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Operation Olympus – White House Taken | Untergrund-Blättle

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Politthriller von Uwe Boll Operation Olympus – White House Taken

Kultur

Eine Familie und ein verbrauchter Cop müssen ein Attentat auf den Präsidenten verhindern. Für einen Film von Uwe Boll ist das erstaunlich zahm und gediegen. Für einen Fan vergleichbarer Streifen geht Operation Olympus – White House Taken aber in Ordnung.

Uwe Boll am Filmset von «Dungeon Siege» in den Studios von Vancouver.
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Uwe Boll am Filmset von «Dungeon Siege» in den Studios von Vancouver. Foto: Jeff Hitchcock (CC BY 2.0 cropped)

16. Februar 2014
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Der Präsident ist da, der Präsident ist da! Was hierzulande niemanden mehr vom Fernseher weglocken würde, ist in den USA immer noch eine grosse Sache – vor allem für so eine kleine Stadt wie Suddenly. Doch ebenso gross ist auch die Gefahr, dass jemand die Gelegenheit nutzen und einen Anschlag auf das Staatsoberhaupt planen könnte. Um das zu verhindern, gehen Mitglieder des Geheimdienstes von Haus zu Haus, prüfen die Schwachstellen, befragen die Bewohner.

Auch Ellen (Erin Karpluk) erhält auf diese Weise Besuch von einigen schwarz gekleideten, äusserst ernst dreinblickenden Herren. Was die Witwe jedoch zu dem Zeitpunkt nicht ahnt: Barren (Dominic Purcell) und seine Männer stehen gar nicht im Dienst des Präsidenten. Im Gegenteil: Die vermeintlichen Agenten haben vielmehr selbst vor, diesen umzubringen. Nun liegt es an Ellen, ihrem Sohn und ihrem Vater, das Unheil noch abzuwenden – was bei einer derart laienhaften Antiterroreinheit nicht ganz einfach ist. Zum Glück steht ihnen noch Todd (Ray Liotta) zur Seite. Der ist zwar schon etwas abgehalftert und hat ein unübersehbares Alkoholproblem, verfügt aber immerhin als Irakveteran über Kriegserfahrung.

Weitaus überraschender als die Entlarvung der vorgeblichen Agenten – das kündigt sich früh genug an – ist dass Hauptdarsteller Ray Liotta hier die Seiten gewechselt hat. Sonderlich sympathisch oder anspruchsvoll ist seine Rolle zwar auch hier nicht, und ein bisschen zu alt für die Actionszenen ist er inzwischen auch. Trotzdem ist es irgendwie schön, den Schauspieler ausnahmsweise mal nicht als schmierigen Gangsterboss sehen zu müssen, wie zuletzt in Killing Them Softly oder The Iceman.

Ansonsten wird Standard geboten, sowohl im Bezug auf die Geschichte als auch auf die Umsetzung. Nicht nur der Twist, der Rest der Handlung ist ebenso vorhersehbar (bis auf eine dramatische Enthüllung, die es nicht gebraucht hätte), die gelegentlichen Actioneinlagen gehen in Ordnung, die Schauspieler tun, was sie sollen. Und das gilt auch für den Mann hinter der Kamera. Uwe Boll, eigentlich für grottige Videospielverfilmungen berühmt-berüchtigt, wird sicher auch hiermit kein Kritikerliebling werden, dafür ist Operation Olympus – White House Taken letzten Endes zu gewöhnlich und unspektakulär.

Was für Fans des deutschen Regisseurs fast schon wieder enttäuschend sein könnte, denn Trash sucht man hier vergebens. Hier gibt es nichts, das irgendwie heraussticht, nichts über das man sich aufregen könnte. Alles ist gediegen, bewährt, solide, okay. Auf der anderen Seite macht Boll aber auch nichts wirklich verkehrt und sorgt für ausreichend Spannung. Kann man sich anschauen, wenn man Fan vergleichbarer Filme ist.

Dass einem so manches hier bekannt vorkommt, hat übrigens auch damit zu tun, dass Operation Olympus – White House Taken auf einem deutlich älteren Film basiert. Schon 1954 nahmen drei Verbrecher eine Familie als Geisel, um von ihrem Haus aus einen Anschlag auszuüben. Damals schlüpfte Frank Sinatra in die Rolle des Anführers Baron, der Polizist wurde von Sterling Hayden gespielt. Man hat zwar versucht, bei der Geschichte einen aktuellen Bezug herzustellen, aber der ist recht konstruiert.

Oliver Armknecht
film-rezensionen.de

Operation Olympus

USA

2013

-

90 min.

Regie: Uwe Boll

Drehbuch: Raul Inglis

Darsteller: Ray Liotta, Dominic Purcell, Erin Karpluk

Produktion: Devi Singh

Kamera: Brendan Uegama

Schnitt: Tony Dean Smith

Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-NC-SA 3.0) Lizenz.

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