«Schutztruppen» in Mali Erbfeinde vereint in der Schutztruppe

Politik

Am Mittwoch haben sich in Paris die Regierungschefs, Verteidigungs- und Aussenminister Frankreichs und der BRD getroffen, um eine engere Zusammenarbeit im Bereich „Verteidigung“ zu beraten.

Ankunft von französischem Militärmaterial am Bamako Flughafen in Mali, Januar 2013.
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Ankunft von französischem Militärmaterial am Bamako Flughafen in Mali, Januar 2013. Foto: SAC Dek Traylor (PD)

21. Februar 2014
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Wie zu erwarten, ging es dabei vor allem um den Ausbau bestehender Auslandseinsätze der Armeen beider Länder; schliesslich heisst „Verteidigung“ im EU-Sprech nichts anderes als die Sicherung von Rohstoffen für europäische Mächte in aller Welt mit allen Mitteln – derzeit etwa am Hindukusch oder in Mali. Und genau in letzterem westafrikanischen Land soll nun die „deutsch-französische Brigade“ eingesetzt werden.

Die Ende der 1980er Jahre gegründete Einheit steht wie kein anderer Truppenteil für die neue ökonomische und militärische Stärke der Europäischen Union im Allgemeinen wie der BRD im Besonderen. Die deutsch-französische militärische Zusammenarbeit symbolisiert die Lehre, welche die Eliten beider Länder aus zwei Weltkriegen gezogen haben: wenn man schon nicht miteinander fertig wird, dann kann man ja behufs der Maximierung der eigenen Stärke gleich zusammenarbeiten und das ganze mit einer Europa-Ideologie behübschen. Und als Teil der „schnellen Eingreifverbände“ des Eurokorps ist die deutsch-französische Brigade schliesslich auch Teil des neuen deutschen Kriegführens seit den 1990er Jahren.

Nun soll diese Einheit also in Mali mitmischen. Am bereits laufenden Einsatz in der ehemaligen französischen Kolonie wird das nicht viel ändern – immerhin ist Frankreich dort bereits seit mehr als einem Jahr im Kriegseinsatz und wurde dabei von Anfang an von deutschen Truppen unterstützt. Stellte die BRD anfangs „nur“ militärische Transportmaschinen zur Verfügung, sind seit Frühjahr 2013 etwa 180 deutsche SoldatInnen in Bamako stationiert. Dieses Kontingent soll nun auf 250 aufgestockt werden. Ziel des Einsatzes: Ausbildung der malischen Armee und Sicherung französischer Konzerninteressen in der Sahel-Zone. Was soll es da in der Wüste ausser islamistischen Terroristen, die verstärkt seit dem (westlichen) Angriff auf Libyen in der Region ihr Unwesen treiben, schon geben, mögen sich LeserInnen nun fragen. Eine ganze Menge.

So betreibt etwa der französische Areva-Konzern in Niger, einem Nachbarland Malis, die grösste Uran-Mine der Welt. Für Frankreichs Atomwirtschaft ist diese von eminenter Bedeutung, und weitere Uran- und Goldabbau-Projekte in Niger und Mali sind geplant. Da konnten die Kolonialherren in Paris separatistische Tuareg-Rebellen genau so wenig brauchen wie islamistische Gruppen, die mit Schmuggel und Terror gegen die Bevölkerung die gesamte Region zu destabilisieren drohten. Deshalb schickte Frankreich im Januar 2013 seine Bomber nach Westafrika. Und wenn Paris in den Krieg zieht, dann will Berlin nicht mehr abseits stehen. Das alles ist natürlich vor allem „ein Symbol der Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich, zwischen Europa und Afrika“, wie Frankreichs Präsident François Hollande den Einsatz der deutsch-französischen Brigade am Mittwoch bezeichnete.

Einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt deutscher Medienmacher bietet indessen die immer häufigere Verwendung des Begriffs „Schutztruppe“ für den Einsatz in Mali. Unter diesem Namen marschierten deutsche Soldaten schon einmal durch Afrika, um Berlin seine „Schutzgebiete“ militärisch zu sichern. Bei der semantischen Verschleierung ihrer Expansionspolitik waren europäische Imperialisten immer schon findig. Doch ob „Schutztruppen“ oder „Friedensmission“ oder einfach nur „Freundschaft“ – Motivation und Inhalt der militärischen Einsätze europäischer Truppen in Afrika sind dieselben wie vor hundert Jahren.

Karl Schmal / LCM