Über Zufriedenheit und Unglück Glück haben

Gesellschaft
Glück ist ein unglückliches Substantiv. Eins kann glücklich sein oder es kann auch etwas glücken, aber Glück haben? Welches Konto soll es wahren und bewahren? Welche Versicherung schützen und beschützen?
_w.webp)

Mehr Artikel

Zug nach Brooklyn. Foto: Alex Proimos (CC BY 2.0 cropped)

0
0



Indes ist der Glücksmoment doch eine Bereicherung sondergleichen, vor allem auch weil er in der Erinnerung weiterlebt. Schon wenn sich Glück in und als Zufriedenheit destilliert, ist einiges gewonnen. Diese soll man gar nicht gering schätzen, aber das Glück selbst ist in der Zufriedenheit nur noch verdünnt vorhanden, nicht mehr in seiner aussergewöhnlichen Fülle zugegen, erfahrbar und erfassbar. Enormes als Anormes ist fragil und resolut zugleich. Wenn es anklopft, verkündet es nicht nur seine Bekömmlichkeit, sondern auch schon seine Vergänglichkeit. Aber selbst wenn das Glück sich nicht festigen lässt, ist es als Fluidum deutlich spürbar.
Glück gehabt zu haben, meint hingegen nur, kein Unglück gehabt zu haben, ist also eine rein negative Bestimmung, vom Glück weiter entfernt als vom Unglück. Das seltsame Glück des Soldaten immer wieder nicht umgekommen zu sein, wird kein Mensch zu den glücklichen Phasen des Lebens zählen können. Davongekommen zu sein bezeugt bloss Glück im Unglück.