UB-Logo Online MagazinUntergrund-Blättle

Der Bulle und der Neonazi | Untergrund-Blättle

5421

Neonazistische Netzwerke in der Berliner Polizei Der Bulle und der Neonazi

Politik

Was wie ein schlechter Filmtitel klingt, ist in Berlin schlicht Realität.

Einsatzleitzentrale der Polizei Berlin.
Mehr Artikel
Mehr Artikel

Einsatzleitzentrale der Polizei Berlin. Foto: PolizeiBerlin (CC BY-SA 4.0 cropped)

21. April 2019
4
0
3 min.
Drucken
Korrektur
Polizeibeamte erwischen einen Kollegen des Berliner LKA’s bei einem Stelldichein mit dem bekannte Neonazi Sebastian Thom in einer Neuköllner Kneipe, die als Neonazitreff gilt und observieren auch die anschliessende Autofahrt der beiden im Fahrzeug des Beamten.

Polizist*innen nutzen das polizeiinternen Informationssystem um Drohbriefe an Linke zu verschicken, Ermittler*innen schauen seelenruhig dabei zu, wie der NPD-Funktionär und bekannte Neonazi Sebastian Thom und der ehemalige Neuköllner AfD-Bezirksvorstand Tilo Paulenz den Wohnort des Neuköllner Antifaschisten und Linken Politiker Ferat Kocak ausspähen. Wenig später brennt das Auto Kocaks und beinahe auch das Haus seiner Familie.

Die beiden Neonazis waren und sind Teil eines Netzwerkes aus autonomen Nationalisten, NPD und JN, das mit Sicherheit für die Neonazianschläge in Neukölln und ganz Berlin in den letzten 10 Jahren mitverantwortlich ist. Das weiss die Berliner Polizei, sie observiert die beiden. Ermittlungserfolge gibt es jedoch keine.

Jetzt stellt sich aber die Frage, was wussten die Neonazis über die Berliner Polizei? Wurden sie von Beamt*innen über Ermittlungen informiert, gingen Daten von Antifaschist*innen aus dem polizeiinternen Informationssystem auch an sie? Gibt es neonazistische Netzwerke in der Berliner Polizei?

Dies wollen wir von Innensenator Geisel beantwortet haben. Wir wollen von ihm wissen, warum er die Opfer der Neuköllner Neonazi-Terrorserie, darunter Mitglieder seiner Partei und die Jugendorganisation Falken, deren Anton-Schmaus-Haus mehrfach angezündet wurde, weiterhin allein lässt. Wir wollen auch von Innenstaatsekretär Torsten Akmann eine Antwort darauf, ob wirklich die Empfehlungen des NSU-Ausschusses des Bundestages in der Berliner Behörden umgesetzt worden sind, wie er schon wenige Wochen nach der Wahl vollmündig verkündigt hat. Herr Akmann war entweder schlecht informiert oder hat gelogen, die Tatsachen sprechen für sich.

Was wir hier erleben ist charakteristisch für den NSU-Komplex: Ignoranz der Mehrheitsgesellschaft, anscheinende Untätigkeit der Ermittlungsbehörden, bzw. Intransparenz ihrer Arbeit (Quellenschutz geht vor Opferschutz) und dazu die Kollaboration einzelner Polizist* mit Neonazis.

Kein Schlussstrich! Berlin braucht einen öffentlichen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der auch die Verbindungen des NSU in und nach Berlin thematisiert, um diese Neonaziumtriebe, das katastrophale Behördenhandeln und Versagen der Politik aufzuklären. Hier steht nicht nur die Regierung, sondern stehen auch die demokratischen Abgeordneten in der Pflicht. Setzen sie einen Untersuchungsausschuss ein. Dafür reichen unseres Wissens 25% der Abgeordneten.

Wir begrüssen und unterstützen die Initiative von ReachOut, Strafanzeige gegen Mitarbeiter*innen des Berliner Landeskriminalamtes zu stellen.

Die neonazistischen Täter müssen gefasst und bestraft werden. Ihren Sympathisanten*innen müssen aus der Berliner Polizei entfernt werden.

Pressemitteilung der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V.

Mehr zum Thema...
N-Funktionär Thorsten Heise und Jörg Hähnel.
Neonazistische Terror-Strukturen und die SchweizSchweiz: Sicherer Hafen für deutsche Neonazis

31.07.2019

- Die Schweiz ist Rückzugsort und wichtige Operationsbasis von deutschen Neonazis. Zu diesem Schluss kommen deutsche Journalisten.

mehr...
Thorsten Heise bei der Pressekonferenz zum «Schild und Schwert»-Festival in Ostritz am 21. April 2018.
Networking à la NeonaziSchweiz: Wahlheimat von angeklagter deutscher Neonazi-Prominenz

15.07.2019

- Ein in Deutschland angeklagter prominenter Neonazi zieht in die Schweiz: Rechtsradikale Netzwerke funktionieren auch hierzulande.

mehr...
White Pride Fahne an einer Demo in Kanada.
Legion of ThorBegleitmusik zu Mord und Totschlag

07.01.2014

- „Blood & Honour“ (B&H) ist ein europaweit organisiertes Neonazinetzwerk, dessen Konzerte und Veröffentlichungen als klassischer Einstieg in die Neonazis-Szene gelten.

mehr...
Der Neukölln-Komplex: 70 rechte Anschläge in fünf Jahren

12.01.2021 - Am 23. Dezember 2020 hat die Berliner Generalstaatsanwaltschaft Haftbefehl gegen zwei Neonazis ausgestellt.

Prozess gegen plakatierende Antifaschisten im Kontext der Neuköllner Anschlagsserie

17.08.2020 - In Berlin endete vergangene Woche ein Prozess im Kontext der rechten Anschlagsserie in Neukölln. Ein Prozess nicht etwas gegen die Verdächtigen der Anschlagsserie, sondern gegen drei Antifaschisten.

Dossier: NSU
Aarp65
Propaganda
No Nazi

Aktueller Termin in Freiburg im Breisgau

Noise & Electronic Live Music @ KTS Freiburg

Es wird laut, noisy, experimentell, harsh und brutal. Grodock, Der verlorene Faden, Peace Generator und Al Akxa sind auf Tour und nimmt dich mit in die Katakomben der elektronischen Musik. Nach dem Konzert lohnt sich das Bleiben. ...

Freitag, 24. März 2023 - 20:00 Uhr

KTS - Kulturtreff in Selbstverwaltung, Basler Straße 103, 79100 Freiburg im Breisgau

Event in Amsterdam

Aman molli: Practice of Modal Music

Freitag, 24. März 2023
- 20:00 -

Joe’s Garage

Pretoriusstraat 43

1092EZ Amsterdam

Mehr auf UB online...

Das Poggioreale Gefängnis in Neapel. (Symbolbild)
Vorheriger Artikel

“Ich danke euch, Genossen, für eure Liebe.”

Italien: Brief aus dem Knast von Alfredo Cospito

Die deutsche Liedermacherin und Lyrikerin Bettina Wegner, 1974.
Nächster Artikel

Bettina

Leben im Exil

Untergrund-Blättle