Der Dokumentarfilm «Do Not Resist» Die Militarisierung der Polizei in den USA

Politik

Wer sich Bilder der Polizei auf den Demonstrationen 1968 anschaut und dann bei Protesten heute, dem fällt auf, dass die Beamten heute in ihrer gepanzerten und dunklen Kleidung deutlich martialischer aussehen als früher.

Scharfschütze der SWAT während den Ferguson Riots im August 2014.
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Scharfschütze der SWAT während den Ferguson Riots im August 2014. Foto: Jamelle Bouie (CC BY 2.0 cropped)

16. Februar 2017
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Das macht Eindruck und Kritiker halten dies für eine potenzielle Abschreckung von Demonstranten. Augenfällig wird dies übrigens, wenn man mal mit älteren Leuten, die seit 25 Jahren nicht mehr protestieren waren, auf eine Demo geht. Das Entsetzen in deren Augen macht die Gefahren einer martialischen Polizei überdeutlich.

Die Militarisierung der Polizei ist ein globales Phänomen, aber nirgendwo schreitet sie so rasch und radikal voran wie in den USA. Dort werden tausende ausgemusterte gepanzerte Militärfahrzeuge den lokalen Polizeien zur Verfügung gestellt. Spezialeinheiten, die so genannten SWAT-Teams, werden in den letzten Jahren zur Normalität der Polizeiarbeit. Fast jede Polizeibehörde mit einem Einzugsgebiet von mehr als 50.000 Menschen hat mittlerweile ein SWAT-Team. Sogar kleine Dörfer legen sich die Spezialeinheiten zu. Dabei erinnern ihre Einsätze mit Sturmgewehren und schwerem Gerät mehr an den Häuserkampf im Irak als an normale Polizeieinsätze. Bürgerrechtsorganisationen wie die ACLU kritisieren diese Militarisierung als einen Krieg, der zuhause gegen die eigenen Bürger geführt wird.

Genau diese Entwicklung wird in der neuen Dokumentation “Do not Resist” unter die Lupe genommen.

In den 72 Minuten zeigt Regisseur Craig Atkinson den Einsatz gepanzerter Einheiten gegen Proteste von Black Lives Matter genauso wie Hausdurchsuchungen in vornehmlich schwarzen Gegenden, bei denen vermeintliche Drogendealer, die sich später nicht einmal als kleine Kiffer herausstellen, routinemässig mit Spezialeinheiten bekämpft werden.

In Erinnerung bleibt der Satz der Mutter des vermeintlichen Kiffers: “Ich dachte, dass ein Anti-Terroreinsatz stattfindet. Irgendeine Regierungsangelegenheit.” Dabei finden die Beamten nur einen kleinen Krümel Gras. Sie zerstören beim Einsatz Teile der Wohnung. Und hinterlassen eine fassungslose Familie, die nicht weiss, wie ihr geschieht.

Regisseur Atkinson, dessen Vater selbst bei der Polizei war, besucht Ausbildungslager, Polizeimessen und beobachtet die Rathausdebatten in Städten, in denen die Polizei aufgerüstet werden soll. Er geht in diesem Film der Militarisierung der Polizei auf den Grund und macht klar, wie unkontrolliert die 40 Milliarden Dollar, die seit dem 11. September 2001 in den USA in die Polizei gesteckt wurden, ausgegeben werden.

Die Doku ist langsam inszeniert, was nicht so ganz zur Vermarktung des Filmes als Doku-Thriller passen mag. Das Thema ist schockierend und spannend genug. So spannend, dass Atkinson sich den Big-Data-Teil hätte sparen können. Denn der deutet zwar die Probleme von Predictive Policing an, bleibt aber oberflächlich. Hier hätte dem Film eine Konzentration auf das Kernthema Militarisierung der Polizei gut getan. Denn da hat der Film seine Stärken und zeigt Bilder, die bislang noch nicht bekannt sind.

Insgesamt ist “Do not Resist” ein wichtiger und guter Film, der Ausmass und Wirkung der Militarisierung der Polizei deutlich macht. Für alle, die sich mit Polizei, Polizeigewalt und Bürgerrechten beschäftigen, definitiv ein Muss. Für die Innenpolitiker hingegen ist der Film eine Mahnung, was passiert, wenn man eine Polizei zu einem militärischen Untersdrückungsapparat aufbaut – und von den Bürgern entfremdet.

“Do not resist” startet am 23.02.17 in ausgewählten deutschen Kinos und wird auch auf bei iTunes oder Amazon Instant Video erhältlich sein.

John F. Nebel

Do Not Resist

USA 2016 - 72 min.

Regie: Craig Atkinson
Produktion: Laura Hartrick
Musik: Michael Stearns
Kamera: Craig Atkinson
Schnitt: Craig Atkinson

Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-NC 2.0) Lizenz.

John F. Nebel

Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-NC 2.0) Lizenz.