Was wollen Sie schützen, Kanzler Scholz? Sylt: Golfplatz zum Naturschutzgebiet erklärt
Politik
Unterstützer:innen der Letzten Generation renaturieren gerade eine Golf-Bahn des Golfplatzes Budersand auf Sylt.


Renaturierung einer Golf-Bahn des Golfplatzes Budersand auf Sylt. Foto: Jakob Schäfer (CC-BY 4.0 cropped)
Miriam Meyer (31), erklärt den Protest so: „New York erstickt im Rauch von Waldbränden. Die Reichsten verursachen Jahr für Jahr tausendmal so viele Emissionen wie die deutschen Durchschnitts-Bürger:innen. Kanzler Scholz muss die Verschwendung der Reichsten endlich beenden.”
„Ein Golfplatz in der Klimakrise ist wie eine Essensschlacht mitten in einer Hungersnot.”, so Miriam Meyer weiter.
Die reichsten zehn Prozent der in Deutschland lebenden Menschen verbrauchen allein so viel Energie wie die finanziell schwächsten 40% der Deutschen zusammen [1]. Es muss aufhören, dass ein kleiner Teil unserer Gesellschaft so verschwenderisch lebt, während der Grossteil der Gesellschaft die Kosten dafür tragen muss. Herr Scholz, es ist Ihre Aufgabe als selbsternannter "Klimakanzler", dass Sie diesem zerstörerischen Lebensstil einen Riegel vorschieben.
Jakob Beyer, Sprecher der Letzten Generation, erläutert: „Die Klimakrise eskaliert und tötet jeden Tag, doch die Regierung ist völlig planlos. Doch gegen genau diese Planlosigkeit, gibt es ein einfaches Instrument – den Gesellschaftsrat. Dort können Massnahmen, von Bürger:innen, erarbeitet werden, wie Deutschland bis 2030 sozial gerecht den fossilen Albtraum beenden kann.”
Warum aber genau einen Golfplatz? Golfplätze vereinnahmen riesige Flächen und Unmengen an Ressourcen, nur für den Luxus weniger Menschen, die es sich leisten können.
Der Wasserverbrauch eines mitteleuropäischen 18-Loch-Platzes, wie etwa dem Golfplatz Budersand auf Sylt, beträgt 35.000 m³ pro Jahr. [2] Das ist der Wasserverbrauch von über 750 Deutschen pro Jahr. [3] Wir steuern auf den fünften Dürresommer in Folge zu und in Berlin beispielsweise wird bereits an einem Notfallplan zur Rationierung von Wasser gearbeitet, auf Berlins Golfplätzen allerdings wird weiter unkontrolliert jede Menge Wasser verbraucht. Hinzu kommt noch, dass die Berliner Golfplatzbesitzer:innen mit 31 Cent pro Kubikmeter nur einen Bruchteil des üblichen Wasserpreises von 1,69 Euro bezahlen [4].
Was also wollen Sie eigentlich schützen, Herr Scholz? Die Golfplätze und Privatjets von einigen wenigen oder die Lebensgrundlagen von uns allen?
Fussnoten:
[1] Conradi, Malte / Helten, Christian / Jetzig, Jonas / Timcke, Marie-Louise: Wenn die Reichen sparen würden, in SZ 7. Oktober 2022. URL: www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/energie-energiekrise-strom-gas-oel-e670572/
[2] menschundwelt.com/lagerun/material/read/30321-wie-viel-wasser-braucht-ein-golfplatz
[3] Der durchschnittliche Wasserverbrauch einer Person liegt laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bei 46,5 m³ pro Jahr. 35 www.co2online.de/energie-sparen/wasser-sparen/wasserverbrauch/wasserverbrauch-singlehaushalt/ 35 000 m³ / 46,5 m³ = 752.
[4] taz.de/Wasserpolitik-in-Berlin/!5940472/
06.06.2023
- Am Dienstagmorgen haben Unterstützer:innen der Letzten Generation auf dem Flughafen Sylt einen Privatjet mit oranger Warnfarbe markiert. Mit einer Ansprache wandten sie sich vom Flughafengelände aus direkt an Bundeskanzler Olaf Scholz.
mehr...20.06.2023
- Giftgrün leuchtet das Wasser im Hafenbecken und zwei Yachten sind mit orangener Farbe grell markiert. Auf den Yachten werden Banner entrollt, auf denen unter anderem zu lesen ist “Euer Luxus = unsere Ernteausfälle” und “Für wen machen Sie Politik, Kanzler Scholz?”
mehr...24.07.2016
- Golf wird nach 112 Jahren wieder zur Disziplin bei den Olympischen Spielen 2016.
mehr...Podcasts zum Artikel
27.02.2022 - “Bundesregierung befeuert Krieg” Bürger:innen hinter Gittern zeigen weiter Entschlossenheit Nachdem sie gestern mit an sich festgebundenen Luftballons an den grössten deutschen Flughäfen zivilen Widerstand gegen das fossile Weiter-So der Bundesregierung leisteten [1], sind drei Bürger:innen der Letzten Generation weiterhin hinter Gittern.
06.02.2018 - S.g. / Das ist die Frage, gibt es einen Zusammenhang zwischen der bedrohlichen Wasserknappheit in Kapstadt und dem direkten und indirekten Wasserverbrauch in Europa. Ein Gespräch über "Wasser-Fussabdrücke", über "virtuelles Wasser" mit Nik Geiler vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU).
Mehr auf UB online...