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Punk Szene Schweiz: Güllens Grabenhalle Gigs 1984 bis 1990 (Teil 1)

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Aufbruch, Kampf, Dialog, Befreiung und Vernetzung der St.Galler Jugendbewegungen Punk Szene Schweiz: Güllens Grabenhalle Gigs 1984 bis 1990 (Teil 1)

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Kultur

Mit Teufelskraut Ltd. & Jogis Skunk-Shrunk-Spaice-Jahren gegen die Ruhe in der östlichen Provinz.

Die Punk Band „Wir Kinder vom Bahnhof Klo” am 28. August 1983 bei der Stadtautobahn vor dem «Tunnel-Eingangsportal Ost» in St.Gallen.
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Die Punk Band „Wir Kinder vom Bahnhof Klo” am 28. August 1983 bei der Stadtautobahn vor dem «Tunnel-Eingangsportal Ost» in St.Gallen. Foto: Christian Braun

Datum 10. Mai 2025
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Alex Spirig, seit 1973 Geschäftsführer des unabhängigen Schallplattenladen Bro Records (Geschlossen Januar 2025) in St.Gallen und Lurker Grand, Punk der ersten Stunde, gründeten Teufelskraut Ltd. mit dem Ziel, einen Punk Sampler zu veröffentlichen und Konzerte zu veranstalten. Zuerst erschien 1982 der Sampler «SURPRISE ATTACK» unter Beteiligung Schweizerr und Österreicher Punk Bands. Für die Konzerte gab es keinen geeigneten Raum in der Stadt St.Gallen. Also musste auf andere Örtlichkeiten in der nahen wie fernen Umgebung ausgewichen werden.

1982

So zum Beispiel nach Feldkirch, im benachbarten Vorarlberg. Dort organisierten wir mit Freunden einige chaotische Konzerte im Jugendhaus «Graf Hugo» mit befreundeten Bands wie Einbahn, Dogs of War, Vex, Ex Chaos später Null Koma Nichts, Pöbel, C.I.A, R.A.K. u.s.w.

Am 12. September veranstalteten wir eine recht grosse Kiste mit den Inhabern des Musik- und Klamotten-Ladens Jamarico aus Zürich unter dem Motto «Live - Punk from five countries» in der Kulturfabrik Wetzikon: Ein Punk Festival mit The Insane aus Wigan (UK), Napalm aus Hamburg (BRD), Micky und die Mäuse aus dem Raum Zürich/Entenhausen, Negative aus Sissach und Null Koma Nichts aus Feldkirch (A). Lurker gestaltete das Plakat für das Festival gleich selbst, und zwar anhand eines Urlaubsfotos von Mäck, dem Sänger von Micky und die Mäuse.

Die britischen Musiker von The Insane wurden von Pepino Bänziger vom Jamarico am Hauptbahnhof in Zürich in Empfang genommen und man schien sich zu verstehen, so das Teufelskraut Ltd. in den beiden folgenden Jahren gleich zwei weitere Konzerte mit ihnen organisieren sollte. Ihr Schlagzeuger Dave Ellesmere äusserte sich vor einigen Jahren in einem Interview im deutschen Ox-Fanzine wie folgt über diese Zeit: "Es war fantastisch, mit dem Zug zu reisen, vor allem durch die Schweiz. Es war ein grosses Abenteuer für uns drei Musiker, die nie davor im Ausland gewesen waren. Alles war neu für uns. Die Leute, die wir trafen, waren super drauf und die Aufritte waren alle perfekt organisiert mit sehr guter Promtion vorab. Im Jahr darauf organisierten wir unsere erste Headliner Tour durch Europa."

1983

Unter dem Slogan «Surfin'» ging am letzten August-Sonntag (28.8.) auf dem Gelände der noch nicht fertiggestellten Stadtautobahn vor dem «Tunnel-Eingangsportal Ost» ein absolut verrücktes Punk Festival mit den beiden St.Galler Bands Adonaï und Wir Kinder vom Bahnhof Klo über die Bühne. Mit dabei waren abermals The Insane als Headliner und Null Koma Nichts, ausserdem Abgas aus Kreuzlingen und die Nichtsnutze (?). Laut Gary SinNLos von Abgas dauerte es ewig, bis die Anlage bereitstand. Abgas spielten als erste Band in der prallen Sonne am Nachmittag vor kaum vorhandenem Publikum. Die wenigen Erschienenen bestanden mehrheitlich aus Freaks und den unterschiedlichen Punk-Fraktionen. So war es nicht verwunderlich, dass es während des Festivals zu etlichen bösen Schlägereien kam. Am Ende konnten dennoch alle Bands ihr Set zu Ende spielen.

Nach dem Konzert der Residents (USA) im Volkshaus Zürich im Herbst dieses Jahres wanderte Lurker für die kommenden 14 Jahre nach New York aus. Er war aber immer wieder mal für kurze Zeit zugegen und hielt so den Kontakt zu den Jungs von Teufelskraut Ltd.

1984

In der Band Wir Kinder vom Bahnhof Klo spielten die Gebrüder Tom und Christian aka «Krieg» Rechsteiner. Sie gründeten daneben die Firma «R+R PA-Verleih Rechsteiner + Rechsteiner», die von nun an die Technik für die Teufelskraut Ltd.-Konzerte zur Verfügung stellte. Und wie es sich bald zeigen sollte, konnten sie ihre Technik auch für etliche andere Konzerte in einem neuen Veranstaltungsort in der Stadt St.Gallen zur Verfügung stellen. Dank dem Verhandlungsgeschick der «IG Aktionshalle Graben» wurde 1983 die Abstimmung für einen dreijährigen Probebetrieb der Grabenturnhalle gewonnen und das Gebäude konnte als Veranstaltungsort am 5. Mai 1984 Eröffnung feiern. Schon bald fanden bis heute unvergessliche Abende in der Grabenhalle statt, wie das Konzert der Band Television Personalities mit Frontmann Daniel Treacy am 13. September.
Den Gig der Londoner Band organisierten Felix Kälin und Daniela Bertin mit Hilfe von Thomas Zimmermann, der nach eigener Aussage gegen 100 Konzerte der TV Personalites vermittelte. Im Vorprogramm spielten Go! Service (UK) und die deutschen Guitar-Rock-Garage-Surfer Fenton Weills aus Altena, Nordrhein-Westphalen. Lurker promotete das Konzert mit einer Installation im Schaufenster des Bro Records und Felix & Daniela gestalteten als Promo zwei Plakate und vier Sticker-Flyers. Die Punk-Fraktion war an dem Abend auch zugegen und nervte die Musiker gewaltig, da sie konstant und lautstark ihren bis anhin bekanntesten Song Part Time Punks einforderte.

Erst fast am Schluss des Sets spielte ihn die Band dann endlich, wobei die meisten die Ironie des Songs sowieso nicht verstanden hatten. Einer von vielen komischen Momenten an diesem Abend war nach Marcel Elseners Erinnerung etwa der Moment als Jowe Head, das Mergelmännchen mit den langen Halbschuhen am Bass der TV Personalities, sagte: "Oh, you Swiss people, throw me all your money!" Und dazu sein schiefes Grinsen aufsetzte.

Derweil Daniel Treacy, ihr Frontmann, schon damals entnervt Part Time Punks-Wünsche zurückweist und sarkastisch Anarchy in the UK anstimmt. Die Setliste bestand aus folgenden Songs: King And Country, Silly Girl, Look Back In Anger, 'All The Things I Never Said To You', Three Wishes, La Grande Illusion, A Picture Of Dorian Gray, Geoffrey Ingram, Then God, Snaps His Fingers, This Angry Silence, If I Could Write Poetry, The Painted Word, Part Time Punks, Jackanory Stories, I Know Where Syd Barrett Lives und als Abschluss das Medley mit; Intersteller Overdrive, Set The Controls For The Heart Of The Sun, I'm Waiting For The Man, Louie Louie, Day Tripper, Das Model, I Can See For Miles, Silver Machine, Blue Monday, Painter Man.

Am 15. September – nur zwei Tage nach dem Konzert von TV Personalities – ging endlich der erste Anlass von Teufelskraut Ltd. in der «Grabenhöhle» über die Bühne. Neben der kalifornischen Hardcore-Punk-Band Toxic Reasons, dies war ihre erste Europa-Tour und ihr einziges Konzert in der Schweiz, (eine Live-Kassette erschien auf SM Tape/Zürich) konnten abermals The Insane verpflichtet werden. Dazu kamen Miscast aus Aarau, eine der ersten Hardcore-Punk-Bands aus der Schweiz. Lurker war für diese beiden Konzerte in der Grabenhalle wieder kurz im Land.

1985

Jetzt gesellten sich neue Typen zu Teufelskraut Ltd.. Dani «Woodli» Waltenberg, Christian «Chrigel» Braun, Thomas «Tom» Frey und auch Christian «Disco» Neyer. Sie werden in den kommenden Jahren mit Alex noch einige Konzerte aufgleisen.

So spielten beispielweise am 12. Februar die britische Neo-Rockabilly-Band Restless (nicht zu verwechseln mit den Restless aus der Region Baselland) und im Vorprogramm die Bad Catz aus dem Tessin in der Grabenhalle auf (ein Live-Mitschnitt erschien als Kassette auf dem Label von Teufelskraut Ltd.). 1980 erschien das erste Album der Königskatzen Stray Cats und dies sollte auch in der Schweiz ein richtiges Rockabilly-Revival auslösen. Als sie in den drauf folgenden Jahren einige energiegeladene Konzerte hierzulande gaben war es klar das bei Teufelskraut Ltd. solche Bands organisiert werden mussten.

Am 2. März folgte die West-Berliner Fun-Punk-Band Die Schlimmen Finger. Es war ihr erster Auftritt ausserhalb von Berlin. Im Vorprogramm traten Sex and the Brain aus dem Ländle auf, die sich allerdings danach auflösten. Chrigel erinnert sich: "Woodli lebte um 1984 für kurze Zeit in Berlin, wo er in einem Plattenladen arbeitete. Dort schloss er Freundschaft mit Tom Kietzer, dem Gründer und Sänger der Schlimmen Finger. Kurz nach seiner Rückkehr arbeitete Woodli im Bro. Durch die Freundschaft zu Tom und den Fingern entstand die Idee, die Band nach Güllen zu holen. Da die Berliner zum ersten Mal in der Schweiz waren, wurde die Reise verlängert und so konnte auf der Schwägalp die Schneeballtauglichkeit des Appenzeller-Schnees getestet und zum Abschluss in der Landsgemeinde-Stube «Kafi-Schnaps» geschlürft werden. Auf der Heimfahrt wurden Freunde vom Der Böse Bub Eugen in Schaffhausen besucht. Es gab bei Rämis Mami Kartoffeln und Apfelkuchen zum Znacht." (Ein Live-Mitschnitt des Konzerts erschien wiederum als Kassette auf Teufelskraut Ltd.)
Am 15. Mai war Lurker erneut für kurze Zeit in der Stadt und organisierte mit Alex und Chrigel das Konzert mit der bekannten Stuttgarter Punkband Normahl. Dies wurde vom hiesigen Zack Studio aufgenommen, welches noch heute existiert. Ein Jahr später erschien auf «Mülleimer Records» ein Mitschnitt vom Konzert als Vinyl Album unter dem Titel «Live in Switzerland», was Lurker erst Jahrzehnte später herausfinden sollte. Man kann sich vorstellen warum sie die Platte nicht «Live in Güllen» nannten. Als Vorband spielte die Hardcore-Punk-Band Maniacs aus dem hessischen Rotenburg und die einheimischen Nervengas aus Chur (ehemals Kie-13). Laut Alex war ursprünglich ein Gig mit Slime aus Hamburg geplant. Doch diese hatten sich im Jahr davor aufgelöst, was wir jetzt erst erfuhren. Da Kumpel Reto Stoller ein riesiger Normahl-Fan war, wurde auf sie zurückgegriffen – zur nachträglichen Freude aller.

Zwei Tage darauf, am 17. Mai, spielten die Dark Metaller Celtic Frost aus dem Raum Zürich ihr allererstes Konzert überhaupt. Als Vorgruppe war Astaroth aus Rom vorgesehen, die aber kurzfristig absagten. Die Plakatvorlage wurde von Erich Keller gestaltet und Alex pappte einfach das Logo von Teufelskraut Ltd. drauf. Gedruckt wurde das Plakat wie immer von Röbi (Druckerei Schwalbenverlag), dieses Mal in sehr edlem gold-schwarz. Heute hat das Plakat Kultstatus und wird für viel Kohle gehandelt. Da Normahl nur zwei Tage vorher in der Grabenhalle spielten, wurde die Musikanlage einfach stehen gelassen und kam abermals zum Einsatz. Anschliessend spielten Celtic Frost einige Konzerte in Deutschland, im Dezember absolvierten sie weitere Auftritte in Kanada und kehrten am 27. Dezember für den letzten Gig des Jahres in die Grabenhalle zurück. Als Vorgruppe traten dieses Mal die beiden Schweizer Trash-Metal-Bands Messiah und Drifter auf. Erich Keller, der auch das Fanzine «Megawimp» mit herausgab, organisierte dieses Konzert ohne uns.

Doch bevor Celtic Frost das Jahr mit dem zweiten Grabenhallen-Auftritt abschlossen, spielten am 29. Juni Neurotic Arseholes aus Minden (BRD), Negazione aus Torino (IT) unterstützt durch die einheimischen Bands The Smash aus Bischofszell, Süsse Nüsse aus Winti, Weetabix (ehemals Bullvix) aus Freienbach und Condenser (?) in der Grabenhalle.

Auf dem Rückweg von Deutschland kamen Negazione am 6. Juli nochmals auf den «Illspitz» nach Vorarlberg. Disco erinnert sich: "Wir fuhren damals teilweise sehr weite Wege um Bands zu sehen, denn in Feldkirch bzw. Vorarlberg fanden (nachdem wir Jugendliche im Jugendhaus «Graf Hugo» Hausverbot bekamen) keine Punk-Konzerte mehr statt. Das wollte ich ändern. Passende Räumlichkeiten waren aber nicht zu kriegen, bis uns von der Stadt Feldkirch der «Illspitz» (am Arsch der Welt) angeboten wurde: Hauptsache die Punks sind weit weg vom Stadtzentrum! Das Ganze habe ich dann zusammen mit der «Neustadt»-Crew aufgezogen. Wir haben am «Illspitz» an einem Mittwoch unsere Zelte aufgeschlagen und bei schönstem Sommerwetter und mit viel Spass alles - zugegebenermassen sehr dilettantisch - aufgebaut.

Das Konzert fand am Samstag statt und es schüttete wie aus Kübeln. Für mich war es das erste Konzert, das ich veranstaltete. Alex hat, wenn ich mich richtig erinnere, Negazione und die Hardcore-Punk-Band Deadlock aus Holland organisiert und ich Torpedo Moskau aus Hamburg und die Dead Nittels aus Wien. Die PA kam von Tom Rechsteiner. Er hat auch den Sound gemischt und aufgenommen. Die Aufnahmen habe ich eins zu eins auf eine Kassette kopiert, ein (Punk)-Tape mit Dead Nittels und Torpedo Moskau sowie ein zweites mit Negazione und Deadlock. Das Cover hat Wolfgang (Klepto) Gadler gezeichnet. Ans Konzert kamen gut 100 Leute. Der Abend war geil und ich habe anschliessend mit meinem Lehrlingsgehalt über mehrere Monate das entstandene Minus abstottern dürfen."

Jogis SKUNK-SHRUNK-SPAICE-Jahre

Jogi Neufelds Sozialisation beginnt mobilitätsbedingt in «Xi-Berg». Väterliche Freunde fahren den Teenage-Modepunk jedes Wochenende in den «Notausgang» nach Dornbirn, wo die lokale New Wave Szene (und jede erdenklich andere Jugendkultur) von Lochau bis Frastanz cool im verlängerten Wohnzimmer abhängt. Da darf die Rheintaler Achse St.Margrethen-Altstätten-Buchs nicht fehlen! Jedes Konzert im «Konkret» in Hohenems, im «Spielboden» in Dornbirn und in der «Remise» Bregenz wird ab Mitte der 1980er besucht. Die Konzerte sind von ausgesuchter Exzellenz und spornen dazu an, selbst zu veranstalten: Hüsker Dü, Henry Rollins, Swans, Blurt, The Jesus Lizard, und JEDES Band-Package aus dem SUB POP-Stall. Die original Feldkircher CHAOS Punks werden bestaunt und gefürchtet.

Nach Jogis ersten DJ-Engagements im von Didi Tomaselli und Kurt Hartmann geführten «Notausgang» muss natürlich auch die eigene Band her: UP!ARTS (1986-87), Buzzcocks im Herzen und Jam im Blut. Ein Fanzine, um der bäuerlichen Umgebung zu entfliehen und über internationale Bande mit Gleichgesinnten zu knüpfen, gibt es ja schon: Skunk 1-4 (1984-86), später gesundgeschrumpft zu Shrunk 1-2 (1987-88). Es schreiben neben Initiator Jogi die Gebrüder Elsener, Boiled Stanley Marcel, die Instanz für den nächsten Scheiss aus GB, Boiled Tom, der angry young man für die USA, Rämi, RafK, Matthias (der heutige St. Galler Stadtrat Mathias Gabathuler) von Perfumed Garden und viele neue Freds (Freunde). Der Austausch mit anderen Provinz-Szenen wird gepflegt ist in vollem Effekt: Romanshorn, Schaffhausen, Winti, Lenzburg und Biel.

Um Konzerte spielen zu können, muss man auch selber welche organisieren. Macht ja sonst keiner. Am 2. Februar füllt der Held aller Dorfpunks Der Böse Bub Eugen aus Thayngen den Galluskeller in Rorschach, im Vorprogramm The Plebs, die Kanti-Stranglers vom Bodensee. Das Plakat wurde selbstverständlich auch gleich selbstgestaltet.

Jogi riecht Lunte: Er ist nicht allein in der Ostschweiz! Erste zarte Pogo-Versuche gibt es bei den Schlimmen Fingern exakt einen Monat später in der Grabenhölle, einer Ausgeburt der «Teufelskraut Gang», die vom Bro aus gesteuert wird. Schon seit Jahren hatte Jogi sich jeden Mittwochnachmittag an die Autobahnauffahrt Au gestellt, um das Zuggeld zu sparen und anschliessend im Bro, dem Mittelpunkt der Welt und Treffpunkt aller Grabenhallen-Gänger, gleich wieder für schwarzes Gold auszugeben. Die besuchten Grabenhallen-Konzerte wurden selbstverständlich umgehend in den eigenen Fanzines besprochen. Darunter fallen TV Personalities, Stephan Eicher, Blue China, Nikki Sudden und viele unbekannt gebliebene Bands. Unverzeihlich verpasst wurden Celtic Frost und The Wipers.

Zu den regelmässigen Besuchern solcher Konzerte gehört die Punk-Fraktion aus Feldkirch, die ihre Konzertbesuche jeweils mit einem Abstecher in den Bro Records verbindet. An einem der Konzerte wird der Weg zwischen Plattenladen und Turnhalle von «Xi-Berg-Punx» über die parkenden Autos abgekürzt. Da kann auch Matias Stebler, der selbsternannte Mann fürs Grobe und guter Beschützergeist aller Punker und Hippies nichts gegen die verhaftenden Polizisten ausrichten: Es sind ja keine Skins, die er sonst gerne mit ausgegrabenen Verkehrsschildern vertreibt. Mathias war ein Mann der Tat. Kein Schwätzer. Sei es als Security, sei es für anfallende Arbeiten oder auch als Mitveranstalter von verschiedenen Konzerten. Wäre Matias nicht gewesen, hätten einige Konzerte im Chaos oder mit veritablen Schlägereien geendet. Einer, der ebenfalls immer dabei war und des Öfteren eine auf die Backe kriegte, ist Bobby Moor. Bobby ist auch der Einzige, der regelmässig beim Putzen der Halle hilft, während die anderen Freunde an der Bar stehen und blöde Sprüche klopfen.

Jogis Lieblingsbands spielen aber nicht in der Grabenhalle auf. Also: DIY! Die Neo-Sixites-Welle hat Jogi fest im Griff und dieVeranstaltungsreihe lautet ähnlich wie das Fanzine: Skunk präsentiert:

Ende 1985 organisierte Jogi sein erstes Konzert in der Grabenhöhle. Als Headliner spielen die Genfer The Needles ihren ersten Auftritt in der Deutschschweiz. Unterstützt werden sie von zwei Ostschweizer Bands mit den gleichen Paisley-Hemden: The Magic Mushrooms (SH), ebenfalls «dedicated» Fanzine-Macher, und The Perfumed Garden, die aus The Plebs hervorgegangenen und Schulfreunde von Jogi waren. Die Wahl des Konzertdatums ist perfekt: 28. Dezember – es ist was übrig vom Weihnachtsgeld.

Lurker/Jogi/Alex/Pius/Disco/Pat

Auszug aus der Publikation "Güllens Grabenhalle Gigs 1984 bis 1990".