Gewalt und Armut in Honduras Klimaerwärmung zwingt Bauern zur Flucht in den Norden

Politik

In Honduras ist die Durchschnittstemperatur um zwei Grad gestiegen. Das zerstört Kaffeeplantagen und treibt Bauern in die Flucht.

Panorama von Tegucigalpa, Hauptstadt von Honduras.
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Panorama von Tegucigalpa, Hauptstadt von Honduras. Foto: Nan Palmero (CC BY 2.0 cropped)

22. Mai 2019
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Das Leben als Bauer in Honduras war nie einfach. In jüngster Zeit verstärkt eine neue Bedrohung den Teufelskreis aus Armut, einer pflichtvergessenen Regierung und schwankenden Preisen für Agrarprodukte: Der Klimawandel zerstört ganze Kaffeeplantagen. Darüber sind sich auch Klimawissenschaftler einig. Steigende Temperaturen, extremere Wetterphänomene, unvorhersehbare Wettermuster wie der Ausfall von Regen oder Starkregen zu aussergewöhnlichen Zeiten, stören den Wachstumszyklus der Kaffeesträucher und fördern die Ausbreitung von Krankheiten. Ganze Ernten werden vernichtet, die Bauernfamilien stehen vor dem Nichts, viele suchen ihr Heil in der Flucht über die US-amerikanische Grenze.

Zentralamerika leidet besonders stark unter dem Klimawandel. Und da ein grosser Teil der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebt, laut Weltbank sind es 28 Prozent, ist die Lebensgrundlage von Millionen Menschen gefährdet. Die Weltbank warnte letztes Jahr, dass in den nächsten drei Jahrzehnten mindestens 1,4 Millionen Menschen Mexiko und Zentralamerika verlassen könnten.

Zwar haben die USA in den letzten Jahren Millionen Dollar Hilfsgelder zur Verfügung gestellt, aber Präsident Donald Trump will Honduras, Guatemala und El Salvador sämtliche Hilfe streichen, weil die Länder die Migrationswelle Richtung Norden nicht eindämmten. Damit wird das Problem nur noch verschärft. „Wenn Trump alle Hilfsgelder für Honduras streicht, führt das zu noch grösserer Arbeitslosigkeit, was wiederum zu verstärkter Migration führt“, sagte Maria Esperanza López zur New York Times. Sie ist die Generaldirektorin von Copranil, einer Kaffeefarmer-Kooperative in Honduras. „Und noch mehr Farmen werden aufgegeben.“

Fredi Onan Vicen Peña ist einer dieser Kaffeefarmer. Praktisch seine ganze Familie hat sich in die USA abgesetzt. 70 Prozent seiner Kaffeepflanzen haben Kaffeerost, ein Pilz, der die Blätter befällt. „Die Klimaerwärmung zerstört ganze Farmen“, sagt Vicen. Die Durchschnittstemperatur ist in den letzten Jahrzehnten in Zentralamerika um fast zwei Grad gestiegen, was den Anbau von Kaffee in tieferen Lagen praktisch unmöglich macht.

Einer von Zentralamerikas führenden Klimaforschern, Edwin J. Castellanos, Dekan des Forschungsinstituts an der „Universidad del Valle de Guatemala“, einer Universität in Guatemala Stadt, bestätigt, dass die ungewöhnlichen Wetterphänomene auf den Klimawandel zurückzuführen seien. Dabei ist die Veränderung der klimatischen Bedingungen nicht der primäre Grund für die Migration. Der Klimawandel kann aber der Auslöser sein, der Menschen, die unter Gewalt und Armut leiden, letztlich zur Flucht bewegt.

Nichtregierungsorganisationen und öffentlich-private Initiativen engagieren sich in Zentralamerika und rund um den Globus, um Kaffeefarmer zu unterstützen. Unterstützt werden sie von den weltgrössten Kaffeeverkäufern – von Starbucks, Tim Horton's und Lavazza, die um ihre zukünftigen Lieferungen bangen.

Christa Dettwiler / Infosperber