Warum Wissenschaftler:innen ihre Freiheit riskieren 13 Wissenschaftler:innen in Polizeigewahrsam nach gewaltlosem Klimaprotest in München

Politik

Fünfzehn Mitglieder von Scientist Rebellion, darunter dreizehn Wissenschaftler:innen, sind nach einer Protestaktion in den Ausstellungsräumen der BMW Welt für Luxusautos in München am Samstag in Polizeigewahrsam genommen worden.

Protestaktion in den Ausstellungsräumen der BMW in München am Samstag 26. Oktober 2022.
Mehr Artikel
Mehr Artikel

Protestaktion in den Ausstellungsräumen der BMW in München am Samstag 26. Oktober 2022. Foto: Scientist Rebellion

2. November 2022
2
0
3 min.
Drucken
Korrektur
Dreizehn Personen werden bis Freitag, 4. November, in Gewahrsam bleiben. Zwei verbleiben bis Dienstag und Mittwoch, 1. und 2. November in Gewahrsam. Ein weiterer Wissenschaftler, der bereits am Mittwoch, 28. Oktober in Gewahrsam kam, nachdem er an der Blockade des Odeonsplatzes in München teilgenommen hatte, ist insgesamt für eine Woche ebenfalls bis Dienstag in Gewahrsam.

Unter den inhaftierten Mitgliedern von Scientist Rebellion sind Wissenschaftler:innen der Fachgebiete Mathematik, Physik, Umweltwissenschaften, Informatik, Biotechnologie und Ingenieure für Umweltschutz und Telekommunikation. Die Wissenschaftler:innen nahmen an Protestaktionen teil, um damit grundlegende, sofortige und wirksame Massnahmen zu fordern, die Verkehrsemissionen reduzieren und menschliche Gemeinschaften und das Leben aller vor den aktuellen und künftigen Folgen der Klimakrise schützen.

Sylvain Kuppel, Geo- und Umweltwissenschaftler und Mitglied von Scientist Rebellion: „Als Geowissenschaftler, der zum Wasserkreislauf forscht, bin ich heute hier, weil unsere Länder uns im Stich lassen, obwohl sie sich auf Zusagen geeinigt haben. Dies ist ein ökologischer Notstand. Wir brauchen unverzüglich eine Veränderung.”

Die Wissenschaftler:innen in Arrest sollen am Montag in die Justizvollzugsanstalt Stadelheim oder ein anderes Gefängnis überführt werden, da die Zellen im Polizeigebäude überfüllt seien.

Warum Wissenschaftler:innen ihre Freiheit riskieren

Nathaniel Rugh, Umweltwissenschaftler und Mitglied von Scientist Rebellion: „Das erste von den Staaten vereinbarte Ziel des Klimaschutzes wurde nicht eingehalten. Es gibt keinen glaubwürdigen Weg mehr, unter 1,5 °C zu bleiben. Wir wissen das, weil wir selber Wissenschaftler:innen sind. Weiter öffentlich zu unterstellen, dass die 1,5 °C erreicht werden können, ist nicht länger zu rechtfertigen. Dennoch halten Politiker:innen, führende Akademiker:innen und die Umweltbewegung weiterhin daran fest. Das hat zur Folge, dass schmutzige Industrie und Entscheidungsträger auf falsche Weise ermutigt werden, sich weiterhin einer schneller Dekarbonisierung entgegen zu stellen.”

Gemeinsam mit der Allianz Unite-Against-Climate-Failure fordert Scientist Rebellion die Bundesregierung auf, jetzt sofort zu handeln und Kohlendioxid-Emissionen drastisch zu reduzieren. Scientist Rebellion verweist darauf, dass die Dekarbonisierung des Verkehrssektors ein entscheidender Schritt für die nötige Reduktion der Emissionen ist, und fordert die Einführung eines Tempolimits von 100 km/h auf deutschen Autobahnen sowie die unbefristete Wiedereinführung des 9-Euro-Tickets für den öffentlichen Nahverkehr.

Ausser der Dekarbonisierung des Verkehrssektors fordert Scientist Rebellion zusammen mit Unite Against Climate Failure von der Bundesregierung, dass sie sich bei der Weltbank und dem Internationalen Währungsfond (IMF) dafür einsetzt, den Ländern des globalen Südens die Schulden zu erlassen. Der Schuldenerlass ist dringend notwendig, um den Ländern des globalen Südens den Übergang zur Nachhaltigkeit zu erleichtern und noch mehr Zerstörung und Klimachaos zu verhindern.

Zu den Partnern der zivilen Widerstandskampagne Unite Against Climate Failure, die seit Mitte Oktober 2022 läuft, gehören neben Scientist Rebellion auch Letzte Generation, Debt for Climate, Extinction Rebellion, End Fossil Occupy und Jetzt oder Nie - Eltern gegen die Fossilindustrie.

pm

Über Scientist Rebellion

Wir sind eine Klimaaktionsgruppe mit über 1000 Mitgliedern in 32 Ländern. Unsere Mitglieder reichen von Studierenden bis zu Hochschuldozent:innen, die verschiedene wissenschaftliche Hintergründe und akademische Grade haben. Wir alle sind uns einig, dass Wissenschaftler:innen sich an gewaltfreien direkten Aktionen beteiligen müssen, um die Dringlichkeit der Lage begreiflich zu machen. Während unserer Aktionen zivilen Widerstands tragen wir weisse Laborkittel. Der Climate Emergency Fund unterstützt die Mobilisierung, das Training, den Strukturaufbau und die Aufklärungsarbeit der Scientist Rebellion.