Eine Geschichte um Landraub und staatliche Repression Argentinien: Der Tod von Santiago Maldonado

Politik

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts annektierten die neu entstandenen Staaten Chile und Argentinien im Rahmen von „Befriedungskampagnen“ das Siedlungsgebiet der Mapuche und anderer indigener Völker beiderseits der Anden.

Gedenken an Santiago Maldonado, Buenos Aires, Oktober 2017.
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Gedenken an Santiago Maldonado, Buenos Aires, Oktober 2017. Foto: Roblespepe (CC BY-SA 4.0 cropped)

1. November 2017
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Viele Indigene wurden ermordet, die Übrigen von ihrem Land vertrieben. In Patagonien schenkte der argentinische Staat dieses Land dann mehr als 50 englischen Unternehmen Unternehmen – die meisten mit Sitz in London – um es zu „kolonisieren“. Diese Unternehmen liessen das Land von einer gemeinsamen Gesellschaft verwalten, der „Compañía de tierras del Sud Argentino“.

Der Kampf der Mapuche um ihr Land

Hundert Jahre später kaufte mit „Great Western“ ein argentinischer Konzern die Anteile der „Compañía“, bis diese schliesslich 1991 von der italienischen Modefirma Benetton aufgekauft wurden. Insgesamt sind es mehr als 900.000 Hektar, die Benetton im Patagonien besitzt, eine Fläche, in die ganz Zypern passen würde. Der Konzern

hält dort an die 280.000 Schafe, die jährlich 1.300.000 kg Wolle erzeugen. Benetton betreibt damit ganz klassisches Landgrabbing, bei dem (meist) ausländische Konzerne grosse Landflächen aufkaufen oder rauben, und damit die Ernährungssicherheit im jeweiligen Land gefährden sowie die Lebensweise und den Lebensunterhalt von indigenen Gruppen und Kleinbäuer*innen.

«Lof Cushamen»

Ein kleiner Teil des geraubten Landes in Patagonien wurde vor einigen Jahren von kämpferischen Mapuche-Gemeinschaften ganz praktisch wieder in Besitz genommen. Eine dieser Gemeinschaften ist „Lof Cushamen“, die in der Provinz Chubut gelegen ist. Seit der Rücknahme des Landes hatte die Gemeinschaft regelmässig unter Polizeirazzien und -übergriffen zu leiden. Zum Teil wandten die Sicherheitskräfte dabei extreme Gewalt an und betrieben eine umfassende Desinformationskampagne, bei der den Mapuche zum Teil vorgeworfen wurde, von der kolumbianischen FARC-Guerilla finanziert zu werden.

Das Verschwinden von Santiago Maldonado

Santiago Maldonado war ein argentinischer Anarchist, der „Lof Cushamen“ gerade gegen diese Polizeirepression unterstützen wollte. Augenzeugenberichten zufolge wurde Santiago Maldonado im Zuge einer Razzia der Polizei am 1. August 2017 festgenommen und in einem Fahrzeug abtransportiert. Seitdem war er spurlos verschwunden. Die Polizei negierte, ihn mitgenommen zu haben, während Aktivist*innen davon ausgingen, dass er von der Polizei ermordet und verschwinden gelassen wurde. Angesichts der argentinischen Geschichte von ca. 30.000 Verschwundenen während der Militärdiktatur ist das Geschehen um Maldonado von besonderer Brisanz in der heutigen „Demokratie“. Tausende von Menschen gingen nicht nur in Argentinien auf die Strasse, um Aufklärung über seinen Verbleib einzufordern.

Das Auftauchen seiner Leiche

Etwa eine Woche vor den Parlamentswahlen am 22. Oktober 2017 tauchte in Chubut eine Leiche auf, die erst vor wenigen Tagen von seiner Familie als Santiago Maldonado identifiziert wurde. Es gibt in der Geschichte um den Leichenfund noch sehr viele Ungereimtheiten, unter anderem, dass die Leiche an einem bereits mehrmals abgesuchten Ort aufgefunden worden sein soll.

https://fda-ifa.org/santiago-maldonado