Rezension zum Film von François Truffaut Fahrenheit 451

Kultur
Mein erster Truffaut-Film, aber der schlug ein wie eine Bombe. Gleich die erste, fast wortlose Szene, hat es mir angetan und der Streifen konnte mich bis zur letzten Sekunde der insgesamt 110 Minuten Laufzeit fesseln.


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Der französische Filmregisseur François Truffaut im März 1965. Foto: Nijs, Jac. de - Anefo (CC BY-SA 3.0 unported - cropped)

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Diese Einheit, hat die Aufgabe versteckte Bücher zu finden und sie zu verbrennen. Es gibt immer noch viel zu tun, denn es gibt genug Aufständische, die sorgfältig ihre Bücher sammeln und gegen ein Verbot sind. Einer der Feuerwehrmänner ist Guy Montag (Oskar Werner). Er lebt mit seiner Frau Linda (Julie Christie) ein durchschnittliches Leben in einem idyllischen Reihenhaus. Jeder Tag scheint die pure Routine zu sein. So verbringt Linda ihren Tag vor der „Bilderwand“ (TV), nimmt dabei an sinnlosen Multimedia-Spielen teil und schluckt brav ihre gesetzlich vorgeschriebenen Pillen.
Indessen steht Herr Montag kurz vor einer Beförderung, da er seinen Job wie kein anderer versteht. Als er eines Tages jedoch auf die hübsche Clarisse (Julie Christie) trifft, die wie er selbst erkennt, seiner Frau „sehr ähnlich, nur mit kürzerem Haar“ ist, beginnt sich sein Leben zu verändern. Die Frau scheint sich für den Beruf des Feuerwehrmannes sehr zu interessieren und am Ende ihrer Begegnung fragt sie sich, ob Guy denn nie ein Buch lese bevor er es verbrenne. Als Montag am nächsten Tag, wie gewohnt zur Arbeit fährt, hat er ein seltsames Gefühl. Zwar ist es gesetzlich untersagt Bücher zu lesen, aber die Worte von Clarisse scheinen ihn nicht loslassen zu wollen.
Kurzerhand unterschlägt er bei einer Razzia einen Roman und beginnt ihn zu Hause zu lesen. Als ihn dabei seine Frau Linda erwischt, ist sie bestürzt darüber und bittet ihn das Buch sofort zu vernichten. Montag aber scheint Geschmack an der Lektüre zu finden und so beginnt er bei jedem Einsatz sich neue Bücher zu stehlen. Er hortet sie zu Hause, doch seine Gattin scheint darüber immer besorgter zu sein. Der Captain (Cyril Cusack) der Feuerwehr, der gerade dabei ist Montag zu befördern, erfährt durch eine anonyme Meldung von Montags zwielichtigem Hobby und will ihn verhaften, doch dieser flüchtet und trifft wieder auf Clarisse…
Ein wirklich aussergewöhnlicher Film, der mich ständig zum lachen bringen konnte und der bestimmt zum nachdenken anregt. Es ist einfach herrlich wie Truffaut alltägliche Dinge überspitzt darstellt und sie für seine Zukunftsvision eines Polizeistaates abändert. Eines der wichtigsten Themen neben den Büchern ist dabei sicher das Fernsehen, das der Streifen als manipulierend kritisiert.
Die Szene in der Linda anscheinend an einem interaktiven Heimspiel per TV teilnimmt ist einfach köstlich. Anspielungen wie bspw. der Feuerwehr-Captain, der Hitlers „Mein Kampf“ in den Händen hält und betont es sei wichtig, dass wirklich alles verbrannt werde, geben den satirischen Film noch mehr Pepp. Die musikalische Untermalung von Bernhard Hermann, ist wie gewohnt perfekt. Eindeutig ein Film den man bei mir in unter den Lieblingstiteln wiederfinden wird und den man nicht missen sollte.
Fahrenheit 451
GB
1966
-109 min.
Regie: François Truffaut
Drehbuch: Jean-Louis Richard, François Truffaut
Darsteller: Oskar Werner, Julie Christie, Cyril Cusack
Produktion: Lewis M. Allen
Musik: Bernard Herrmann
Kamera: Nicolas Roeg
Schnitt: Thom Noble
Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-NC-SA 3.0) Lizenz.