Für die A39 wurde das Nutzen-Kosten-Verhältnis zuletzt 2016 bestimmt und lag damals bei 2,1. Damals sollte der Bau noch 1,05 Milliarden Euro kosten (2004 hat man noch mit 437 Millionen Euro kalkuliert). 2023 geht das Bundesverkehrsministerium bereits von 1,69 Milliarden Euro aus. Zudem wurde die parallel verlaufende A14 fast fertig gebaut und die ebenfalls parallel verlaufende A7 6-spurig und die B4 zu grossen Teilen 3-spurig ausgebaut. Es ist also davon auszugehen, dass sowohl Nutzen massiv gesunken als auch Kosten massiv gestiegen sind.
Das Nutzen-Kosten-Verhältnis ist also weitaus schlechter als noch 2016 angenommen – wurde aber seitdem nicht vom Bundesverkehrsministerium überprüft. Eine Bedarfsüberprüfung – die verpflichtend hätte 2021 durchgeführt werden müssen – ist 2024 erfolgt, ohne jedoch eine Neubewertung der einzelnen Autobahnprojekte vorzunehmen. Auch der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte 2024 verlangt, dass alle Projekte mit möglichen Baubeginn ab 2025 einer Neubewertung unterzogen werden.
Die Berechnungsgrundlage zur Bewertung des Nutzens wurde aufgrund unrealistischer Berücksichtigung von Natur- und Klimaschutz sowie induziertem Verkehr bereits seit langem hinterfragt und 2024 vom Bundesverkehrsministerium aktualisiert.
Jedoch kann selbst mit der veralteten Berechnungsmethode nicht von einem wirtschaftlichen Nutzen ausgegangen werden!
Im Januar 2025 hat das Bundesumweltministerium die Wirtschaftlichkeit der A39 überprüfen lassen. Es kam heraus:
- ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 0,9 mit den veralteten Bewertungskriterien
- ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 0,2 mit den aktualisierten Bewertungskriterien
- ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von -0,6 mit vorgeschlagenen realistischen Bewertungskriterien.
Auch der Bundesrechnungshof kritisiert die Vorgehensweise von Bundesverkehrsministerium und Autobahn GmbH. Die Brückensanierung müsse Vorrang vor Aus- und Neubau bekommen, wie es auch im Bundesverkehrswegeplan vorgegeben ist. Es müssen mehr als 4700 Autobahn-Brückenteile bis 2032 modernisiert werden. Die Autobahn GmbH ist dabei massiv im Rückstau. Es geht um viele Milliarden Euro – und das nur für die Autobahnbrücken – marode Brücken an Bundesstrassen usw. sind da noch nicht mitgerechnet.
„Während in Deutschland weiterhin Neubauprojekte geplant werden, obwohl vielen bereits klar ist, dass die Prioritäten anders gelegt werden müssen, ist Österreich einen Schritt weiter. Dort wurden bereits 2021 neue Strassenprojekte auf den Klimaprüfstand gestellt und dabei viele Projekte auf Eis gelegt“, sagt Jonas Korn vom VCD Elbe-Heide.