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Nippon Connection: 25. Japanisches Filmfestival

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Frankfurt wird zum Hotspot der japanischen (Film-)Kultur Nippon Connection: Japan zu Gast am Main

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Kultur

Vom 27. Mai bis zum 1. Juni feiert die weltweit grösste Plattform für japanischen Film in Frankfurt am Main sein 25-jähriges Jubiläum und bietet sechs Tage lang die Gelegenheit, in die Film- und Kulturszene Japans einzutauchen.

Nippon Connection 2024 Festival impressions.
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Nippon Connection 2024 Festival impressions. Foto: Karin Hirsch / NC24

Datum 7. Mai 2025
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Dabei werden rund 100 Kurz- und Langfilme an zehn Veranstaltungsorten zu sehen sein, darunter 67 Premieren aktueller japanischer Filme. Über 60 Filmschaffende und Künstler*innen reisen aus Japan nach Frankfurt am Main, um ihre Werke dem Publikum vorzustellen. Etwa 70 kulturelle Rahmenveranstaltungen sowie ein frei zugänglicher japanischer Markt mit vielen Essens- und Kunsthandwerksständen runden das Programm ab. Unter NipponConnection.com gibt es ausführliche Informationen und Tickets zu allen Filmen und Veranstaltungen.

Die diesjährige Filmauswahl präsentiert einen vielfältigen Querschnitt des aktuellen japanischen Kinos. Eröffnet wird das Nippon Connection Filmfestival am 27. Mai um 19:00 Uhr im Künstler*innenhaus Mousonturm mit der Komödie 90 Years Old – So What? von Tetsu Maeda über eine erfolgreiche Autorin im Ruhestand, die zu einem ungewöhnlichen Comeback überredet wird. Auch Junichi Yasudas charmante Zeitreisekomödie A Samurai In Time verspricht gute Unterhaltung und begeisterte bereits Zuschauer*innen in ganz Japan.

Zwei Dramen, die international von der Kritik gefeiert wurden, sind der Coming-of-Age-Film My Sunshine von Hiroshi Okuyama und das feinfühlige Drama SUPER HAPPY FOREVER von Kohei Igarashi, die beide als Deutschlandpremiere gezeigt werden. Auch Genrefilme sind wieder im Programm vertreten, darunter Morito Inoues aberwitzige Trash-Perle Hotspring SharkAttack und das Kurzfilmprogramm Nippon Shorts: Seeking the Bizarre. In der Sektion Nippon Animation bringt das Festival unter anderem In This (And Other) Corners Of The World von Sunao Katabuchi und das mit dem Japanese Academy Award ausgezeichnete Drama Look Back von Kiyotaka Oshiyama zurück auf die grosse Leinwand. Mit Modest Heroes präsentiert das Animationsstudio Studio Ponoc drei abwechslungsreiche Kurzfilme.

Facettenreiche Dokumentarfilme beleuchten die Kultur der Ureinwohner Nordjapans in Ainu Puri von Takeshi Fukunaga, die Welt des japanischen Theaters in Floating Weed von Mohamed Ghanem oder das aussterbende Handwerk des Textilfärbens in Shades Of Indigo von Shigeru Yoshida. Thematisch dreht sich das Festivalprogramm um den Schwerpunkt Obsessions – From Passion To Madness und setzt sich mit verschiedenen Ausprägungen von Besessenheit auseinander. Der Themenschwerpunkt wird vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain gefördert.

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums präsentiert Nippon Connection einen Talk zur Geschichte des Festivals sowie eine Ausstellung des Künstlers Robert J. Klings mit Aquarell-Skizzen, die an viele pinkfarbene Momente bei Nippon Connection erinnern. Zudem hält der Filmkritiker und Buchautor Dr. Jasper Sharp einen Vortrag über die wichtigsten Werke des japanischen Kinos der letzten 25 Jahre. Die Retrospektive Turning Point – Japanese Cinema Of The 90s widmet sich einem wichtigen Jahrzehnt der japanischen Filmgeschichte, das zur Gründung von Nippon Connection inspiriert hat. Im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum werden unter anderem Takashi Miikes apokalyptischer Action-Thriller Dead Or Alive, Hideaki Annos Spielfilmdebüt LOVE & POP sowie Hirokazu Koreedas poetisches Drama Maborosi gezeigt.

Ehrengast des 25. Nippon Connection Filmfestivals ist der Art Director und Background Artist Kosuke Hayashi, der mit dem Nippon Rising Star Award ausgezeichnet wird (gesponsert von KYOCERA Document Solutions). In einem ausführlichen Gespräch mit dem Galeristen Stefan Riekeles wird der Künstler einen Einblick in seine kreative Arbeit geben. Weitere prominente japanische Filmschaffende, die erwartet werden, sind unter anderem Nobuhiro Yamashita (Ghost Cat Anzu / Hazy Life), Toshiaki Toyoda (Transcending Dimensions / Pornostar), Natsuki Seta (Worlds Apart), Kenichi Ugana (The Gesuidouz / We Are Aliens), Go Koga (The Birth Of Kitaro: The Mystery Of GeGeGe), Sora Hokimoto (BAUS: The Ship's Voyage Continues), Mai Sakai (CHA-CHA) und Hiroshi Okuyama (My Sunshine).

Hautnah erleben lässt sich die japanische Kultur beim abwechslungsreichen Rahmenprogramm des Festivals. Konzerte des international erfolgreichen Musikerinnen-Duos CHARAN-PO-RANTAN, der Girl-Rockband ЯeaL, des Jazz-Ensembles KOKO Trio, des renommierten Pianisten Takuma Ishii und der Sängerin NILO bieten eine grosse Bandbreite von Klassischer Musik bis J-Pop und Rock. Ein besonderes Ereignis wird der Auftritt der Hamburger Mario Kart Liveband, die das legendäre Videospiel auf der Leinwand mit kultigen Melodien begleitet. Kostenlose Open-Air-Veranstaltungen vor dem Produktionshaus NAXOS mit kurzen Konzerten, Live-Painting mit der Künstlerin Kozue Kodama und Radiogymnastik laden zum Verweilen ein. Auch dieses Jahr gibt es wieder viele Workshops zum Mitmachen: von japanischem Papierflechten, Noh-Masken bemalen bis zu Manga-Zeichnen und Glücksbringer nähen.

Die beliebten Tastings und Kochkurse dürfen natürlich auch nicht fehlen. Spannende Vorträge beschäftigen sich mit dem Übersetzen japanischer Literatur und Reisetipps für Nordjapan. Anlässlich der EXPO 2025 in Osaka wird es ausserdem via Live-Stream eine Tour durch den Deutschen Pavillon geben. Das Nippon Kids Programm bietet viele Angebote für junge Besucher*innen, wie einen Workshop zum Grusskartengestalten mit der Künstlerin Kozue Kodama, einen Kochkurs für japanische Süssigkeiten und die Aufführung des Puppentrickfilms Komaneko –A New Journey– von Tsuneo Goda.

Die Veranstaltungen und Filmvorführungen finden sowohl in den beiden Festivalzentren Künstler*innenhaus Mousonturm und Produktionshaus NAXOS statt als auch in den acht weiteren Spielstätten Cinéma Arthouse Kino, Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Mal Seh'n Kino, Pupille – Kino in der Uni, Internationales Theater Frankfurt, Saalbau Bornheim, NaxosAtelier und NAXOS Galerie.

Bildstarkes Arthouse-Kino

Von Dramen über Komödien bis hin zu Romanzen beweisen Japans Filmemacher*innen immer wieder ihr erzählerisches und gestalterisches Können, wie sich besonders bei den Arthouse-Produktionen zeigt. In BAUS: The Ship's Voyage Continues von Sora Hokimoto wird die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte des legendären Tokioter Kinos „Kichijoji Baus Theater“ erzählt, das 2014 nach 30 erfolgreichen Jahren seine Türen schloss. Zur Europapremiere des Films ist der Regisseur persönlich vor Ort. Regisseur Dai Sako feiert beim Festival die Weltpremiere seines Films PRINCIPAL EXAMINATION, in dem er mit leichter Hand und viel Witz ein vielschichtiges Porträt des japanischen Schulsystems zeichnet, das so einige Überraschungen bietet. Teki Cometh von Daihachi Yoshida dreht sich um einen pensionierten Literaturprofessor, der in der Beschaulichkeit des Ruhestands von einer immer tiefer werdenden Angst vor einem mysteriösen Feind gepackt wird. Heiterkeit und Trauer, Romanze und Tragödie liegen in Akiko Okus stimmungsvoller, mit herausragenden Nachwuchsschauspieler*innen besetzten Romanverfilmung She Taught Me Serendipity ganz nah beieinander. Auch Regisseur Yukihiro Morigaki ist mit einer Literaturverfilmung im Programm vertreten. Mit seiner sarkastischen Thriller-Komödie Rude To Love gelingt ihm ein klaustrophobisches Psychogramm einer Frau, die vor den Trümmern ihrer Ehe steht.

Fesselnde Genrefilme – Fokus Kiyoshi Kurosawa

Auch das japanische Genrekino ist bei der diesjährigen Festivalausgabe stark vertreten. Unter anderem präsentiert Nippon Connection vier Filme des einflussreichen Regisseurs Kiyoshi Kurosawa, den das Festival 2016 mit dem Nippon Honor Award auszeichnete. Sein aktueller Psycho-Thriller CLOUD entwickelt sich von einem nüchtern beobachtenden Drama mit Thriller-Elementen zum Porträt einer absurden, aus den Fugen geratenen Welt am Abgrund. Teil des Programms ist ausserdem Kiyoshi Kurosawas japanisch-französische Neuverfilmung seines gleichnamigen Thrillers SERPENT'S PATH aus dem Jahr 1998. Beim Festival werden beide Versionen gezeigt. Als Teil der Retrospektive wird zudem sein 1999 erschienenes Drama Charisma wieder aufgeführt, mit Koji Yakusho in der Hauptrolle. Der Film gilt mit seiner rätselhaft-metaphorischen Erzählweise als eines der Meisterwerke von Kultregisseur Kiyoshi Kurosawa.

Independentfilme aus Japan

In der Sektion Nippon Visions zeigt das Festival spannende, unabhängig produzierte Filme, darunter Takuro Ijichis Drama VICISSITUDE, ein einfühlsamen Porträt jugendlicher Lebensrealitäten in Japan, geprägt von Konformität und Konkurrenzdruck. Der Regisseur wird für die Europapremiere des Films vor Ort sein. In Ryota Kondos subtilem Horrorfilm Missing Child Videotape versucht ein junger Mann, das rätselhafte Verschwinden seines Bruders aufzuklären. Das Spielfilmdebüt feiert beim Festival seine Europapremiere in Anwesenheit des Regisseurs. In seinem tragikomischen Episodenfilm We Are Aliens erinnert Indie-Regisseur Kenichi Ugana daran, selbst in dunklen Zeiten nicht den Glauben an das Gute im Menschen zu verlieren. Beim Festival präsentiert Ugana auch seine exzentrische Punk-Komödie The Gesuidouz. Yukiko a.k.a. von Naoya Kusaba dreht sich um die Grundschullehrerin Yukiko, die ihrer Angst und Unsicherheit mit der Leidenschaft für Hip-Hop und Rap entgegenwirkt. Neben zahlreichen Spielfilmen zeigt Nippon Connection auch mehrere Kurzfilmprogramme vielversprechender Nachwuchstalente.

Berührende Dokumentarfilme

In der Sektion Nippon Docs sind wieder viele starke Dokumentarfilme vertreten. Im NAXOS Kino wird das Festival am 27. Mai mit dem Film New Nemuro Pro Wrestling Story von Hiroshi Minato eröffnet. Mit Charme und Empathie erzählt der Filmemacher eine wunderbare Aussenseitergeschichte, die garantiert selbst jene berührt, die bislang keinen Bezug zum Wrestling-Sport hatten. Regisseur Ryo Takebayashi wird bei Nippon Connection seinen Dokumentarfilm A Big Home über ein japanisches Kinderheim als Deutschlandpremiere persönlich vorstellen. In ihrem tief berührenden Film Being Kazue porträtiert Hiroko Kumagai das Leben der an Lepra erkrankten, aber niemals an Willensstärke verlierenden Kazue Miyazaki. Die Regisseurin wird bei der Internationalen Premiere anwesend sein.

80 Jahre Kriegsende

Anlässlich des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs beschäftigt sich eine Podiumsdiskussion, die vom Medienpartner hr INFO präsentiert wird, mit der künstlerischen Verarbeitung des Atombombenabwurfs auf Hiroshima. Zudem zeigt das Festival Shinya Tsukamotos Antikriegsdrama Shadow Of Fire sowie den Filmklassiker The Rickshaw Man von Hiroshi Inagaki aus dem Jahr 1943, begleitet vom Dokumentarfilm Wheels Of Fate: The Story Of The Rickshaw Man von Ema Ryan Yamazaki, der Inagakis Werk historisch einordnet.

Internationale Jury und Wettbewerbe

Beim Nippon Connection Filmfestival werden zwei Jury-Preise in der Sektion Nippon Visions vergeben. Mitglieder der internationalen Jury sind dieses Jahr die renommierte Regisseurin Natsuki Seta, die ihren neuen Film Worlds Apart im Hauptprogramm Nippon Cinema präsentiert, Thomas Waldner von der Film Verleih Gruppe aus Zürich, sowie der griechische Filmkritiker Panos Kotzathanasis.
Nippon Connection 2024 Festival impressions.

Flyer

Die Jury wird den 15. Nippon Visions Jury Award für den besten Film der Sektion Nippon Visions verleihen, dessen Preisträger*in eine kostenlose Filmuntertitelung erhält, gestiftet von der Japan Visualmedia Translation Academy (JVTA) aus Tokio. Zudem vergibt die Jury zum zweiten Mal den Nippon Storytelling Award für das beste Drehbuch, gestiftet von der Storymaker Agentur für Public Relations und dotiert mit 1.000 Euro. In drei Sektionen kann das Publikum die Gewinnerfilme küren: Das Frankfurter Bankhaus Metzler stiftet zum 20. Mal den Nippon Cinema Award, der mit 4.000 Euro dotiert ist. Der elfte Nippon Visions Audience Award wird vom Japanischen Kultur- und Sprachzentrum in Frankfurt am Main gesponsert und ist mit 2.000 Euro dotiert. Zusätzlich stiftet das Festival den sechsten Nippon Docs Award für den besten Dokumentarfilm mit einem Preisgeld von 2.000 Euro.

pm