Coronastatistiken Oktober und allgemeine Pandemie-Lage Neues vom Coronavirus

Gesellschaft

Hier sind wieder einmal die sicherlich sehnlichst erwarteten Statistiken und ein allgemeiner Rundblick zur Pandemie-Lage weltweit.

Spanien während der Pandemie, Oktober 2020.
Mehr Artikel
Mehr Artikel

Spanien während der Pandemie, Oktober 2020. Foto: Jerónimo Roure Pérez (CC BY-SA 4.0 cropped)

29. Oktober 2020
0
0
5 min.
Drucken
Korrektur
Seit dem letzten Mal hat sich einiges getan. Die Liste ist länger geworden, manche Staaten drängen sich geradezu hinein.

Die Spitzenreiter halten ihre Position – Belgien hat weiterhin die höchste Todesrate Europas, weltweit führt Peru.

In Europa drängen die osteuropäischen, ex-sozialistischen Staaten nach vorne, die die erste Welle des Coronavirus relativ gut überstanden hatten.

Am schwersten betroffen ist derzeit Moldawien, wo bisher anscheinend kaum irgendwelche Massnahmen ergriffen wurden. Rumänien schliesst sich an, hier haben sicherlich die ausgeflogenen Erntehelfer und sonstige rückkehrende Gastarbeiter zum Ernst der Lage beigetragen. Rumänien konnte es sich nicht leisten, die Ein- und Ausreise zu verbieten: Die Arbeitsmigranten und das von ihnen heimgebrachte Geld machen einen guten Teil der Wirtschaft Rumäniens aus. Nach Rumänien kam also das Virus auch per Flugzeug und Auto, allerdings aus anderen Gründen als in Österreich. Das benachbarte Moldawien ist sicher auch über diese Ecke zu seinen hohen Infektions- und Todeszahlen gekommen.

Da nur Tschechien bereits in der letzten Statistik vertreten war, kann nur hier die Zuwachsrate ermittelt werden: Sie ist die höchste weltweit. Bezüglich der Todesrate hat Tschechien Deutschland und Österreich und sogar Russland überholt.

Irland, das ich aufgrund niedriger Zuwachsraten bereits aus der Statistik entfernt hatte, überlegt derzeit wegen steigender Infektionszahlen die Ausrufung des Notstandes. Die Todesrate war dort deshalb relativ hoch, weil viele der Toten im völlig überforderten und unterbesetzten Gesundheitssektor zu verzeichnen waren. So hat Irland entgegen der weltweiten Situation mehr Frauen als Männer unter den Opfern zu verzeichnen – die an der Coronafront verstorbenen Krankenschwestern.

Seither ist offensichtlich nichts getan worden, um die Lage bezüglich Krankenhausbetten und Personal zu verbessern, also muss wieder zu Verboten und Lockdowns gegriffen werden.

Unter den osteuropäischen Staaten sind weiters Ungarn und die Ukraine zu erwähnen, wo die derzeitige Welle der Corona-Pandemie ebenfalls auf ein finanziell und personell sehr ausgedünntes Gesundheitswesen trifft.

In der Neuen Welt sind die USA mit ihren inzwischen 225.000 Toten bezüglich der Todesrate im Mittelfeld zu finden. An Zuwachsraten ist sie sogar weltweit ein ziemliches Schlusslicht. Das bedeutet natürlich nicht, dass dort irgendetwas besser geworden wäre, sondern überall anders hat sich die Lage verschlimmert.

Im meistbetroffenen Peru liegt die Zuwachsrate immerhin hinter derjenigen einiger europäischer Staaten, wie Tschechien, Grossbritannien und Spanien, und knapp vor Italien.

In Argentinien schiessen sowohl Infektions- als auch Todesrate weiter nach oben, die dortige Politik vermittelt – mehr noch als die EU-Regierungen – den Eindruck völliger Ratlosigkeit. Dort haben sich die Regierungen oft an der Vorgangsweise Europas oder der USA orientiert, von dort kommt allerdings nichts Vernünftiges, nach dem man sich richten könnte.

In Bolivien bleibt abzuwarten, ob die neue Regierung sich bald des Gesundheitswesens annehmen wird. Genauso wie die argentinische wäre sie gut beraten, sich in dieser Frage an Kuba zu wenden. (Genaugenommen könnten sich die meisten Regierungen der Welt dort Rat und Hilfe holen, das wollen sie aber nicht.)

In allen lateinamerikanischen Staaten, überhaupt in Amerika, also auch den USA und Kanada, sind die Zuwachsraten bei den Todeszahlen zurückgegangen, der Pandemie schreitet also weniger aggresiv voran als noch vor 2 Wochen. Hervorzuheben ist Mexiko, das die USA an Letalität überholt hat.

Ausserhalb Europas und der USA ist nach wie vor am schwersten betroffen der Iran, und von neuem mit steigenden Zahlen. Erst wurde die Krankheit geleugnet, bis sie sogar das höchste Gremium, den Wächterrat erreicht hatte. Dann wurden nur sehr halbherzige Einschränkungen verhängt, der Feiertag der Islamischen Revolution im Februar und das Noruz-Frühlingsfest im März wurden ausgiebig begangen, es folgten religiöse Feiertage, die natürlich im Iran ebenfalls staatstragende Funktion haben, und allesamt mit Aufmärschen und Menschenansammlungen einhergehen. Das Coronavirus hatte reichlich Gelegenheit zur Verbreitung.

0,000945640457526 Belgien
0,000737828191508 Spanien
0,000674864586806 UK
0,000619612647008 Italien
0,000576707690440 Schweden
0,000515516546505 Frankreich
0,000474533999164 Moldawien
0,000409526792687 Holland
0,000395223300115 Irland
0,000317618230044 Rumänien
0,000242099513012 Schweiz
0,000224943713081 Portugal
0,000206903799792 Tschechien
0,000178850223392 Russland
0,000154504048816 Ukraine
0,000150622813053 Ungarn
0,000120661258325 Deutschland
0,000109986851010 Österreich

0,001089495807668 Peru
0,000790485810205 Chile
0,000780188958246 Bolivien
0,000740688463608 Brasilien
0,000726951586750 Ecuador
0,000689804120208 Mexiko
0,000680955145183 USA
0,000640194953269 Argentinien
0,000633084876172 Panama
0,000621652221472 Kolumbien
0,000285643780970 Honduras
0,000263070401825 Kanada
0,000206464196155 Dominikanische Republik

0,000398727295139 Iran
0,000317733199044 Südafrika
0,000270238072797 Irak
0,000117840182232 Türkei
0,000085893953931 Indien


Zuwachsraten:
Tschechien + 0,000114591427509
Argentinien + 0,000112587320619
Iran + 0,000052848236967
Kolumbien + 0,000048488873275
Mexiko + 0,000039650347827
Spanien + 0,000038704557813
Chile + 0,000035279383986
Brasilien + 0,000034291001445
Bolivien + 0,000031857339765
Panama + 0,000027423577978
Italien + 0,000025223933351
Peru + 0,000025930467612
Russland + 0,000025000495653
Südafrika + 0,000021317509291
Ecuador + 0,000021137363911
USA + 0,000015618781547
Honduras + 0,000012959058306
Indien + 0,000007391282925
(Die fettgedruckten Zahlen & Staaten bezeichnen solche, die andere seit der letzten Statistik überholt haben.)

Die Hoffnungen auf eine Impfung, die alles gut macht, sind inzwischen schon sehr gedämpft. Es hat sich nämlich erstens herumgesprochen, dass Impfungen gegen Grippe höchstens zu 60 % wirken, also keine 100-ige Immunität erreicht werden kann, wie z.B. gegen Pocken oder Tetanus.

Zweitens scheinen auch bezüglich der Entwicklung einer Impfung missliebige Staaten wie Russland und China die Nase vorn zu haben, deren Impfstoff aus politischen Gründen von westlichen Regierungen nicht angekauft werden, aber etwaigen kapitalismus-kompatiblen Impfstoffen aus den USA oder der EU weltweit Konkurrenz machen wird.

Aus den Labors westlicher Pharma-Riesen ist nach derzeitigem Stand vor Mitte nächsten Jahres nichts zu erwarten.

Auch bezüglich medikamentöser Behandlung sind keine besonderen Fortschritte zu verzeichnen. Angesichts dessen ist das vor 4 Jahren gegen Ebola entwickelte, mässig erfolgreiche Remdesivir das einzige Medikament, das derzeit eingesetzt wird. (Ausser man will, wie von Trump vorgeschlagen, mit Desinfektionsmittel gurgeln.)

Amelie Lanier