Die rebellische Kraft des Reggae Bob Marley: Revolution

Kultur

Während in der Bundesrepublik die dogmatischen linken Strömungen an Bedeutung einbüssten, wurden die Rastas, begleitet von den Klängen Bob Marleys ein populäres Sinnbild rebellischer Haltung.

Bob Marley live in Concert.
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Bob Marley live in Concert. Foto: Paul Weinberg (CC BY-SA 3.0 unported - cropped)

16. März 2016
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In seinen Reggaes wird jedoch eher selten direkt von Revolution geredet. Es verstörte sogar, wenn dies wie in dem ausgesuchten Text von der LP "Natty Dread" geschah. Wo aufwiegelnd Veränderungen ausdrücklich an revolutionäre Kämpfe geknüpft werden. Sonst steht im Vordergrund eine spirituelle Haltung, die in Jamaika verbreitet ist und sich auf äthiopische Ursprünge stützt. Für Auftreten und Gestus der Rastafaris hat Musik eine grosse Bedeutung. In unseren Breiten vermittelt sie vor allem ein exotisches und auch rebellisches Lebensgefühl.

Robert Nesta Marley, wie Bob mit vollem Namen hiess, konzentrierte seine Hoffnungen bereits früh auf die Musik, um sein Leben zu "revolutionieren". Sie sollte ihm einen Ausweg aus den Verhältnissen ermöglichen, in die er als Sohn eines englischen Marineoffiziers und einer geborenen Jamaikanerin im Februar 1945 geboren wurde.

Nach einem wenig geglückten Start als Musiker, hatte Marley seit 1964 zusammen mit Peter Tosh, Bunny Wailer u.a. als "Wailing Wailer" zahlreiche Hits in Jamaika. Bis er eine Zeit lang zu seiner Mutter in die USA geht. Nach seiner Rückkehr arbeitet er wieder mit den Wailers und Lee "Scratch" Perry. Sie schufen Songs die wegweisend für die Weiterentwicklung des Reggae waren.

In der Karibik waren Marley und die Wailers Anfang der siebziger Jahre schon sehr populär, aber international noch unbekannt. Sie produzierten in vergleichsweise bescheidenen Studios und hatten nur sehr beschränkte Vertriebsmöglichkeiten, bis sie von der internationalen Island Record einen Plattenvertrag bekamen. Reggae auf einem Poplabel, das war eine "Revolution". Die erste LP "Catch a Fire" 1972 war nach internationalen Massstab schön aufgemacht und international sehr erfolgreich. Ebenso die folgenden Alben, die viele Hits in den USA, in Grossbritannien und europäischen Ländern brachten.

Mitte der siebziger Jahre als "Natty Dread" erschien (1975), besuchte Marley und seine Gruppe Europa. Er verbreitete den Reggae mit seinem Lebensgefühl auf Openair Konzerten nachhaltig. Trotz der grossen Erfolge war Marleys Stellung auch in Jamaika keineswegs unumstritten. Nach einem Anschlag auf ihn, der ihm fast das Leben gekostet hätte, verliess Marley 1976 das Land und kehrte erst 1978 wieder zurück. Er kam in einer politischen Mission, die ihm nun des öfteren angetragen wurde. Er sollte vor Premierminister (Michael Manley) und Oppositionsführer (Edward Seaga) ein One Love Peace Concert geben.

Inzwischen hatte er sich einen starken internationalen Ruf erworben. Er besuchte erstmals Kenia, Äthiopien und sang 1980 bei der offiziellen Unabhängigkeitsfeier in Zimbabwe. In seiner Heimat erhielt er den dritthöchsten Orden, für seinen Beitrag zur Kultur des Landes. Das war bereits kurz vor seinem überraschenden Tod. Der ihn wenige Monate nach einem im Gehirn diagnostizierten Tumor aus seinen musikalischen und gesellschaftlichen Aktivitäten herausriss. Zuletzt war er auf einer Europa Tournee und gab einige Konzerte in den USA. Marley starb in einem Hospital in Miami im Mai 1981.

Er wurde nach seinem Tod mit einem Staatsakt auf Jamaika geehrt. Ein Mausoleum entstand für den sechsunddreissigjährigen an seinem Geburtsort. Aus seiner Musik spricht nach wie vor die rebellische Kraft des Reggae, die wenig an Anziehungskraft eingebüsst hat.

Artikel aus: Graswurzelrevolution Nr. 249, Mai 2000, www.graswurzel.net