UB-Logo Online MagazinUntergrund-Blättle

Konzert der rechtsextremen Camerata Mediolanense verhindert | Untergrund-Blättle

726

Kommando nazifreie Subkultur Konzert der rechtsextremen Camerata Mediolanense verhindert

Politik

Mit einer direkten Aktion haben wir am Samstag (12.10.2008) einen Auftritt der rechtsextremen Dark-Wave-Band "Camerata Mediolanense" in Fribourg verhindert.

Öffentlicher Bus in Fribourg, Schweiz.
Mehr Artikel
Mehr Artikel

Öffentlicher Bus in Fribourg, Schweiz. Foto: Norbert Aepli, Switzerland (CC BY 3.0 unported - cropped)

14. Oktober 2008
0
0
4 min.
Drucken
Korrektur
Die Aktion richtete sich gezielt gegen die Musikinstrumente der "Kameradschaft Mailand" und gegen die Infrastruktur, die der Club "Elvis et Moi" den VeranstalterInnen von "Soleil Noir" zur Verfügung stellte. Vor unserem Abzug zündeten wir im – mittlerweile gut durchlüfteten Club – eine Tränengas-Rauch-Petarde. Personen wurden bewusst nicht angegriffen oder verletzt.

Einzig als uns Polizeibeamte mit Pfefferspray am Abzug hindern wollten und versuchten einen Genossen zu verhaften, setzten wir unsererseits Pfefferspray ein, um die Polizei zurückzudrängen.

Dass Rechtsextreme versuchen sich linke und andere Symbolik und Rhetorik anzueignen um sie mit ihren rassistischen und menschenverachtenden Ideologien zu füllen, ist gewiss nicht neu und reicht zurück in die Anfangszeiten des "Nationalsozialismus".

Ebenfalls hinlänglich bekannt ist das Rechtsextreme immer wieder versuchen Subkulturen zu unterwandern und für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

In gewissen Fällen leider mir grossem Erfolg. So ist es der extremen Rechten zum Beispiel gelungen die Subkultur der Skinheads so stark zu instrumentalisieren, dass in der öffentlichen Wahrnehmung Skinheads mit Rechtsextremen gleichgesetzt werden. Aber auch in der New Wave, Neofolk und Gothik Szene tummeln sich eine Reihe von neokonservativen und neofaschistischen Bands. Eine davon ist die "Camerata Mediolanense".

Wie bei fast allen Bands aus der rechtsextremen Dark-Wave-Szene ist auch bei "Camerata Mediolanense" die faschistische Gesinnung nicht auf den ersten Blick zu erkennen.

Zwar gab die Band gegen Ende 2000 ein Interview in der inzwischen verbotenen deutschen Ausgabe des "Blood&Honour"-Magazin, dem Organ des gleichnamigen Neonazi-Netzwerks. Die "Kameraden" beendeten das Interview sogar mit dem Wunsch, dass die Leserschaft "Gelegenheit hat, an einem der nächsten Camerata Mediolanense teilnehmen zu können". Solch offensives Vorgehen bildet aber eher die Ausnahme.

Soleil Noir, die Veranstalter dieses Anlasses, streiten jegliche Nähe zur extremen Rechten ab. Diese Pseudo-Distanzierungen verkommen aber zu blankem Hohn, wenn man sich die an Soleil Noir Anlässen auftretenden Bands genauer anschaut. Verdeckte, aber auch offene rechtsextreme Äusserungen finden sich zu Hauf. Dass einige Personen, die sich bei Soleil Noir beteiligen, über beste Kontakte zu Blood & Honour Romandie verfügen, zeigt ihren wahren Kern umso mehr.

Auch kommt es immer wieder vor, dass Mitglieder von Blood & Honour Romandie Konzerte von Soleil Noir besuchen und ungehindert den Hitlergruss machen.

Bands und VeranstalterInnen aus diesem Unfeld bemühen sich in der Regel insbesondere gegenüber der Öffentlichkeit, darum nicht in die rechtsextreme Ecke gestellt zu werden und verstecken ihre menschenverachtende, rassistische Gesinnung unter dem Deckmäntelchen der Freiheit der Kunst. Das entspricht auch dem elitären Selbstverständnis dieser "Künstler". Nur den "Eingeweihten" soll sich die Botschaft offenbaren.

Beim genaueren hinschauen, wird aber schon klar, wessen Geistes Kinder, hier musizieren:

Faschistische Symbole werden zu Hauf verwendet - schon auf dem Plakat das die Veranstaltung in Fribourg ankündigte, prangerte gross die "Schwarze Sonne" in Form eines zwölfarmigen Hakenkreuzes (ein Abbild der "Schwarzen Sonne" die von SS-Leuten im Obergruppenführersaal der Wewelsburg angebracht wurde).

"Alle Bands der braun-schwarzen Dark-Wave- Szene- von Camerata Mediolanense über Allerseelen, Blood Axis über Death in June, der Blutharsch, Kirlian Camera bis hin zu NON, Von Thronstahl und Waldteufel – spielen nicht nur mit (prä)faschistoiden Symbolen und Motiven, sie führen eine regelrechte "faschistische Synthese" (Zeev Sternhell) auf. In ihren Songs und ihrem Artwork verdichten die Akteure der rechten schwarzen Szene Metaphern und Mythen aus dem Spektrum der Konservativen Revolution und des Italienischen Faschismus.

Durch gezielte Intentionen erscheint die Verdichtung als geschlossenes Konzept. Die Präsentation ihrer "ästhetischen Projekte", ob in der Lyrik oder in der Performance, bedingt eine intensive Reflexion über die zwei Jahrhunderte altem "Mythen der Rechten" Bewusst werden Motive und Fragmente aus dem ästhetischen Fundamentalismus der extremen rechten aufgegriffen, und gezielt werden die Argumentationen und Visionen dieser antimodernistischen Revolte wiedergegeben" (aus "Ästhetische Mobilmachung" von Andreas Speit, 2002)

Uns ist es egal, welcher Subkultur sich Neonazis und Rechtsextreme zugehörig fühlen und wie sie ihre Propaganda verbreiten wollen. Wir werden sie immer und überall bekämpfen!



Kein Fussbreit dem Faschismus!

Antifaschistische Aktion, Kommando nazifreie Subkultur

Mehr zum Thema...
NS-Reichsadler über dem Hauptportal des Finanzamts Charlottenburg (Berlin); das Hakenkreuz an der Stelle der Hausnummer (Bismarckstrasse 48) wurde nach 1945 entfernt.
Die rechtsextreme SkinheadszeneBlood & Honour - Rechtsrock in Vorarlberg

14.02.2004

- Blood & Honour ist ein international agierendes rechtsextremes Musiknetzwerk, das sich aus KonzertveranstalterInnen, Bands, Fanzines, Szene-Läden etc. zusammensetzt.

mehr...
Ort des Konzertes - Das Crazy Palace in Gamsen.
Ian Stuart Gedenkkonzert in Gamsen'Es gibt keine Rechte Szene im Wallis'

24.10.2005

- Rund 400 Neonazis konnten zum Gedenken an den Faschisten Ian Stuart ungestört ein Gedenkkonzert in Gamsen (VS) veranstalten.

mehr...
Farbanschlag auf den Tønsberg Laden in Berlin. Der Kleidershop verkauft unter anderem die bei Rechtsextremen äusserst beliebte Klamottenmarke Thor Steinar.
Rechtsoffene Musik und KonzerteWas ist eigentlich die Grauzone?

14.02.2009

- Während SHARP sich seit Mitte der 90er in Deutschland langsam verabschiedete, konnte die diffus-unpolitische Grauzone hingegen in den letzten Jahren zunehmend mehr Terrain innerhalb der nicht-rechten Szene erobern.

mehr...
6000 Neo-Nazis feiern gemeinsam in der Schweiz - Behörden schauen zu

18.10.2016 - Rund 6000 rechtsextreme Menschen nahmen am Wochenende an einer Veranstaltung im Schweizerischen Toggenburg teil. Der grösste rechte Event in vielen Jahren in Mitteleuropa.

„RechtsRock - Made in Thüringen“ - Gespräch mit dem Autor Jan Raabe

17.09.2013 - Seit der Wende existieren in Thüringen eigene RechtsRock-Bands, Firmen, die derartige Musik produzieren und eine breite Szene, die die CDs und Merchandisingprodukte kauft und den Musikgruppen auf Konzerten zujubelt. Thüringen ist mit wichtigen Szene-Events ein zentrales Festivalland der extremen Rechten.

Dossier: Front National
Gauthier Bouchet (   - )
Propaganda
Skins against Nazis

Aktueller Termin in Wien

????️Spiderman Themenabend im Kaleidoskop????️

????️Spiderman Themenabend im Kaleidoskop????️

Freitag, 9. Juni 2023 - 23:30 Uhr

Kaleidoskop, Schönbrunner Str. 91, 1050 Wien

Event in Berlin

~~ ~~

Samstag, 10. Juni 2023
- 10:00 -

Oranienplatz (Kreuzberg)

Oranienplatz

10999 Berlin

Mehr auf UB online...

Black Lives Matter Mural in Greenpoint, Brooklyn.
Vorheriger Artikel

Eleonora Roldán Mendívil / Bafta Sarbo (Hg.): Die Diversität der Ausbeutung

Mit Marx gegen Selbstoptimierung

Cover zum Buch.
Nächster Artikel

gata preta: Ich vermisse euch wie Sau

Buch über linke politische Flucht in Deutschland

Untergrund-Blättle