Rezension zum Film von François Truffaut Fahrenheit 451

Kultur

Mein erster Truffaut-Film, aber der schlug ein wie eine Bombe. Gleich die erste, fast wortlose Szene, hat es mir angetan und der Streifen konnte mich bis zur letzten Sekunde der insgesamt 110 Minuten Laufzeit fesseln.

Der französische Filmregisseur François Truffaut im März 1965.
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Der französische Filmregisseur François Truffaut im März 1965. Foto: Nijs, Jac. de - Anefo (CC BY-SA 3.0 unported - cropped)

20. Mai 2015
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4 min.
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Basierend auf dem Buch von Ray Bradbury, schaffte der mittlerweile verstorbene französische Regisseur einen denkwürdigen Film, den man unbedingt gesehen haben sollte. Ähnlich wie in Orwells „1984„, erzählt der Film eine beängstigende Zukunftsvision. Die äusserst autoritär regierenden Eliten der Welt, haben beschlossen, dass Bücher verboten werden müssen. Sie beinhalten nur Leid, Traurigkeit und so mancher komme auf dumme Gedanken bei der Lektüre eines Romanes. Deshalb hat man eine neue Spezialeinheit eingeführt: die Feuerwehr.

Diese Einheit, hat die Aufgabe versteckte Bücher zu finden und sie zu verbrennen. Es gibt immer noch viel zu tun, denn es gibt genug Aufständische, die sorgfältig ihre Bücher sammeln und gegen ein Verbot sind. Einer der Feuerwehrmänner ist Guy Montag (Oskar Werner). Er lebt mit seiner Frau Linda (Julie Christie) ein durchschnittliches Leben in einem idyllischen Reihenhaus. Jeder Tag scheint die pure Routine zu sein. So verbringt Linda ihren Tag vor der „Bilderwand“ (TV), nimmt dabei an sinnlosen Multimedia-Spielen teil und schluckt brav ihre gesetzlich vorgeschriebenen Pillen.

Indessen steht Herr Montag kurz vor einer Beförderung, da er seinen Job wie kein anderer versteht. Als er eines Tages jedoch auf die hübsche Clarisse (Julie Christie) trifft, die wie er selbst erkennt, seiner Frau „sehr ähnlich, nur mit kürzerem Haar“ ist, beginnt sich sein Leben zu verändern. Die Frau scheint sich für den Beruf des Feuerwehrmannes sehr zu interessieren und am Ende ihrer Begegnung fragt sie sich, ob Guy denn nie ein Buch lese bevor er es verbrenne. Als Montag am nächsten Tag, wie gewohnt zur Arbeit fährt, hat er ein seltsames Gefühl. Zwar ist es gesetzlich untersagt Bücher zu lesen, aber die Worte von Clarisse scheinen ihn nicht loslassen zu wollen.

Kurzerhand unterschlägt er bei einer Razzia einen Roman und beginnt ihn zu Hause zu lesen. Als ihn dabei seine Frau Linda erwischt, ist sie bestürzt darüber und bittet ihn das Buch sofort zu vernichten. Montag aber scheint Geschmack an der Lektüre zu finden und so beginnt er bei jedem Einsatz sich neue Bücher zu stehlen. Er hortet sie zu Hause, doch seine Gattin scheint darüber immer besorgter zu sein. Der Captain (Cyril Cusack) der Feuerwehr, der gerade dabei ist Montag zu befördern, erfährt durch eine anonyme Meldung von Montags zwielichtigem Hobby und will ihn verhaften, doch dieser flüchtet und trifft wieder auf Clarisse…

Ein wirklich aussergewöhnlicher Film, der mich ständig zum lachen bringen konnte und der bestimmt zum nachdenken anregt. Es ist einfach herrlich wie Truffaut alltägliche Dinge überspitzt darstellt und sie für seine Zukunftsvision eines Polizeistaates abändert. Eines der wichtigsten Themen neben den Büchern ist dabei sicher das Fernsehen, das der Streifen als manipulierend kritisiert.

Die Szene in der Linda anscheinend an einem interaktiven Heimspiel per TV teilnimmt ist einfach köstlich. Anspielungen wie bspw. der Feuerwehr-Captain, der Hitlers „Mein Kampf“ in den Händen hält und betont es sei wichtig, dass wirklich alles verbrannt werde, geben den satirischen Film noch mehr Pepp. Die musikalische Untermalung von Bernhard Hermann, ist wie gewohnt perfekt. Eindeutig ein Film den man bei mir in unter den Lieblingstiteln wiederfinden wird und den man nicht missen sollte.

Lorenz Mutschlechner
film-rezensionen.de

Fahrenheit 451

GB

1966

-

109 min.

Regie: François Truffaut

Drehbuch: Jean-Louis Richard, François Truffaut

Darsteller: Oskar Werner, Julie Christie, Cyril Cusack

Produktion: Lewis M. Allen

Musik: Bernard Herrmann

Kamera: Nicolas Roeg

Schnitt: Thom Noble

Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-NC-SA 3.0) Lizenz.