Saudis führen im Jemen Krieg mit westlichem Kriegsgerät Fröhliche Weihnachten – mit unseren Waffen

Politik

Wegschauen ist feige: In Jemen hat der Krieg schon über 6000 Menschen getötet. 21 Millionen haben zu wenig Nahrung und Medizin.

Zerstörungen in den Wohngebieten in der Nähe des Berges Attan bei Sanaa durch den Luftangriff vom 20. April 2015 während der Operation Decisive Storm.
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Zerstörungen in den Wohngebieten in der Nähe des Berges Attan bei Sanaa durch den Luftangriff vom 20. April 2015 während der Operation Decisive Storm. Foto: Ibrahem Qasim (CC BY-SA 4.0 cropped)

25. Dezember 2015
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Über den Krieg Saudi-Arabiens gegen die jemenitischen «Rebellen» – mit massiven Bombardierungen, Söldnertruppen am Boden, logistischer Hilfe und Waffenlieferungen aus den USA und Europa – berichten grosse Medien nur am Rand. Soeben wurde gemeldet, dass Friedensgespräche in Magglingen gescheitert oder vertagt wurden.

Nach Informationen in der «New York Times» hat der Krieg in Jemen schon über 6000 Tote gefordert, 21 Millionen Menschen dieses Landes mit 25 Millionen Einwohnern leiden unter Nahrungsmittel-Knappheit und werden medizinisch kaum mehr versorgt. Und der Krieg verdüstere die Zukunft weiter: «Das Sicherheitsvakuum, das der Krieg schafft, erlaubt es dem IS, sich auszubreiten.»

Die Menschenrechtsorganisation «Human Rights Watch» HRW hat bisher vom Westen vergeblich verlangt, die Lieferung von Waffen und Waffen-Ersatzteilen nach Saudi-Arabien zu stoppen. Stattdessen solle der Westen dafür sorgen, dass vermutete Verletzungen von Menschenrechten im Jemen unabhängig untersucht würden.

Im 73-seitigen Bericht «What Military Target Was in My Brother's House: Unlawful Coalition Airstrikes in Yemen» untersucht die HRW detailliert zehn Luftangriffe der Allianz, die höchstwahrscheinlich gegen Völkerrecht verstossen und bei denen zwischen April und August 2015 mindestens 309 Zivilisten getötet sowie mehr als 414 verletzt wurden. HRW hat keine Kenntnis davon, dass Saudi-Arabien, andere Mitglieder der Allianz oder die USA diese oder andere mutmasslich unrechtmässigen Angriffe untersucht oder die Opfer beziehungsweise ihre Familien in irgendeiner Form entschädigt haben.

«Human Rights Watch» hat vor Ort in den Gouvernements Ibb, Amran, Hajja, Hodaida, Taizz und in der Hauptstadt Sanaa recherchiert. Hierbei wurden Gespräche mit Opfern, Zeugen und medizinischem Personal geführt. Die Luftangriffe trafen Wohnhäuser, Märkte, eine Fabrik und ein Zivilgefängnis. In all diesen Fällen hat HRW entweder kein offenkundiges militärisches Ziel ausmachen können oder ist zum Schluss gekommen, dass beim jeweiligen Angriff kein Unterschied zwischen Zivilisten und militärischen Zielen gemacht wurde.

Augenzeugenbericht

«Als ich zum Haus kam, war die Luft noch immer voller Staub und alles war von einer Ascheschicht bedeckt», so Muhammad Saleh al-Qihwi, dessen Haus im April 2015 bei einem Luftangriff auf die Stadt Amran zerstört wurde. «Asmas Kopf lag offen und ihr Bein blutete. Ihre zweijährige Tochter Hyam lag auf ihrer Schulter, ihr Kopf war eingeschlagen. Ihre andere Tochter Hasna, die 7 alt ist, rief ‚Baba' (Vater). Ihr Haar und ihre Haut waren von Asche bedeckt und sie hatte schwere Verbrennungen. Ihr Vater, mein Bruder Muhammad, hatte geschlafen, als der Angriff losging, und das Dach stürzte auf ihn. Als ich ihn aus den Trümmern zog, lief Blut aus seinem Ohr. Er war bereits tot.»

Saudis führen Krieg mit westlichen Waffen

Der jüngste Waffenverkauf der USA an Saudi-Arabien belief sich zur Freude des militärisch-industriellen Komplexes auf 1,29 Milliarden Dollar. Darunter viel präzisionsgelenkte Munition, die sich zum Kaskadentöten besonders eignet. Der US-Kongress habe die Lieferung dieser Waffen lediglich um 30 Tage verzögert, kritisiert die «New York Times».

Mireille Mata / Infosperber