Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith „So stirbt die Freiheit – unter tosendem Beifall“

Kultur

Bei „Star Wars“ scheiden sich die Geister. Aber das ist nichts Besonderes. Man kann darüber streiten, welche der sechs Filme zwischen 1977 und 2005 nun besonders gut oder weniger ansprechend sind.

Star Wars-Kulisse im Disneyland.
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Star Wars-Kulisse im Disneyland. Foto: Christopher Michel (CC BY 2.0 cropped)

17. Mai 2020
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Was man aber kaum bezweifeln kann, ist die Tatsache, dass die Geschichte, die George Lucas über diesen Zeitraum hinweg erzählt hat, in sich homogen ist und nicht vom Pfade der dramatischen, geschlossenen Komposition abweicht. Man kann dies verkürzen auf die Formel: das alte Lied von Gut und Böse wird da in neuer Form erzählt – und doch würde man mit dieser Verkürzung dem Gesamtwerk nicht gerecht (dazu weiter unten).

Der letzte Film dieses Epos – „Die Rache der Sith“ – ist zugleich erzählerisch der Auftakt zum ersten Film, der 1977 viel Aufsehen erregt hatte. Es erzählt von der Verführung der Macht, von den Schlichen und Tücken auf dem Weg in „das Böse“, aber auch von der manchmal grossen Unsicherheit, was denn nun „gut“ und „böse“ ist. Er erzählt von den charakterlichen Stärken und Schwächen vor allem eines Menschen, Anakin Skywalkers, der doch für so viele steht – jedenfalls wenn man eine solche Figur auf unsere Wirklichkeit bezieht. Er erzählt von den Mitteln und Wegen, den Tricks und Künsten dessen, was im Film immer wieder „die dunkle Seite der Macht“ genannt wird. Und erzählt von dem so wichtigen Kapitel im Leben eines Menschen, das da lautet: Ich will etwas Gutes bewirken und bewirke doch das grausige Gegenteil.

Klonkriege beherrschen die Galaxis. Die Republik, bestehend aus dem Senat, dem Kanzler und dem Rat der Jedi, befindet sich seit drei Jahren in einem schrecklichen Krieg mit Separatisten, die von einem dunklen Sith Lord, dessen Schüler Lord Dooku und General Grievous, einer Mischung aus Lebewesen und Maschine, angeführt werden. Sie haben den obersten Kanzler der Republik, Palpatine, gefangengenommen. Ihr Ziel ist klar: Sie wollen die Republik stürzen und ein Imperium, eine Diktatur, errichten.

Der Jedi Obi-Wan Kenobi und sein Schüler Anakin Skywalker machen sich auf den Weg, den obersten Kanzler zu befreien – was ihnen auch mit grosser Mühe gelingt. Als Anakin in einem Zweikampf Lord Dooku besiegt, fordert ihn Palpatine auf, Dooku zu töten. Ein solcher Akt wäre ein Verstoss gegen die Regeln der Jedi, die einen Gefangenen, einen Besiegten nicht töten. Anakin jedoch köpft ihn. Und auch wenn er diesen Verstoss gegen die Jedi-Regeln bereut, lässt er sich schon hier von Palpatine verführen. Mit Mühe und Not können der Kanzler, Anakin und der verletzte Obi-Wan nach Coruscant fliehen. Dort eröffnet die junge Senatorin Padmé Anakin, mit dem sie eine geheim gehaltene Liebesbeziehung hat, dass sie schwanger ist. Anakin kann dieses Glück kaum fassen, doch in der folgenden Nacht und auch später quälen ihn immer wieder Alpträume und schreckliche Visionen. Er träumt von Padmé, wie diese bei der Geburt des gemeinsamen Kindes stirbt. Er geht zu Yoda, dem Jedi, und bittet ihn um Hilfe. Und Yoda warnt ihn vor der Angst, die ihn bemächtigen könnte, vor allem vor der Angst, etwas zu verlieren.

Inzwischen plant der Senat, Palpatine im Kampf gegen die Separatisten mit weiteren Sondervollmachten auszustatten. Obi-Wan und auch Padmé zweifeln daran, ob dies richtig ist; beide sehen in der zunehmenden Macht des obersten Kanzlers eher eine Gefahr für die Demokratie als ein sicheres Mittel im Kampf gegen die Separatisten. Als Palpatine Anakin in einem Gespräch dann auch noch erklärt, er wolle ihn zu seinem Vertrauten im Rat der Jedi machen, kommt es im Rat zu einem Streit, als die Jedi Anakin die Ernennung zum Jedi-Meister verweigern. Anakin ist erzürnt über diese Weigerung, während Obi-Wan den jungen Mann immer wieder davor warnt, allzusehr Palpatine zu vertrauen. Auch Padmé sieht in der Fortführung des Krieges gegen die Separatisten kein geeignetes Mittel, um den Konflikt zu lösen; sie plädiert für Verhandlungen.

Immer weiter gerät Anakin unter den Einfluss Palpatines, von dem er vermutet, ein Sith-Lord zu sein. Palpatine nämlich erzählt Anakin von der dunklen Seite der Macht und ihren angeblichen Chancen, ja, er weiss von Anakins Alpträumen und erzählt ihm, eine Rettung Padmés sei nur möglich, wenn er sich auf des Kanzlers Seite stelle.

Das dies bedeutet, wird bald deutlich. Anakin erzählt dem Jedi Windu von seinem Verdacht, Palpatine könne ein Sith Lord sein. Doch als Windu, nachdem Obi-Wan Grievous im Zweikampf getötet hat, Palpatine mit drei weiteren Jedi aufsucht, um den Kanzler festzunehmen, weil die Jedi spüren, dass Palpatine eine Gefahr für die Republik darstellt, stellt sich Anakin auf die Seite des Kanzlers. Windu, der im Zweikampf Palpatine schon fast besiegt hat und dessen Leben ein Ende bereiten will, wird von Anakin daran gehindert. Palpatine tötet Windu – und entpuppt sich als der Sith Lord, der kurz zuvor Grievous erzählt hatte, der Tod Dookus sei unerheblich, weil er längst einen mächtigen Schüler auf seiner Seite wisse: Anakin Skywalker. Der schwört dem Kanzler / Sith Lord nun die Treue, weil er glaubt, nur durch die Möglichkeiten der dunklen Seite der Macht könnten die Republik und auch Padmé gerettet werden.

Die Rache der Sith nimmt ihren Lauf. Padmé wendet sich von Anakin ab. Obi-Wan kann Anakin nicht mehr zur Umkehr bewegen. Und Palpatine, dessen Gesicht sich während des Kampfes mit Windu zu einer Fratze verzerrt hat, verkündet im Senat die Abschaffung der Republik und die Errichtung eines galaktischen Imperiums. All seine Kräfte verwendet Palpatine nun darauf, die übrig gebliebenen Jedi zu ermorden. Und Anakin wird zu seinem Werkzeug: er tötet die jungen Jedi-Schüler, Kinder, und glaubt Palpatine, dass sich die Jedi gegen die Republik verschworen hätten.

Die Republik ist am Ende. Das Universum wird beherrscht von einer grausamen Diktatur ...

Am Schluss steht der Tod Padmés nach der Geburt ihrer beiden Kinder, die sie Luke und Leia nennt. Verzweiflung hat ihren Lebenswillen getötet. Und Anakin? Ihm erzählt der Sith Lord, Padmé sei tot – getötet durch Anakin selbst, der – schwer verletzt nach einem blutigen Kampf mit Obi-Wan – nun mit der allseits bekannten schwarzen Montur ausgestattet zu Darth Vader geworden ist. Die Jedi setzen alle Hoffnung in die beiden Kinder, die an einigermassen sicheren Orten, getrennt voneinander, aufwachsen sollen, um später den Kampf gegen das Imperium aufnehmen zu können.

Im Gegensatz zu den Episoden I und II, die mich im Hinblick auf die Abstimmung zwischen digitaler Technik und menschlichen Figuren nicht so sehr überzeugt hatten und auch Hayden Christensen in der Rolle des Anakin mich nicht überzeugen konnte, kehrte Lucas in der letzten Folge des Gesamtwerks wieder zurück zu den erfolgreichen drei ersten Filmen, vor allem „The Empire Strikes Back“, was die Homogenität zwischen Tricktechnik, Spiel, Handlung usw. angeht.

Der Abschluss des sechsteiligen Epos überzeugt im Grunde in fast jeder Hinsicht. Die präzise und detailgetreue Abstimmung zwischen Digitaltechnik und Schauspielern, vor allem aber die Tatsache, dass Lucas trotz vehementen Einsatzes der Möglichkeiten der digitalen Technik das Erzählerische ganz in den Vordergrund des Films stellt – das sind Punkte, die – trotz aller auch vorhandenen Unkenrufe – letztlich zu einer positiven Bewertung von „Revenge of the Sith“ führen müssen. Nicht nur das: die durchweg dunkle Grundstimmung des Films und die damit verbundenen tragischen Konflikte und Ereignisse nähern diesen Teil der Saga wieder der klassischen Tragödie an, wie sein soll.

Überhaupt vermitteln die computersimulierten Teile des Films, dass der Einsatz solcher Mittel nicht unbedingt zu einer Art negativen Künstlichkeit führen muss. Die phantastischen Aufnahmen etwa von Coruscant, die Darstellung der Droiden, der Kämpfe usw. beweisen, wie Tricktechnik auf eine Weise eingesetzt werden kann, die dem erzählerischen Primat nicht im Wege steht, sondern es eher unterstützt.

Auch in den fundamentalen (sowohl tricktechnischen wie zeitgebundenen) Unterschieden zwischen den drei zuerst gedrehten Filmen und den drei folgenden sehe ich kein wirklich nennenswertes Problem, was den roten Faden der Gesamtgeschichte angeht. Sicher, die tricktechnischen Möglichkeiten 1977 und 2005 sind extrem unterschiedlich. Doch mich jedenfalls hat dies nicht daran gehindert, das Werk als Gesamtwerk zu sehen, das eine selten da gewesene erzählerische Homogenität aufweist.

Auch von den schauspielerischen Leistungen her gibt es nur wenig zu bemängeln. Hayden Christensen ist für mich nach wie vor zwar keine Optimalbesetzung für die Rolle Anakins. Ich muss aber eingestehen, dass er sich gegenüber der Episode II erheblich verbessert hat. Im grossen und ganzen kann er den inneren Konflikt des Anakin überzeugend darstellen, und nur in einigen Szenen – insbesondere mit Natalie Portman – bleiben (jedenfalls geringe) Zweifel an seinem Talent für derartige Rollen.

Als Schauspieler besonders hervorzuheben sind sicherlich Ewan McGregor, Natalie Portman und Ian McDiarmid – die tragenden Figuren der Geschichte in diesem Film.

Ulrich Behrens

Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith

USA

2005

-

140 min.

Regie: George Lucas

Drehbuch: George Lucas

Darsteller: Hayden Christensen, Ewan McGregor, Ian McDiarmid

Produktion: Rick McCallum

Musik: John Williams

Kamera: David Tattersall

Schnitt: Roger Barton, Ben Burtt