UB-Logo Online MagazinUntergrund-Blättle

Michael Wollny: Ein Feindbildmaler | Untergrund-Blättle

2785

Über die Anschläge in Paris Michael Wollny: Ein Feindbildmaler

Politik

Über die Anschläge in Paris durch den IS kann sich Michael Wollny, seines Zeichens Redakteur und Kolumnist der 3 vielbesuchten Nachrichten-Websites von t-online.de, 1&1 und web.de, nur wundern.

Kerzen für die Opfer der Attentate in Paris vor der französischen Botschaft in Bogota, Kolumbien.
Mehr Artikel
Mehr Artikel

Kerzen für die Opfer der Attentate in Paris vor der französischen Botschaft in Bogota, Kolumbien. Foto: Léo Tisseau (CC BY-ND 2.0)

16. Dezember 2015
1
0
3 min.
Drucken
Korrektur
„Es gibt hier nichts, was ein gesunder Geist erfassen könnte. Es bleibt nur diese unfassbare Grausamkeit, die in ihrer Perversion den Verstand überfordert. Der sogenannte ‚Islamische Staat‘ hat keine politische Agenda, noch nicht einmal eine religiöse Ideologie. Das weltweite Kalifat der Terroristen ist geopolitischer Grössenwahn und ihre Religion heisst Terror“. [1]

Das Töten von 130 Menschen soll also ausgerechnet deswegen nicht zu verstehen sein, weil Wollny keinen guten Grund für das Massaker finden kann. Seine Vermisstenanzeige in Sachen gute Gründe für Krieg bei den IS-Terroristen ist allerdings verräterisch: Was Leuten mit einem „gesunden Geist“, zu denen er sich unverkennbar zählt als Kriegsgründe oder –rechtfertigungen einleuchten würde, sind ganz offensichtlich all die Gründe, die er den französisch-belgischen Attentäter vom 13. November abspricht!

Für einen gesunden Geist ist die „Grausamkeit“ von Kriegen recht gut fassbar, wenn sie nur aus einer politischen Agenda folgen würde, die ihn überzeugte. Auch eine solche „Perversion“ wie 130 tote Menschen würde keineswegs seinen „Verstand überfordern“, wenn zumindest eine „religiöse Ideologie“ sie rechtfertigen würde – aber nicht einmal diesen guten Grund will Wollny dem Islamischen Staat zuerkennen, obwohl der doch sein Programm unüberhörbar mit religiösen Ideologien des Islams begründet.

Dass es auch bei den IS-Kriegern nicht ganz ohne Berechnung und Zwecke zugeht, weiss natürlich auch Wollny, wenn er deren Ziele als „geopolitische“ identifiziert und damit bemerkt, dass die Islamisten doch ein politisches Ziel verfolgen, das sie keineswegs verheimlichen: die Muslime auf der ganzen Welt zum Volk eines neuen Kalifats zu machen.

Was ihm bei einer etablierten geopolitischen Grossmacht, die wie z.B. die USA auch einmal ganz klein angefangen hat, nie einfiele, deren Ziel, im Laufe des 20. Jahrhunderts die einzige Supermacht zu werden und das im 21. zu bleiben und alle anderen Grossmächte auf Distanz zu halten, könne auf Grössenwahn schliessen lassen: Beim IS ist das Ziel eines Islamischen Weltstaats dem Politpsychiater Wollny offensichtlich, ohne dass es ihm einfiele, seine Diagnose auch nur ansatzweise zu begründen.

Aber mit solchen Widersprüchen gibt sich Wollny nicht ab, wenn er ein Feindbild entwirft, das er für den IS für passend hält. Diesem Feind wird nicht nur jede Berechnung abgesprochen, sondern auch jegliche Religiosität: „Ihre Religion heisst Terror“, das deklariert der selbst ernannte Religionsexperte, um den islamischen Staatsgründern Terror um des Terrors willen vorwerfen zu können. Dabei schert er sich einen Deut um die Tatsache, dass Terror überhaupt kein Widerspruch zur Religion ist, sondern dass diese das denkbar beste Gewissen bei ihrer Durchsetzung mit terroristischer Gewalt liefert.

Das war und ist nicht nur beim Islam so, sondern auch bei der christlichen Missionierung Europas und Lateinamerikas mit Feuer und Schwert und beim innerchristlichen Kampf um das wahrhaft gottgefällige Bekenntnis in Religionskriegen wie dem 30-jährigen Krieg. Und der christlichen Bibel ist in der Johannes-Offenbarung am Ende des Neuen Testaments sogar das Drehbuch eines weltumspannenden Holocausts für die grosse „sündige“ Mehrheit der Menschen zu entnehmen.

Berthold Beimler

[1] http://web.de/magazine/panorama/attentat-paris/islamischer-staat-reine-lust-toeten-31147234

Mehr zum Thema...
Französische Soldaten vor dem Louvre in Paris.
Über Lebenszweck und Lebensart„Unsere Art zu leben wurde angegriffen“

08.12.2015

- Auf der Trauerfeier für die Opfer der Anschläge vom 13. November verkündete Präsident Hollande: Die Anschläge „sind eine Aggression gegen unser Land, unsere Werte, unsere Jugend und unseren Lebensstil“.

mehr...
Blick auf das 11. Arrondissement in Paris nach dem Attentat auf «Charlie Hebdo» am 7. Januar 2015.
Islamismus, Fremdenhass und NationalismusDas Attentat gegen Charlie Hebdo, Pegida und die Presse

08.01.2015

- Es ist verfehlt, den Fundamentalismus des Islam auf eine besondere Eigenschaft dieser Religion zurückführen zu wollen und sich dazu in das Studium des Koran und der arabischen Geistesgeschichte zu stürzen.

mehr...
Sonnenuntergang in der von der ISIS kontrollierten syrischen Stadt Rakka.
Dschihad: Die überflüssige JugendDas Vorrücken des Islamischen Staates

28.08.2014

- Da sind wir also angelangt im 21. Jahrhundert, mit allgemeiner Schulpflicht, Aufklärung und Trennung von Staat und Kirche: perspektivlose Jugendliche aus Europa machen sich auf in den Nahen Osten, um dann dort genussvoll Leute zu enthaupten, zu kreuzigen

mehr...
Das Attentat in Norwegen: Ein Blutbad zur Rettung des christlichen Abendlandes vor dem Islam

20.09.2011 - Ein Norweger namens Breivik sprengt erst ein Gebäude im Regierungsviertel in Oslo in die Luft, bevor er auf einer nahe gelegenen Insel über 70 junge Leute erschiesst. Die Gründe für seine Tat veröffentlich er im Internet und will sie als politisches Anliegen darstellen.

Rechter Terror - warum wird er nicht benannt?

18.11.2015 - Seit vergangenem Freitag und den Anschlägen von Paris ist der Begriff Terror wieder das Schlagwort Nummer 1. Und keine Frage, wenn die Morde von Paris kein Terror gewesen sein soll - was denn dann.

Dossier: Islam
Meshal Obeidallah
Propaganda
A bas toutes les Religions!

Aktueller Termin in Berlin

VideoKino (Open Air)

VideoKino (Open Air)

Mittwoch, 31. Mai 2023 - 21:00 Uhr

KuBiZ, Bernkasteler Str. 78, 13088 Berlin

Event in Düsseldorf

THE DIRE STRAITS EXPERIENCE Live 2023

Mittwoch, 31. Mai 2023
- 21:00 -

Mitsubishi Electric Halle (Philipshalle)

Siegburger Straße 15

40591 Düsseldorf

Mehr auf UB online...

Der US-amerikanische Schauspieler Walter Abel spielt in dem Film die Rolle des Bezirksanwalts Adams.
Vorheriger Artikel

Fury - Blinde Wut

Wie sämtliche Schranken fallen ...

Poster von Goldrausch.
Nächster Artikel

Goldrausch (Chaplin)

Ein Königreich für einen Schuh

Untergrund-Blättle