Dokumentarfilm von Dietmar Post und Lucía Palacios Deutsche Pop Zustände

Kultur

Ein Dokumentarfilm über das Zusammenspiel von Popkultur und rechter Ideologie, der die Entwicklung nationalistischer Musik seit den späten 1970er Jahren in Deutschland reflektiert.

Die Band Frei.Wild bei ihrem Liveauftritt auf dem Festival Alpen Flair 2012 in Natz-Schabs in Südtirol (Italien).
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Die Band Frei.Wild bei ihrem Liveauftritt auf dem Festival Alpen Flair 2012 in Natz-Schabs in Südtirol (Italien). Foto: Philipp Burger (CC BY-SA 3.0 unported - cropped)

2. November 2015
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Jahrzehntelang galt Popkultur als modern und emanzipatorisch, längst aber ist sie Teil der gesellschaftlichen Mitte und hat sich merklich nach rechts geöffnet: Die Übergänge zwischen Mainstream und neonazistischen Ideologien sind inzwischen fliessend.

Im ersten Bekennervideo des NSU werden die Songs "Am Puls der Zeit" und "Kraft für Deutschland" der populären Rechtsrock-Band "Noie Werte" zur musikalischen Untermalung des Gezeigten verwendet. Musik spielte im NSU um Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe eine zentrale Rolle. Von ihnen ist bekannt, dass sie in der subkulturell geprägten neonazistischen Szene politisiert wurden und häufig auf Konzerte gingen.

Die rechtsextreme Musikszene, speziell das Netzwerk um "Blood & Honour", hat später die untergetauchten mutmasslichen NSU-Terroristen unterstützt. Die Szene baut zunehmend auf die mobilisierende Wirkung der Musik. Eine Idee, die sich auch die NPD zu eigen machte: Seit 2004 sucht sie "die Herzen von Jugendlichen durch Musik zu erobern", indem sogenannte Schulhof-CDs an deutschen Schulen verteilt werden. Bis heute beschreiben diese CDs sehr genau den ideologischen Ist-Zustand rechter Musik.

Der Dokumentarfilm von Dietmar Post und Lucía Palacios zeichnet diese Entwicklungen nach und stellt Verbindungen zu sozialen und politischen Entwicklungen in Deutschland seit den späten 1970er Jahren bis in die Gegenwart her. Ähnlich wie in ihrem von ZDF/3sat koproduzierten pop-historischen Dokumentarfilm "Monks - The Transatlantic Feedback", der 2008 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, arbeiten die Autoren auch in ihrem neuen Film mit Gesprächen, akribisch recherchiertem Archivmaterial und kommentarlos.

Für ihren Film haben sie Poptheoretiker und Soziologen, Musiker und Label-Vertreter sowie einen Aussteiger aus der rechten Szene und einen Ausstiegsberater mit einer umfangreichen Sammlung musikalischer Beispiele besucht und diese von ihnen analysieren, kommentieren und einordnen lassen.

plp