2000 Zeichen abwärts Schrei nach Kapitulation
Kultur
Tag ein, Tag aus dasselbe Theater: ständig reüssieren, sich präsentieren müssen; und doch permanent dem Untergang geweiht sein: Das Leben als bürgerliches Konkurrenz-Subjekt ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Die Warengesellschaft sorgt dafür. Doch was dagegen tun?
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4. November 2007
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Korrektur
Zwar ist er normalerweise überwiegend negativ besetzt, denn Aufgeben tun bekanntlich ja nur Loser, doch (oder gerade deswegen! ) lässt er sich auch gesellschaftskritisch umdeuten. Kapitulation, wie “Tocotronic” argumentieren, kann als Bruch mit dem Status quo sehr befreiend sein, sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Unter Umständen wird damit – wie bspw. ein Blick auf die Vergangenheit offenbart – sogar etwas Furchtbarem ein Ende gesetzt.
“Im Anfang ist der Schrei”, so benennt John Holloway den Dissens als Ausgangspunkt von Verweigerung und Reflexion. Kapitulation als Nicht-mehr-weiter-Machen meint im Grunde das Gleiche, ist jedoch eine viel fragilere Position. Da ihr von vornherein die Machtfrage entrückt ist, eröffnet sich, indem sie ihre eigene Schwäche mitdenkt, ein anderer, tendenziell subtilerer Blickwinkel auf die Welt. Das ist zugleich ihre wesentliche Stärke. Aus Kapitulieren wird Rekapitulieren, sich der prekären Lage bewusst zu werden. Damit wäre der erste wichtige Schritt getan. Anschliessend kommt es “nur” noch darauf an, welche Schlüsse daraus gezogen werden, denn die blosse Verweigerung alleine stellt noch keine emanzipatorische Perspektive her.