UB-Logo Online MagazinUntergrund-Blättle

Gegen die offizielle Fassungslosigkeit! | Untergrund-Blättle

6892

Die Gründe für den Krieg liegen in der Konkurrenz der Staaten Gegen die offizielle Fassungslosigkeit!

Politik

Russland marschiert in die Ukraine ein. Und alle Welt gibt sich „fassungslos“ und erschüttert“ wegen „der Gewalt“, dem „Bruch des Völkerrechts“ und weil in Europa womöglich kriegerisch neue Grenzen gezogen werden.

Zerstörtes Wohnhaus in der Ostukraine, März 2015.
Mehr Artikel
Mehr Artikel

Zerstörtes Wohnhaus in der Ostukraine, März 2015. Foto: OSCE Special Monitoring Mission to Ukraine (CC BY 2.0 cropped)

26. Februar 2022
7
2
3 min.
Drucken
Korrektur
Russland marschiert in die Ukraine ein. Und alle Welt gibt sich „fassungslos“ und erschüttert“ wegen „der Gewalt“, dem „Bruch des Völkerrechts“ und weil in Europa womöglich kriegerisch neue Grenzen gezogen werden.

Die demonstrative Fassungslosigkeit der westlichen Führer_innen wirkt auf den ersten Blick verstörend: Seit über 30 Jahren, d.h. seit dem Ende des Kalten Krieges marschieren ihre Armeen in andere Staaten ein, bombardieren und besetzen diese und lassen oft zerstörte Weltgegenden mit Hunderttausenden Toten und Flüchtenden zurück.

Ihre Kriege erfolgen nicht selten unter Missachtung des Völkerrechts (Jugoslawien, Irak, Libyen), da angeblich Genozide und Schlimmeres drohen. Vertreter_innen des westlichen Bündnisses beherrschen also die Sprache der Gewalt, über die sie sich jetzt so empört geben – auch und gerade in Europa. Und sie verlangen von anderen Staaten und der „Weltöffentlichkeit“, dass ihr Vorgehen mit seinen jeweiligen Begründungen als legitim anerkannt wird.

Auf den zweiten Blick ist es daher nicht die Gewalt, der Bruch des Völkerrechts und auch nicht der Umstand, dass der aktuelle Krieg in Europa stattfindet, der die allgemeine Empörung begründet. „Erschüttert“ ist man schon eher darüber, dass das beanspruchte Monopol auf diese Sorte globaler Gewaltanwendung Brüche bekommt. „Fassungslos“ ist man offenbar, weil Russland die gleichen Mittel zur Wahrung seiner Interessen anwendet.

Überraschend kommt der russische Militäreinsatz indes nicht. Die NATO hat sich im Gegensatz zum Warschauer Pakt nicht aufgelöst. Sie wurde entgegen anderslautender Versprechen vielmehr um 14 Staaten in Osteuropa erweitert und um etwa 1000 km näher an Russland herangerückt. Sicherheitsbedenken Russlands wurden offensiv ignoriert; ebenso alle diplomatischen Vorschläge.

Mit dem Staatsstreich 2014 in der Ukraine und der daraus folgenden Hinwendung zum Westen/zur Nato ist aus russischer Sicht inzwischen endgültig eine „rote Linie“ überschritten. Russland kalkuliert offenbar, dass der Zeitpunkt günstig ist, die Ukraine zu „demilitarisieren“ als Sicherheitskorridor zwischen Russland und den NATO-Stützpunkten – das beruht auf der Einschätzung, dass die NATO wegen der Ukraine nicht in den direkten militärischen Konflikt mit Russland tritt.

Fazit

Wem die bisherigen NATO-Massnahmen recht und billig waren, der möge jetzt nicht erschrocken über die Konsequenzen sein! Auch wer bisher dachte, Russland sei ein Friedenstifter in der Welt, der möge aufwachen!

Denn: die herrschende Weltordnung basiert auf Gewalt. Neben der friedlichen Konkurrenz um die Ausbeutung der Lohnabhängigen und der Natur weltweit, neben Handelskriegen, ewigen Krisen, (Klima)Katastrophen und anderen Seuchen gehört der Krieg – gewissermassen als I-Tüpfelchen – zu dieser Weltordnung dazu. Wer gegen Krieg und seine Gründe ist, der muss gegen den Imperialismus sein!

Die Frage der konkurrierenden Machtblöcke, wer das Recht dazu hat, Kriege zu führen, Land und Leute zu erobern und über Gut und Böse zu richten – das ist nicht unsere Frage. Unsere Frage ist: Wie wird man diesen Mist los? Wer braucht diese Wirtschaftsweise, diese Staaten, diese Kriege?

Wir empören uns nicht über vermeintlich üblere Staaten, wir hoffen nicht darauf, dass unsere „Verantwortungsträger“ für Frieden sorgen. Wem die Ukraine auch gehört, ob westlichen oder östlichen Oligarchen: Das ändert für uns hier und die kleinen Leute dort rein garnichts!

Unser Ärger bleibt derselbe: Dass die Staaten ihre Konkurrenz mit uns als Manövriermasse austragen und wir – wie alle Völker dieser Welt – dem nur ohnmächtig zusehen.

Und weil es „nun mal“ keinen Frieden unter diesen Verhältnissen gibt und wir keinen Krieg wollen, lautet unsere Parole:

NATO & Russland: Wir. Dienen. Euch. Nicht!

Kein Frieden mit diesen Verhältnissen!

Gruppe K (Ruhrgebiet)

Mehr zum Thema...
Bombardement des Fernsehturms in Kiew, März 2022.
Wer Frieden will rüste sich zum KriegSi vis pacem para bellum

07.03.2022

- „Wer redet, der schiesst nicht', sagt die Bundesaussenministerin Annalena Baerbock.

mehr...
Lars Klingbeil am TV-Triell der Bundestagswahl, September 2021.
Krisen- und Bedrohungen - das politische Muster einer SichtweiseEine Zeitenwende – und was für eine!

09.07.2022

- Am 21.Juni 2022 hielt der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil eine, wie heisst, 'vielbeachtete', sogenannte 'Zeitenwende-Rede', in der er die Grundzüge einer seiner Ansicht nach notwendigen zukünftigen Aussen- und Sicherheitspolitik Deutschlands skizziert.

mehr...
Ukrainische Artillerie in der Nähe von Donetsk, September 2022.
Abweichende Bemerkungen zur WeltlageEine Kriegs-Erklärung

27.02.2023

- Seit dem 24.2.2022 führt Russland Krieg in der Ukraine.

mehr...
Streit mit Russland um Gas, Öl, Pipelines, Förderrechte: Erpressen darf nur einer - wer wohl?

21.02.2007 - Russlands Energiekonzern Gazprom setzt der Ukraine letztes Jahr, Weissrussland dieses Jahr, die Preise hoch. Ein Geschrei hebt an in Europa, Russland würde die Energieversorgung als politisches Druckmittel, als politische Waffe einsetzen, Gaszprom eine marktbeherrschende Stellung anstreben, in der Konkurrenz gewinnen wollen!

Geleaktes Ukraine-Strategiepapier und faschistische Ideologen wie Dugin

28.02.2015 - Der Krieg in der Ukraine ist auch ein Propaganda-Krieg bis hin zu den Lügenpresse-Rufen bei Pegida. Sinnvoll ist es daher, Ursachen und Wirkungen des Konflikts zu analysieren. "Die Russische Elite sieht sich heute" so sagte der Journalist Ulrich Heyden "in einer Kette von Regierungsstürzen, angefangen von Gaddafi, Hussein, Syrien und danach kommt dann Moskau." [1] Viele sehen die Schuld für den Krieg in der Ukraine in der NATO-Erweiterung in Richtung Russland.

Dossier: Ukraine
Reporteros Tercerainformacion
Propaganda
Pazifismus

Aktueller Termin in Rosenheim

„es kann legitim sein, was nicht legal ist“ martin löwenberg – ein leben gegen faschismus, unterdrückung und krieg

20 Jahre begleiteten die Filmemacher*innen den Widerstandskämpfer und KZ-Überlebenden Martin Löwenberg (1925-2018) mit der Kamera: bei seinem Engagement für Geflüchtete und Zwangsarbeiter*innen, gegen Neonazismus, Antisemitismus und ...

Sonntag, 4. Juni 2023 - 20:30 Uhr

Z linkes Zentrum in Selbstverwaltung, Innstr 45a, 83022 Rosenheim

Event in Berlin

Sessa

Sonntag, 4. Juni 2023
- 20:30 -

Kantine am Berghain

Am Wriezener Bahnhof

10243 Berlin

Mehr auf UB online...

Der US-amerikanische Drehbuchautor und Regisseur Terrence Malick am Filmset.
Vorheriger Artikel

Der schmale Grat

Kompromissloser Antikriegsfilm

Guatemala-Stadt.
Nächster Artikel

Der „guatemaltekische Frühling“

Guatemala: Die unglücklichen Erben der Maya

Untergrund-Blättle