Der Konzern – in 125 Ländern tätig – ist der zweitgrösste private Arbeitgeber der Welt und in zahlreiche Verletzungen von internationalem Recht und Menschenrechten verwickelt. So betreibt G4S in den besetzten Palästinensergebieten Checkpoints und Gefängnisse für Israel und macht sich damit mitschuldig an der illegalen Siedlungspolitik Israels und an der Folter von PalästinenserInnen in Israelischen Gefängnisse. Weiter sind mehrere Todesfälle bekannt, die sich bei von G4S durchgeführten Ausschaffungen ereignet haben. Der Konzern ist in weiteren Konfliktgebieten tätig, auch für repressive Regime, so zum Beispiel in Afghanistan, Irak, Bahrein oder Saudi-Arabien.
Unverantwortliches Konzernverhalten
Palästinensische Gefangene: Die G4S ist mitbeteiligt an der israelischen Besetzung der palästinensischen Gebiete, weil sie Sicherheitsausrüstungen und Personal zur Verfügung stellt, die bei Checkpoints und illegalen Siedlungen im Westjordanland zum Einsatz kommen; sie ist auch beteiligt an und profitiert von der Aufrechterhaltung des israelischen Gefängnissystems. Palästinensische politische Gefangene müssen bei ihrer Verhaftung und Inhaftierung damit rechnen, vom israelischen Militär systematisch gefoltert und misshandelt zu werden; auch wird ihnen oft und ungerechtfertigterweise der Kontakt zu Familien und Anwälten verweigert.2007 unterzeichnete die israelische Tochter von G4S einen Vertrag mit der israelischen Gefängnisbehörde zur Lieferung und Umsetzung von Sicherheitssystemen für wichtige israelische Gefängnisse. G4S ist verantwortlich für die Sicherheit in den Gefängnissen Ketziot und Megiddo, wo palästinensische politische Gefangene aus den besetzten Gebieten innerhalb von Israel untergebracht sind. Die Firma dient auch als Ausrüster des Ofer Gefängnisses im Westjordanland und für die Haftanstalten von Kishon und Moskobiyyeh, wo Menschenrechtsorganisationen systematische Folter und Misshandlung von palästinensischen Gefangenen, darunter auch Kinder, dokumentiert haben. G4S erfüllt auch Sicherheitsdienste bei verschiedenen Gefängnissen, wo palästinensische Gefangene regelmässig gefoltert und misshandelt werden. Im Al Jalame Gefängnis werden Kinder für Tage,oder gar Wochen in Isolationshaft gesteckt.
Artikel 76 der 4. Genfer Konvention verbietet Israel, palästinensische Gefangene aus den besetzten Gebieten in Gefängnisse in Israel zu verlegen. Dennoch befinden sich tausende von palästinensischen Gefangenen widerrechtlicherweise in Gefängnissen auf israelischem Boden. G4S macht sich durch seine Dienstleistungen aktiv mitschuldig an diesen Verstössen gegen internationales Recht. G4S ist auch an anderen Teilen des israelischen Apartheid und Besetzungsregimes beteiligt: sie hat Material und Dienstleistungen für israelische Checkpoints in Westjordanien geliefert – die Teil der illegalen israelischen Grenzmauer sind – sowie für die Terminals, die das besetzte Gebiet von Gaza von der Umwelt abschneiden. G4S hat auch private Verträge unterzeichnet und Material und Dienstleistungen für die israelische Polizei in Westjordanien und zuhanden von Privatfirmen geliefert.
Privates Militär: Für G4S CEO Nick Buckles stellen solche Hochrisiko-Umgebungen primär Chancen und Gelegenheiten dar. Er bestätigte, dass seine Firma im Hinblick auf Verträge mit Irak kürzlich Vorbereitungsarbeiten mit Öl- und Gasgesellschaften abgeschlossen habe. Gerade im letzten Monat verlängerte G4S auch seinen Vertrag mit Afghanistan, ein Geschäft das rund £72 Mio wert sein dürfte.
Im August 2009 wurde der Ex-Soldat Danny Fitzsimonsvon der ArmorGroup (G4S) angestellt und ohne gründliche medizinische Abklärung nach Irak entsandt. Gemäss einer Diagnose vom Mai 2008 litt Danny unter Post-Traumatischem Stress Disorder, nachdem er sowohl in seiner militärischen wie in seiner privaten Karriere Zeuge verschiedener schrecklicher Ereignisse geworden war. 36 Stunden später hatte Danny zwei Kollegen erschossen und sitzt jetzt in einem irakischen Gefängnis eine 20-jährige Freiheitsstrafe ab.
Haftanstalten für Immigranten: G4S spielt auch eine direkte Rolle in der Verwaltung der britischen Ausschaffungszentren und bei den vom Innenministerium angeordneten Deportationen. Im Oktober 2010 starb Jimmy Mubenga während seiner gewaltsamen Ausschaffung durch G4S nach Angola. Doch im Juli beschloss der Staatsanwalt der Krone gegen G4S oder dessen Angestellte keine Anklage zu erheben. Jimmy Mubanga's Ehefrau reagierte darauf: «Wir können nicht verstehen, warum die Offiziere und G4S sich nicht vor dem Gesetz verantworten müssen, wie wir und alle anderen Mitglieder der Öffentlichkeit dies zu tun hätten.»

Bild: G4S in Stockholm - Schweden. / Holger Ellgaard (CC BY-SA 3.0 unported)
Miserable Arbeitsbedingungen: Das Auslagerungsmodell der Firma richtet sich nach den Kostenersparnissen und am leichtesten ist es immer bei den Angestellten zu sparen. In Grossbritannien wurden gegen G4S Haftzentren Klagen eingereicht, weil zu wenig Personal vorhanden ist, was zur Folge hat, dass Insassen Arztvisiten und Gerichtstermine verfehlen. Informanten haben die Firma beschuldigt, sie bilde die Sicherheitsbeamten, die deportierte Flüchtlinge auf Massen-Ausschaffungsflügen begleiten, nur ungenügend für ihre Aufgabe aus.
Je weiter sich die Firma in die Märkte von Entwicklungs- und Schwellenländern ausbreitet, desto weiter entfernen sich die Löhne einer Mehrzahl von Angestellten von denen ihrer Bosse im Vereinigten Königreich. So traten Sicherheitsangestellte in Nepal und Südkorea kürzlich in Streik, um gegen die niedrigen Löhne von G4S zu protestieren, während eine Untersuchung der Malawischen Sunday Times die Frage aufwarf, zu welchen Überlebensmechanismen wohl die Angestellten greifen müssten, um sich und ihre Familien mit sowenig Geld über die Runden zu bringen.