und eigenständig.

pm