Nulltarif, bessere Arbeitsbedingungen, Umschulungen von Arbeiter*innen und Angestellten aus der Autobranche! Personalmangel bei Bahn und Bus sofort beheben

Gesellschaft

Erklärung von Aktiven aus unabhängigen Verkehrswende-Initiativen und Aktionsgruppen aus Anlass von Streckensperrungen, Zugausfällen usw.

Bau einer Eisenbahnbrücke am Höninger Weg in Köln, Juli 2022.
Mehr Artikel
Mehr Artikel

Bau einer Eisenbahnbrücke am Höninger Weg in Köln, Juli 2022. Foto: Maximilian Schönherr (CC BY-SA 4.0 cropped)

20. Juli 2022
4
0
3 min.
Drucken
Korrektur
Das 9-Euro-Ticket zeigt gnadenlos auf, wie verkehrt die Verkehrspolitik der vergangenen Jahrzehnte war und heute immer noch ist. Mobilität ist heute mit umwelt- und menschenfreundlichen Verkehrsmitteln kaum noch möglich, weil …
  • ganze Schienenstrecken abgebaut und weitere durch Streichen von Haltepunkten und zweigleisigen Abschnitten stark geschwächt wurden,
  • in sehr vielen Städten das leistungsfähigste Nahverkehrsmittel, die Strassenbahn, vollständig vernichtet wurde,
  • Wartungsarbeiten vernachlässigt und dafür notwendiges Personal abgebaut wurde,
  • Verkehrsunternehmen privatisiert und auf Profit getrimmt wurden,
  • Autos immer mehr Platz einnahmen, Fuss- und Fahrradverkehr verdrängten und immer neue Verkehrserzeuger ausserhalb der zu Fuss erreichbaren Entfernungen gebaut wurden,
  • Selbst die einfachsten Dinge nicht angepackt wurden – sei es ein Tempolimit oder autofreie Bereiche um Kindergärten.
Die Konsequenzen sind verheerend und lange bekannt:
  • Etliche Verkehrstote und über 1000 Verletzte jeden Tag im Strassenverkehr in Deutschland trotz wegen der Autos eingezäunter Spielplätze, reglementierter Querungen der zerschneidenden Strassen usw.
  • Überfüllte Busse und Bahnen, zugeparkte Fahrrad- und Fusswege, Lärm und Gestank in den Städten einerseits und komplett vom ÖPNV abgehängte Dörfer andererseits.
  • Immer mehr Autos, gefahrene Kilometer und Strassen.
  • Immer mehr Personalmangel und Ausfälle bei Bahn und Bus.
Wir fordern – und zwar sofort:
  • Verbesserung der Arbeitsbedingungen im öffentlichen Nahverkehr und gezielte Anwerbung von Arbeiter*innen und Angestellten aus der PKW- und LKW-Branche, da diese deutlich schrumpfen muss!
  • Stopp aller Strassenneubauten, um eine weitere Verkehrsverlagerung und -zunahme auf die Strasse und neue Landschaftszerstörung zu verhindern sowie Arbeitskräfte für den ÖPNV und andere gesellschaftlich nützliche Bereiche gewinnen zu können!
  • Einführung des Nulltarifs und Umwandlung der Arbeitsaufträge für die dort Bediensteten in Bereiche, die dem Service und dem Fahrbetrieb dienen!
  • Beginn der Umverteilung von Flächen weg vom Auto, um den nötigen Platz für den Ausbau von ÖPNV, Fahrrad- und Fusszonen zu schaffen.
In dieser Weise stehen wir solidarisch auch mit anderen gesellschaftlichen Bereichen, die für den Schutz von Leben, Gesundheit und Umwelt wichtig sind und nicht dem Profit dienen dürfen. Corona zeigte, dass Privatisierung, Stellenabbau und schlechte Arbeitsbedingungen in Gesundheits- und Pflegebereichen giftig wirken. Das 9-Euro-Ticket war der Lackmustest für die Verkehrspolitik. In allen gesellschaftlichen Bereichen gilt: Wer Profite zum Ziel wirtschaftlichen Handelns macht, zerstört das Leben! Arbeiter*innen, Angestellte, Fahrgäste und Betroffene der Autolawinen – vereinigt Euch!

Projektwerkstatt Saasen