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Ugly Facebook - FUNDAMENTAL DISLIKE

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FUNDAMENTAL DISLIKE Ugly Facebook

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Digital

Mark Zuckerberg ist mit Anfang 30 in Elternzeit gegangen – schön für ihn. Seine weiblichen Mitarbeiter drängt der Facebook-Chef hingegen, den Zeitpunkt der Mutterschaft per social freezing auf weit nach 40 zu verschieben, um die Arbeitskraft junger Frauen „ohne Karriereknick“ länger ausbeuten zu können.

Anti Facebook, Ello, You Lose Un-Like Stickers.
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Anti Facebook, Ello, You Lose Un-Like Stickers. Foto: Mike Mozart (CC BY 2.0 cropped)

Datum 15. Mai 2016
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Lesezeit10 min.
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KorrekturKorrektur
Verpackt als Hilfe zur Selbstbestimmung der Frau erhöhen Facebook und Apple als erste Arbeitgeber mit der „Kostenübernahme“
zum Einfrieren der Eizellen den Druck auf ihre Mitarbeiterinnen zur Selbstoptimierung als Arbeitskraft. Sie sollen „im leistungsfähigen Alter“ nicht mehr wegen Familienplanung „ausfallen“. Aber das nur am Rande.

Es gehört in unseren Kreisen zum guten Ton, Facebook
„eigentlich doof“ zu finden. Mit Äusserungen wie „still
not loving facebook, but ...“ tragen viele von uns ihre
„kritische“ Gesinnung dem IT-Giganten gegenüber
konsequenzlos vor sich her. Alle wissen, dass Facebook
keinerlei Privatsphäre respektiert. Es reicht, die Nutzungsbedingungen
zu studieren: Facebook speichert
unseren Aufenthaltsort (GPS- und netzwerkbasiert),
liest Textnachrichten und Anrufprotokolle sowie Netzwerk-
Verbindungen, nimmt Videos, Fotos und Ton auf,
liest und verändert selbständig Kontaktdaten sowie
Kalendereinträge ohne die Nutzer*in zu informieren,
liest die Einstellungen anderer Dienste auf dem Smartphone,
greift auf andere aktive Apps zu und lädt
ohne Benachrichtigung Dateien runter, ...

Facebook analysiert unsere Vorlieben und Interessen
und stellt daraus einen individuell auf uns abgestimmten
Nachrichtenstrom zusammen.
Informationstechnisch bewegen sich viele mittlerweile komplett
in so gefilterten Facebook-Blasen, deren Dynamik
Facebook bestimmt. Klassische, nicht personalisierte,
redaktionell bearbeitete und zusammengestellte
Nachrichten verlieren immer weiter an Bedeutung.
Facebook lässt immer mehr Journalist*innen direkt für
seine Plattform Nachrichten verfassen. Facebook bestimmt
dann, wer sie in welcher Form erhalten wird.

Du darfst dich bei uns sozial vernetzen, aber was du
zu sehen bekommst, wer und welche Mitteilung bei dir
auftaucht und wer deine wirklichen Freunde sind, das
entscheiden wir. Wer das Internet kontrolliert, kontrolliert
nicht nur das Wissen der Menschheit sondern
beeinflusst damit auch deren Ansichten, Vorlieben
und Gewohnheiten – alles hochgradig individualisiert.

Viel zu abstrakt

Alle wissen, dass Facebooks Manipulationen von
Kommunikation komplett übergriffig sind. Einer
staatlichen Behörde würden wir niemals widerstandslos
eine solche Lenkungsmacht einräumen.
Aber niemand kümmert sich darum, weil dies in
der Regel erst „zukünftig“ einen negativen, persönlich
„spürbaren“ Effekt haben wird. Wenn der
manipulative Eingriff in unser Leben verlockend
„smart“ genug ist, will niemand ernsthaft an der
massiven Einschränkung unserer Selbstbestimmung
Anstoss nehmen.

Die Entwicklung des Internet geht
deutlich schneller voran, als sich das Bewusstsein
der Menschheit für die Konsequenzen der Digitalisierung
herausbildet. Schon lange wird die Geschwindigkeit
der technologischen Entwicklung massgeblich
mitbestimmt durch das, was die Alpha-Männer von
Amazon, Apple, Facebook, Google und anderen aus
dem Tal der Technokratie glauben, uns zumuten zu
können: „Die Unternehmenspolitik ist es bis genau an
die Grenze zu gehen, wo es den Leuten unheimlich
wird, aber nicht darüber hinaus.“, so Google-Manager
Eric Schmidt.

Facebooks Übergriffigkeit lässt sich nicht allein mit
dem an Bedeutung schwindenden Begriff der Privatsphäre
fassen. Der Eingriff in unsere Informations-,
Erfahrungs-, Arbeits-, Freizeit- und Gefühlswelt reicht
viel weiter. Er wird unser Leben massiv fremdbestimmen
und vollständig neu ordnen – ohne dass eine bewusste
Abwägung zwischen Bereicherung und Entmündigung
stattfindet.

Das ist dir zu abstrakt und zu vage?
Ok - da unsere Vorstellungskraft nicht annähernd so
weit reicht, wie die jener Technokrat*innen, die aktiv an einer Welt arbeiten, in der nur noch technologische Lösungen für gesellschaftliche Probleme
zulässig sind, verbleiben wir im Hier und Jetzt:
Bei der Anfrage auf Löschung rassistischer Postings:
„Friss Scheisse Du syrische Drecksau“ und „Gebt den
Sicherheitskräften endlich Schusswaffen und knallt
diese Pseudo-Flüchtlinge ab“ gibt sich Facebook als
Bewahrer der freien Meinungsäusserung und antwortet:
„Wir haben den von Dir wegen Hassbotschaften
gemeldeten Beitrag geprüft und festgestellt, dass er
nicht gegen unsere Gemeinschaftsstandards verstösst.“
Dass sich Facebook hierbei nicht wirklich der Neutralität
verpflichtet fühlt, sollen im Folgenden vier Beispiele
verdeutlichen:

Verfolgung und Behinderung von Fluchthilfe
zusammen mit Europol

Im April 2015 hat der Europäische Rat beschlossen,
gegen ein „Anlocken“ von Flüchtlingen vorzugehen. Zur
Verhinderung einer Kontaktaufnahme von Flüchtenden
mit Fluchthelfer*innen hat Europol eine Kooperation
mit Facebook und Twitter begonnen. Seit dem 1. August
sind bei der „Meldestelle für Internetinhalte“ (IRU)
innerhalb von Europol zusätzliche Stellen eingerichtet
worden, die die sozialen Medien nach Fluchthilfeaktivitäten
durchforsten.

Werden die Mitarbeiter*innen
fündig, soll zukünftig direkt die Löschung erfolgen. Darüber
hinaus soll Europol auch direkten Zugriff auf die
Tracking-Daten bei Facebook erhalten ohne diese bei
den jeweiligen Mitgliedsländern anfordern zu müssen.
Die “Meldestelle“ soll dem „Europäischen Zentrum
zur Terrorismusbekämpfung“ (ECTC) untergeordnet
werden. Das Vorhaben wurde wohlgemerkt noch vor
den Anschlägen in Paris beschlossen! Dafür braucht
es keinen Ausnahmezustand. Das ist nun europäischer
Normalzustand.

Real-Life-Experimente zur Verhaltensökonomie

Im Juni 2014 kommt raus, dass Facebook über längere
Zeit die Seiten von 700.000 Nutzer*innen psychologisch
manipulierte – ohne dass die Nutzer*innen
davon wussten. Dieser Gruppe wurden vornehmlich
positive Posts ihrer Facebook-Freund*innen gezeigt.
Negative Posts erhielten ein schwächeres Ranking bzw.
wurden ganz unterdrückt. Dann wurde beobachtet
wie sich dieser algorithmische Stimmungs-Aufheller
auf das Kommunikationsverhalten der so manipulierten
Nutzer*innen auswirkte – und oh Wunder: Sie
äusserten sich durchgängig positiver in ihren eigenen
Postings verglichen mit einer genauso grossen Gruppe
negativ-manipulierter Nutzer*innen.
Im Guardian äussert sich eine Facebook-Sprecherin
zu dem Skandal. Ziel des Experiments sei es gewesen
“unsere Dienstleistungen zu verbessern und die Inhalte,
welche die Leute auf Facebook sehen, so relevant und
ansprechend wie möglich zu gestalten.“ Weiter sagte
sie „ein Grossteil davon besteht darin zu verstehen,
wie die Nutzer auf verschiedene Arten von Inhalten
reagieren, je nachdem ob sie eine positive oder
negative Tonalität haben; ob es Neuigkeiten von
ihren Freunden oder Informationen von Seiten sind,
denen sie folgen.“

Facebook mache viele derartiger
Verhaltensexperimente und ausserdem seien diese
Experimente, in die die Nutzer*innen ohne ihr Wissen
involviert werden, durch die Nutzungsbedingungen
abgedeckt.

Wie weit die gezielte Beeinflussung von Unzufriedenheit
bei Facebook jenseits von „Experimenten“ zur Verhaltensbeeinflussung
geht, zeigt sich nur zwei Monate
später:

Informationelle Aufstandsunterdrückung

Am 9. August 2014 wurde in Ferguson der 18-jährige
Michael Brown bei einer Polizeikontrolle erschossen.
Eine Polizeistreife hielt ihn an, weil er es wagte,
auf der Strasse statt auf dem Bürgersteig zu laufen.
Während der Diskussion löste sich ein Schuss aus
dem Streifenwagen. Brown floh und wurde dabei von
einem Polizisten von hinten erschossen. Michael Brown
war unbewaffnet und er war schwarz.

Bereits am nächsten Tag versammelten sich die
schwarzen Bürger*innen der Stadt zur Mahnwache,
der sich 150 Polizisten in gepanzerter Montur entgegen
stellten. Die Stimmung heizte sich auf, die Lage
geriet ausser Kontrolle, es kam zu Strassenschlachten
und Plünderungen. Am 11. und 12. August setzte die
Polizei Panzerfahrzeuge, Blendgranaten, Rauchbomben,
Tränengas sowie Gummigeschosse gegen die
aufgebrachte Menge ein. Die Bilder von der martialischen
Aufstandsbekämpfung gingen weltweit durch
die Medien und natürlich auch durch die sozialen
Medien. Aber nicht durch alle sozialen Netzwerke
gleichermassen.

Zeynep Tufekci, Dozentin an der Uni in North Carolina,
untersucht die politische Macht durch algorithmische
Nachrichtenfilterung. In einem Beitrag auf dem Bloggingportal
Medium konstatiert sie, dass in ihrem Facebook-
Stream Ferguson kaum auftauchte, während es
auf Twitter beinahe kein anderes Thema gab. Das lag aber nicht daran, dass die Leute auf Facebook nichts
dazu schrieben.

Der Edgerank-Algorithmus, der laut Facebook die
Neuigkeiten nach personalisierter Relevanz aufbereitet,
schien das Thema einfach herausgefiltert zu
haben.
Gezielte Manipulation in Kooperation mit der NSA
Im April 2015 erfuhren wir aus dem Fundus der Snowden-
Dokumente, dass Facebook im Auftrag der USRegierung
regierungskritische Veranstaltungs-Infos und
Direktnachrichten zwischen Facebook-Nutzer*innen
manipuliert, um Demonstrationen zu verhindern. Nach
dem Aufflammen der Occupy Wall Street Proteste
im Herbst 2011 weiteten Facebook und NSA ihre
gemeinsame „Operation SPORA“ zur Manipulation
solcher Nachrichten aus.

Aus den Dokumenten geht hervor, dass SPORA Mitteilungen
zu Demonstrationen und Flashmobs nicht
einfach nur verschluckt oder verspätet sendet, sondern
Orte und Zeiten dieser Verabredungen manipuliert.
Das betrifft sowohl Facebook-“Veranstaltungen“
als auch Direktnachrichten. Messenger-Apps und Webseiten zeigen zur
Zerstreuung dann unterschiedliche Daten
an.

Die Entwicklung der Manipulationssoftware
läuft als NSA-Kooperation mit einem
kleinen Team bei Facebook. Angewendet
wird die Software von allen Geheimdiensten
der „Five Eyes“-Allianz auch auf
weitere Plattformen, darunter WhatsApp
und Google Hangout. Ein Beispiel, das zeigt, wie irrelevant
eine Unterscheidung von privat-ökonomischen
Erfassungs- und Lenkungsabsichten der Digitalelite
gegenüber der rein repressiven Intervention durch
Geheimdienste und Behörden ist.

Facebook und die Bewegungslinke

Was, wenn Facebook in Augenblicken aufquellender
sozialrevolutionärer Dynamik seine Dienste in noch
viel stärkerem Masse gegen uns wendet bzw. selektiv
ganz verweigert? Wollen wir uns erst dann eigene,
unabhängige Techniken der Wissensverbreitung und
Kommunikation aneignen?

Es ist schon erstaunlich genug, dass auch der autonomen
Bewegung die Bequemlichkeit einer Kommunikationsplattform
und die gefühlte informationelle
Mainstream-Zugehörigkeit wichtiger erscheint als ihre
Autonomie, aber dass wir aktiv via Facebook der
Repression zuarbeiten, das geht uns dann hoffentlich
doch zu weit! Oder nehmen wir die über Facebook
vermittelte Behörden-Kooperation und Unterwanderung
linker Widerstandsbewegungen hin, während wir
als Anna und Artur weiterhin lautstark jede „direkte“
Zusammenarbeit mit Verfolgungsbehörden für undenkbar
erklären?

Das erscheint uns wenig glaubwürdig und vor allem
wenig sinnvoll.

Widerstand digital + analog = real

Es regt sich Widerstand – selbst gegen Facebook!
„Zuck off“ wird dem Facebook-Chef Zuckerberg
in Indien entgegen gerufen. Dort kämpfen aktuell
Aktivist*innen mit viel öffentlicher Unterstützung gegen
Facebooks Projekt internet.org, mit dem Facebook
auch in entlegeneren Gegenden den Armen ein „kostenfreies“
Netz zur Verfügung stellen will.

Stein des
Anstosses: Facebook lässt in diesem „gemeinnützigen
Netz für alle“ nur 35 Webseiten sichtbar werden
– Facebook an erster Stelle. Der Zugang zum Rest
der (Netz-)Welt bleibt versperrt. Mark Zuckerberg
reagiert zynisch, pragmatisch, grosskotzig auf den
Vorwurf der Zensur und Lenkung: „Lieber ein bisschen
Internet als gar keines.“

Der Widerstand gegen diese zugespitzte Form der
Netz-Nicht-Neutralität ist nicht spurlos geblieben. Vier
der von Mark Zuckerberg auserwählten Anbieter, darunter
die Times of India haben sich bereits aus dem
Facebook-Projekt zurückgezogen, da sie den Vorwurf
der Teilhabe an „wirtschaftlichem
Rassismus“ und „Landnahme“ (landgrab)
nicht auf sich sitzen lassen
wollten.

Aber macht ein symbolischer,
nicht-digitaler Angriff auf einen
Giganten der vermeintlich digitalen
Welt wirklich Sinn? Ja, macht
er – die Unternehmensführung von
Google war empfindlich getroffen,
als Gentrifizierungsgegner*innen
die Google-Busse stoppten und angriffen: Öffentlich
wahrnehmbarer Protest gegen den astronomischen
Anstieg der Wohnkosten im Umkreis der Haltestellen
dieser Shuttle-Busse, die jeden Morgen Tausende
Google-Mitarbeiter*innen aus der Umgebung von
San Francisco zum Unternehmenssitz im Silicon Valley
bringen. Darauf folgende Demonstrationen zwangen
Google sogar ein konkretes Bauvorhaben in San
Francisco fallen zu lassen.

Auch Googles erste Version
der Datenbrille glasses ist massgeblich an der
breiten öffentlichen Wirkung der Kampagne ihrer
Gegner*innen gescheitert und wieder vom Markt
genommen worden. Aktivist*innen in den USA hatten
Datenbrillenträger*innen als glassholes diffamiert
und ihnen teils handgreiflich die Brille von der Nase
geholt. In vielen angesagten Kneipen und Clubs hatten
glassholes daraufhin Hausverbot.

Eine eintägige militante Autobahnblockade in unmittelbarer
Flughafennähe der Taxifahrer*innen gegen die
Taxi-App Uber in Paris hat den letzten Ausschlag zu
deren Verbot in Frankreich gegeben.

Anfang letzten Monats haben Aktivist*innen das
Headquarter von Airbnb in San Francisco besetzt,
quasi um die Kämpfe für bezahlbaren Wohnraum an
den Ort zu tragen, der in wachsendem Ausmass für
Zwangsräumung und Vertreibung mitverantwortlich ist.

Join the real-life-hacking-team

Wir sehen die Notwendigkeit, uns gegen die digitale
Kontrolle und den Versuch der Übernahme unseres Lebens
aktiv zu wehren.
Eine Rebellion gegen diese Welt wird nicht durch
die Reform des Internets stattfinden.

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prc