Unseren täglichen Rassismus gib uns heute. Ob nun in den USA oder Europa, überall ist ein Vormarsch der Rechtspopulisten zu beobachten. Die Ausmasse sind dabei natürlich sehr unterschiedlich. Während plumpe Hetze in manchen Ländern für den Präsidententhron reicht, bleibt es hierzulande bei einem Ärgernis, das zwar nicht unterschätzt werden darf, bislang aber keine grösseren Folgen mit sich brachte. Doch was, wenn auf einmal auch bei uns Islamisten Anschläge verüben würden? Wie stark würden die demokratischen Werte halten? Liesse sich der Rechtspopulismus dann noch aufhalten?
Wenn eins zum anderen führt
Nun spielt Sons of Denmark – Bruderschaft des Terrors in Dänemark, nicht bei uns. Und in einem deutlich kleineren Land dürften die Auswirkungen eines solchen Anschlags vermutlich noch einmal ganz anders ausfallen. Dennoch gelingt es dem Film recht gut aufzuzeigen, wie das eine das andere bedingen kann, ganz grundsätzlich. Gewalt an einem Punkt führt zu (rhetorischer) Gewalt an einem anderen. Daraus kann schnell ein Teufelskreis entstehen, wenn beide Seiten die Taten des jeweils anderen für sich nutzen. Dabei macht es nicht einmal einen wirklichen Unterschied, wem von beiden wir zuhören, Nordahl oder dem alten Islamisten, der Zakarias Wut anstachelt. Den Opportunisten ist alles recht.Dass Regisseur und Drehbuchautor Ulaa Salim die beiden Extremisten mehr oder weniger gleichsetzt, ist natürlich legitim. Umso mehr, wenn man den Rechtspopulismus selbst als Keimzelle des Terrors begreift. Allerdings bleibt Sons of Denmark dabei sehr schematisch, begnügt sich mit Bildern, die ebenso schwarzweiss sind wie die der Figuren. Nordahl ist so sehr nach bekannten Vorbildern geschnitzt, die derzeit durch die Medienlandschaft poltern, dass er trotz einer überzeugenden Darstellung durch Rasmus Bjerg wenig interessant ist. Auch bei den Islamisten im Hintergrund ist bis auf das Gift in ihrer Stimme nichts, das in Erinnerung bleibt.
Dafür oder dagegen?
Spannender sind da schon die Charaktere, die irgendwo zwischen den beiden Extremen gefangen sind. Der Undercover-Polizist Maik (Zaki Youssef) zum Beispiel, der das Leben von Nordahl beschützen muss, obwohl er aufgrund seines eigenen Immigrationshintergrundes selbst dessen Zielscheibe ist. Und natürlich hängt sich dabei die immer schwierig zu beantwortende Frage auf, wie die Demokratie auf nichtdemokratische Elemente reagieren soll. Jemanden zu beschützen, der mich selbst aus dem Land haben will, sofern er nicht gleich zur Todesstrafe greift, das ist schon ein ziemlicher Drahtseilakt.Sons of Denmark, das auf dem International Film Festival Rotterdam 2019 im Wettbewerb lief, hätte sich gern noch mehr darauf konzentrieren können. Obwohl der Film knapp zwei Stunden dauert, greift er an manchen Stellen zu kurz, die Thematik wäre in einer Serie vielleicht besser aufgehoben gewesen. Dennoch ist Salim ein vielversprechendes Debüt geglückt, atmosphärisch und nachdenklich stimmend. Wo setzt man als Kraft der Mitte an, wenn die Gewalt sich immer weiter aufschaukelt? Wie können wir verhindern, dass Hassprediger mit Bierdeckellösungen die Leute bezirzen? Es gibt auch einige schöne Bilder, irgendwo zwischen Hochglanz und Strassendoku, die zu der unheilvollen Stimmung beitragen, welche zwar in einem anderen Land und in der Zukunft herrscht, uns aber viel näher ist, als uns lieb sein kann.