Die Kontrolle über die Daten User Data Manifesto 2.0
Digital
Heute wurde auf der ownCloud Konferenz in Berlin dasUser Data Manifesto 2.0 veröffentlicht. Neben den Autoren Frank Karlitschek, Jan-Christoph Borchardt und Hugo Roy wird das Manifest von der Free Software Foundation Europe, GNOME, KDE, Netzpolitik.org, ownCloud, Spreed, „Terms of Service – Didn't Read“ und X-Lab unterstützt.


User Data Manifesto 2.0. Foto: Mario Sixtus (CC BY-NC-SA 2.0 cropped)
Durch eine weite Verbreitung von Online-Diensten stehen wir heute vor neuen Herausforderungen. Es gibt kaum noch eine Tätigkeit, bei der keine Online-Dienste eingesetzt werden oder eingesetzt werden können. Das beginnt bei sozialen Netzwerken und erstreckt sich über das gemeinsame Arbeiten an Dokumenten, das Teilen von Bilder bis hin zu vielen weiteren Tätigkeiten.
Durch den zunehmenden Einsatz dieser Dienste verlieren wir mehr und mehr die Kontrolle über unsere Daten, egal ob die dahinter liegende Software frei oder proprietär ist. Der Kontrollverlust dabei geschieht oft schleichend und wird oft erst bemerkt, wenn es zu spät ist.
Aus diesen Überlegungen heraus entstand das User Data Manifesto, welches die Rechte beschreibt, die jede Anwenderin solcher Online-Dienste haben sollte:
1. Kontrolle, wer auf die Daten zugreifen kann.
2. Wissen, wie die Daten gespeichert sind, und welche Gesetzte und Rechtssysteme zur Anwendung kommen.
3. Freiheit, die Plattform unabhängig von einem Anbieter zu wählen.
Diese Rechte besagen, dass wir immer die Kontrolle über die Daten haben sollten, die wir auf eine Online Plattform stellt. Das beinhaltet die freie Entscheidung, mit wem welche Daten geteilt werden und unter welchen Bedingungen. Darüber hinaus sollte bekannt sein, wo die Daten gespeichert sind, für wie lange sie gespeichert werden und welchen Gesetzen sie unterliegen. Ausserdem sollte die Anwenderin nicht an die Plattform eines Anbieters gebunden sein, sondern jederzeit ihre Daten exportieren und zu einem anderen Anbieter übertragen können. Für den letzten Punkt ist es auch nötig, dass die Daten über offene Protokolle in Formate exportiert werden können, welche alsOffene Standards definiert sind.
Die Anerkennung dieser Rechte ist ein wichtiger Baustein für eine freie Gesellschaft im Internetzeitalter. Diese Rechte lösen Freie Software nicht ab, sondern ergänzen diese, um die Freiheit auch weiterhin zu sichern. Wir sollten nicht nur bei Programmen, die wir auf unseren eigenen Computern ausführen, die Freiheit haben, diese zu verwenden, zu verstehen, zu verbreiten und zu verbessern, sondern auch bei Programmen, welche auf den Servern laufen, die unsere Daten verarbeiten. Dadurch wird sichergestellt, dass das im User Data Manifesto beschriebene Recht, die Plattform frei wählen zu können, praktisch erst ermöglicht wird. Nur wenn es mehrere Anbieter eines Dienstes gibt oder der Anwender die Möglichkeit hat, den Dienst selber zu betreiben, kann er diese Freiheit auch wirklich in Anspruch nehmen.
Das User Data Manifesto ist ein guter Anfang für eine wichtige Diskussion über die Rechte von Anwendern beim Einsatz von Onlinediensten, an der sich möglichst viele Organisationen beteiligen sollten, um solche Dienste voranzubringen, welche unsere Rechte und Freiheit respektieren.
Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-NC-SA 4.0) Lizenz.
23.01.2018
- In einer Wissenschaftsdoku hat sich 3sat mit Software beschäftigt, die mit Hilfe von Verarbeitung grosser Datenmengen versucht, Ereignisse vorausschauend zu berechnen: „Das Ende des Zufalls – Die Macht der Algorithmen“.
mehr...22.09.2015
- Mit Indien reiht sich die bevölkerungsreichste Demokratie in die Liste der Länder ein, denen Verschlüsselung ein Dorn im Auge ist.
mehr...16.10.2020
- Immer wieder gibt es Veranstaltungen zu emanzipatorischen Themen und da wird teilweise auch unter anderem ein Video-Stream über Facebook oder YouTube angeboten.
mehr...Podcasts zum Artikel
05.12.2007 - Raubkopierer sind Straftäter und können mit Haftstrafen rechnen. Sagt zumindest das Gesetz.
26.07.2017 - Um Antifeministischen und genderkritischen Parolen etwas entgegenzusetzen ist es wichtig, Akteure und Gruppierungen zu erkennen, die solche Inhalte verbreiten.
Mehr auf UB online...
24.09.2023
- Vor 50 Jahren putschte mit Hilfe der USA das Militär in Chile. Der 1970 demokratisch [...] mehr...18.09.2023
- Vom 19. bis 23. Juli 2023 fand in St. Imier der [...] mehr...