Monetarisierung und Monopolisierung
von Informationen
verleiht diesen Diensten eine
historisch noch nie dagewesene
gesellschaftliche Gestaltungsmacht.
Unsere „freiwillige“
Teilhabe am digitalen
„Dauersenden“ trägt massgeblich zu dieser Machtkonzentration
bei. Warum begeben wir uns digitalexhibitionistisch
in den Zustand völliger Durchleuchtung
unserer Privatsphäre? Warum liefern wir freiwillig
die Datenbasis, die jegliche Überwachung zur Selektion zwischen „normalem“ und „abweichendem“
Verhalten benötigt? Warum sind diese Big Brothers zu
unseren engsten Freunden geworden? Warum vertrauen
wir den Maschinen mehr als uns selbst und unseren
menschlichen Freunden? Warum tragen wir willentlich
zur beschleunigten Ausbeutung und Stabilisierung des
Kapitalismus bei?
Ein trendig, handlichmobiles
Lifestyle-Smartphone
ermöglicht „soziale“ Teilhabe an einer nahezu allumfassenden
digitalen Informationswelt. Alles in dem
angenehmen Glauben, das eigene Leben und Arbeiten
„smarter“ kontrollieren und effizienter dirigieren
zu können. Die Animation zu Selbstoptimierung und
Entblössung
ersetzt überkommene
Kategorien eines Orwell'schen
Überwachungsstaates – niemand
wird zum Schweigen gebracht,
sondern vielmehr zum geschwätzigen
„always-on“ gedrängt.
Dabei geben wir Kontrolle über
sensible Details unserer Persönlichkeit
an Dritte ab und büssen
Selbstbestimmung durch eine
völlig fremdbestimmte digitale
Verwertung unserer permanenten
Netzaktivität ein.
Erfassung und Vermessung aller Lebensabläufe
Meine über das Handy übermittelten Standortemarkieren für mich „gewöhnliche“ Orte. Mein über
Kredit,
ECoder
Payback-Karten
protokollierter Geldverbrauch
hinterlässt ebenfalls eine individuelle Alltagssignatur in Höhe, Ort und Verwendungszweck
meiner Ausgaben. Telefon, Email, Twitter und facebook
liefern ein nahe zu vollständiges Soziogramm meiner
Kontakte: Eine einfache Software stellt die Frage
„Wer ist mit wem wie intensiv verknüpft?“ grafisch dar.
Stichwort und
semantische Analyse unverschlüsselter
Kommunikation legen den Charakter der sozialen Beziehungen
offen und liefern ganz nebenbei meinen typischen
„Sprachabdruck“. Schon eine Analyse weniger
Monate bildet mein individuelles „Durchschnittsverhalten“
hinreichend präzise ab und macht das für mich
„normale“ Verhalten vorhersagbar. Abweichungen von
diesem Verhalten sind leicht detektierbar und lösen
gleichsam bei Schnüffelbehörden und ökonomischen
Datenverwerter*innen erhöhte Aufmerksamkeit aus.
Keine der genannten Auswertungsmethoden erfordert
unmittelbaren Personalaufwand für die abhörende
Behörde oder ihren privatwirtschaftlichen Partnerdienst.
Niemand muss sich explizit für mich interessieren! Selbstlernende Algorithmen erledigen die
Analysen über die Rechenzentren in der „cloud“
automatisch und parallel für Millionen von „freiwilligen“
Datenlieferant*innen. Wer sich ein Smartphone
der neuesten Generation zulegt, nimmt in Kauf, dass
es niemals ganz abgeschaltet ist. Denn es lässt sich
komfortabler Weise auf „Zuruf“ wecken und ansprechen.
Neben dem Mikrofon ist auch die Kamera immer
an, damit wir das Handy per Augenbewegung steuern
können. Vollgestopft mit insgesamt 20 Sensoren nimmt
es permanant unsere Umgebung wahr. Bei den Schnittstellen
zum Datenaustausch hingegen spart der Hersteller
bewusst, denn unsere Daten sollen alle in der
„cloud“, also auf Googles Festplattenfarmen, landen
– unverschlüsselt, damit Google den Inhalt analysieren
kann.
Fitnessarmband und Health-Kit - Werkzeuge der Selbstoptimierung
Die Sensorik unserer ständigen Begleiter nähert sichdabei unserem Körper immer weiter an. Über 30.000
Apps (Anwendungsprogramme für Smartphones und
Tablets), gibt es bereits zum Thema „Gesundheit und
Fitness“, nochmal so viele zum Thema „Sport“
und etwa 25.000 aus dem Bereich
„Medizin“. In kabelloser
Verbindung zu einem der
zahlreichen Fitnessarmbänder
oder smarten Uhren
zählen die Apps Schritte,
messen Kalorienverbrauch,
Puls und Blutzuckerspiegel,
und sagen uns, wie gut wir schlafen.
Wer sie nutzt, soll genau kontrollieren,
ob er die selbstgesteckten Ziele erreicht
– ob es nun ums Abnehmen geht, um neue
sportliche Bestleistungen oder darum, „gesünder“ zu
leben. Ganz nebenbei wird auf spielerisch, smarte
Weise die gesellschaftliche Doktrin der Selbstdisziplinierung
und -optimierung verinnerlicht. Für moderne
Leistungsträger*innen gehören die hippen Fitnessarmbänder als funktionales Lifestyle-Accessoire
bereits zum Standard.
Die ersten Versicherungsunternehmen
bieten bereits billigere Tarife an für Personen,
die digital nachweisen können, dass sie am Tag mehr
als 5000 Schritte gemacht haben. Während sich
Patient*innen und Ärzt*innen bislang noch gegen den
staatlich verordneten Funktionsausbau der elektronischen
Gesundheitskarte zur digitalen Patientenakte
wehren, lassen Google und Apple diesen konfliktreichen
Aushandlungsprozess links liegen, in dem sie
das Smartphone von der Fitness zur
vollständigen
Gesundheitszentrale ausbauen. Google Fit und Apples
Health -Kit fordern zur optimalen Gesundheitsbetreuung
auf dem Smartphone die digitale Verwaltung von
Arzt und
Laboruntersuchungen inklusive Medikation
sowie die Eingabe der Ernährungsgewohnheiten. Bei
der Erfassung und Entschlüsselung des menschlichen
Erbguts versucht Google die Datenvorherrschaft zu
erlangen. Mit der im Juni 2014 vorgestellten Zugangssoftware
für Genomdateien stellt Google die wichtigste
Plattform seines Projektes „Google Genomics“
vor. Die Google Cloud ist fortan für Analyse und Austausch
von Daten der beiden weltgrössten Genomdatenbanken
zuständig.
Alle Daten sind Kreditdaten - Googles Life Operating System
„Wir sind nicht die Kunden, wir sind die Produkte“ vonGoogle, facebook, twitter und Konsorten. Begünstigt
durch die Snowden-Enthüllungen
und die Debatte um
umfassende Ausspähung durch Geheimdienste und
ihre privatwirtschaftlichen Partner*innen dringt diese
Erkenntnis ganz langsam durch. Viele hatten lange geglaubt,
Google sei im Wesentlichen eine Suchmaschine
und die Erstellung der Datenbank aller Suchbegriffe
samt „sinnvoller“ Ergebnisse diene in erster Linie der
Angebots und
Wissensvermittlung.
Mittlerweile jedoch
klingt es nicht mehr verschwörerisch, dass die Analyse
der personalisierten Verknüpfung
aller individuellen
Suchanfragen das eigentliche Geschäft mit der Suchmaschine
darstellt und die Suchmaschine lediglich das
Herzstück für die Monopolstellung bei der Erfassung
sämtlicher Lebensregungen ist. Denn hierauf gründet
sich Googles Marktführerschaft
bei Internet-Browsern
Chrome), bei Betriebssystemen
für mobile Endgeräte (Android),
OnlineVideos
(youtube)
und auf dem Bereich der
Mail-Anbieter (GoogleMail).
Google macht mittlerweile
kein Geheimnis mehr aus dem
Zugriff auf sämtliche unverschlüsselte
Inhalte, die der Konzern auf
diesen Geschäftsbereichen sammelt.
Eine von Google unerwünschte, von Anfang bis
Ende
verschlüsselte Kommunikation ist die einzige Chance,
dem zu begegnen. Googles Finanzdienstleister „Zest“
benutzt nach eigenen Angaben sage und schreibe 80.000 verschiedene Indikatoren zur Überprüfung der
Kreditwürdigkeit von Personen für seine Kund*innen
und schreibt folgerichtig zum Geschäft mit der Inwertsetzung
sämtlicher Lebensspuren: „Alle Daten sind
Kreditdaten“. Die Breite der erfassten Parameter lässt
eine viel umfassendere „Bonitäts“prüfung
zu: Wer ist
Versicherungs-,
Bildungs-oder
Gesundheitsvorsorgewürdig?
In Zukunft sollen alle uns umgebenden
und
steuerbaren Dinge ein Betriebssystem haben
und mit ihresgleichen und uns vernetzt sein.
Google arbeitet aufgrund seiner Marktstellung
und Finanzkraft mit Nachdruck
daran, dass es sich hierbei um das Google
Betriebssystem Android handelt. So dienen
die letzten Unternehmenszukäufe
auf dem
Bereich Thermostate, Rauchmelder, Haushaltsroboter,
Überwachungskameras, selbst
fahrende Autos, Satelliten, Drohnen, Internetseekabel,
Internet-Ballons
dazu die eigene
Systemsoftware zu platzieren und den
Datenzugriff auf möglichst grosse Teile der
Daten-
Infrastruktur zu gewährleisten.
Es geht um mehr als Monetarisierung und Monopolisierung von Information
Die Beschreibung von Googles Aktivitäten wärejedoch hoffnungslos gestrig, wenn wir den Eindruck
vermittelten die Erfassung samt Analyse personenbezogener
Informationen wäre das eigentliche Ziel von
Google.
Es geht um nicht weniger als die Erschaffung
neuer Realitäten. Wer genauer auf das ehemalige
Kernstück von Google schaut, stellt fest, dass auch die
Suchmaschine hochgradig manipulativ programmiert
ist. Nicht nur im überkommenen Sinn möglichst zielgerichteter
Werbung, sondern bezogen auf die Erreichbarkeit
von Information an sich. Über den komplexen
Algorithmus zur Gewichtung von Einträgen erhalten
verschiedene Nutzer*innen unterschiedliche Informationen
auf die gleiche Frage. Mit der Detailgenauigkeit
der persönlichen Profile ist schon auf dieser
Ebene eine subtile und hoch wirksame Beeinflussung
von Nutzer*innen möglich. Ein anonymisierter Internetzugriff
ist daher die absolute Grundvoraussetzung,
dieser Manipulationsmöglichkeit zu begegnen.
Googles offen deklariertes Ziel ist es, diese Vorrangstellung
als smart manipulativer Lebensbegleiter auszubauen.
Schon bald werden wir Google nicht mehr
nach Begriffen suchen lassen, sondern fragen, was als
nächstes zu tun sei, so Google-Verwaltunsratschef
Eric Schmidt. Denn Google, so seine selbstbewusste Vorstellung,
organisiert unsere gesamte Umgebung. Google widmet seit neuem der Frage der Willensbildung
und der Nachbildung menschlicher Gehirne mit dem
Projekt Google Brain einen eigenen Unternehmenszweig.
Smarte Totalität - die neue Freiwilligkeit
Im Unterschied zu Orwells Überwachungsstaat gehtes nicht mehr um die Beschneidung des Gedankenspielraums
also das Unterdrücken von „Delikten“
im Stadium ihrer gedanklichen Entstehung z.B. durch
das Eliminieren des Vokabulars zur Formulierung
solcher Gedanken. Im Gegenteil, das „digitale Panoptikum“,
das Google, facebook und Co derzeit
stärker bestimmen als ihre staatlichen Partnerdienste
bringt niemanden zum Schweigen sondern ermutigt
alle zum „always-on“ dem
digitalen Dauersenden.
Statt Schweigen
anzuordnen,
animiert die neue
Macht auf smarte
Weise zur exhibitionistischen
Organisierung
und
Optimierung des
Selbst. Offenkundig
wird niemand
gefügig sondern
vielmehr abhängig
gemacht.
Keine bedrohliche, repressive Fratze, sondern die
bunte, freundliche Welt der apps wird dazu benötigt.
Kreativität und
Effizienzsteigernde
Hilfsprogramme
auf unseren Smartphones
stimulieren zur „freiheitlichen“
Selbstentblössung. Wer nicht mitmacht beim
digitalen Dauersenden, macht sich zwar verdächtig,
aber er wird nicht repressiv eingefangen. Er wird auch
nicht isoliert – er isoliert sich selbst.
Ansätze von Widerstand
Wer sich gegen die Verletzung von Persönlichkeitsrechtendurch das Ausspionieren jeglicher Netzdaten,
gegen DNA-Datenbank, Drohnen- und Kameraüberwachung
politisch aktiv zur Wehr setzen will, sollte
auch mit der Preisgabe der eigenen Alltagsdaten
nicht nur sparsamer sondern vor allem strategisch umgehen.
Gerade das Zusammenführen meiner verschiedenen
Aktivitäten, Interessen, Neigungen, Einkäufe,
Kommunikation zu einer integralen digitalen „Identität“
ist die Grundlage für die Mächtigkeit von schnüffelnden
Analysewerkzeugen. Methoden des Identitäts-Splittings
können mit annehmbarem Aufwand
das reale Ich auf unterschiedliche digitale Identitäten
„verteilen“.
Wir rufen dazu auf, den Grundsätzen
eines freien und anonymen Netzes angesichts der
Überwachungsrealität nicht ohnmächtig und tatenlos
„hinterher zu diskutieren“, sondern a) die Möglichkeiten
einer alltäglichen Verweigerung gegenüber
digitaler Erfassung zu nutzen und b) den alltäglichen
Übergriff aktiv anzugreifen.
Kick glassholes
Versuchen wir, Googles gesellschaftlicher Gestaltungsmachteine deutliches und symbolträchtiges Zeichen
entgegenzusetzen – Googles Datenbrille bietet dazu
eine gute Gelegenheit, denn sie ist in breiten Teilen
der Bevölkerung höchst umstritten. Google ist im Bereich
des sozialen Widerstands übrigens extrem empfindlich. So war die Verunsicherung im Konzern gross, als im letzten Jahr mehrfach Googles Shuttle-Busse in San Francisco gestoppt und angegriffen
wurden. Aktivist_innen hatten mit diesen Aktionen
mobil gemacht gegen enorme Mietpreissteigerungen
im Einzugsbereich der klimatisierten Luxus-Busse,
die
die solventen Google-Mitarbeiter*
innen zur Konzernzentrale
ins Silicon Valley fahren. Konkret: Wenn wir
unserem Gegenüber in der Bahn oder auf der Strasse
die Google-Brille absetzen, zündet die Diskussion um
unfreiwillige Datenweitergabe vermutlich von selbst.
Wer will schon per Bild,
Video- oder Tonaufzeichnung
inklusive GPS- genauer Ortsinformation aufgenommen
und auf Googles Festplatten verewigt werden? Wer
will unmittelbar zum Zeitpunkt des Angeblicktwerdens
per Abgleich mit Googles Bilderdatenbank im Internet
von jeder daher gelaufenen Datenbrillenträger*in
identifiziert und gegoogelt werden? Die Gesichtserkennungssoftware
einer App für die Datenbrille greift
zunächst auf eine Datenbank von 450.000 Sexualstraftätern
in den USA zurück. Unser Leben soll laut
Softwarehersteller
deutlich sicherer werden, wenn wir
erkennen, in wessen Nähe wir uns aufhalten!
Wir schlagen vor, die smarten Herren und Damen mit
der „Google-Glass“ im Gesicht von der Seite anzumachen
und aufzufordern, ihre Daten-Brille
umgehend
wegzupacken - sonst machen wir das! Ziel ist es, mit
alltäglicher Konfrontation den rücksichtslosen Techno-
Trendsetter_
innen ihr 24h-Dasein
als Googles unbezahlte
Datensammler*innen unattraktiv zu machen und
die öffentliche Debatte um die Erfassung und Auswertung
persönlicher Daten zu befeuern. In den USA kam
es bereits zu handfesten Auseinandersetzungen wegen
der berechtigten Sorge, heimlich aufgezeichnet oder
unmittelbar „gescant“ zu werden. Viele Kneipen und
Clubs beteiligen sich an der Kampagne gegen Google
„glassholes“ und schmeissen Datenbrillenträger*innen
zum Schutz ihrer Kundschaft raus. Nicht ohne Grund
wurde die Einführung der Datenbrille in Europa auf
2015 verschoben - im
Überwachungskamera gewohnten
England ist die Brille hingegen seit Juni 2014
erhältlich.
Don't be their networker – Time for disruption
Ihr Verständnis vom networking bindet uns menschlicheQuellen als „Knoten“ in ein Netz ein, das alles und jeden
global einwebt. Ihre vollständig Netzbasierte
und
Netz „erzwingende“
Vision einer technokratischen Gesellschaft
kommt ganz ohne direkte menschlich-soziale
Beziehungen aus. Im Gegenteil, sie ist dazu gedacht,
überkommene soziale Strukturen wie z.B. solidarische,
auf gegenseitiger Hilfsbereitschaft basierende
Nachbarschaften in unseren Vierteln
zu zerstören.
Diese verkrusteten Strukturen
sind weniger „flüssig“ und damit weniger leicht
zugänglich und auszubeuten auf einer fortgeschrittenen
Stufe kapitalistischer Kybernetik. Je stärker wir
in ihrem Netz isoliert sind, desto besser passen wir
hinein und tragen bei zu einer stabilen, durchkapitalisierten,
vollständig realen Cyber-Welt. Eine Unterscheidung in „reale Welt“ und „Internet“ gibt es
nicht mehr. Wir leben bereits im Post-Internet-
Zeitalter,
denn das Netz hat unsere Welt durchdrungen. Nicht
nur unsere „Avatare“ sondern wir selbst sind durch die
vorgegebene Begrenztheit des Mediums beschränkt.
Sie geben vor, uns näher zusammen zu bringen, doch
real entfernen sie uns voneinander. Unsere Abhängigkeit
von ihrem Medium erhöht sich durch diese Distanz
umso mehr.
Je mehr wir glauben, in unseren Alltag packen zu
können, weil wir alle „Aufgaben“ mal eben mobil mit
unseren Smartphones und Laptops erledigen
können,
desto weiter verdichtet und beschleunigt sich unser
Alltag. Wir werden „eingeladen“, ständig zum digitalisierten
Ganzen beizutragen, es und uns ständig
zu verbessern. Wir gewinnen keine Zeit,
wir verlieren eine Menge davon in ihrem Netz. Was
wir tatsächlich „gewinnen“, ist Abhängigkeit. Wir
sind uns sehr wohl bewusst, dass uns das Netz einige
Möglichkeiten
zur Koordinierung politischer Arbeit
über grosse Distanzen hinweg bietet. Wir haben auch
nicht vergessen,
welche Möglichkeiten der Mobilisierung
und Verständigung sich kurzfristig in den
aufkeimenden Revolten der letzten Jahre durch die
sozialen Medien ergeben hatten. Dennoch fällt unsere
Bilanz nach intensiver Betrachtung eindeutig negativ
aus.
Bei der digitalen Durchdringung unseres Alltags
handelt es sich nicht um eine technologiebasierte
gesellschaftliche „Entwicklung“, genauso wenig wie es
einen neutralen „Prozess“
der Gentrifizierung urbaner
Areale gibt. Wir sind konfrontiert mit einem in vollem
Umfang beabsichtigten und aggressiv vorwärts getriebenen
technologischen Angriff gegen unser soziales
Leben zugunsten einer historisch noch nie dagewesenen
Machtkonzentration. Wenn wir das verstehen,
macht es keinen Sinn, den sogenannten „Zeitgeist“
technologiekritisch zu kommentieren. Linkskonserkative
Feuilletonisten tun dies, ohne den technologischen Fortschritt
gefährden zu wollen. Wir müssen dringend zum
Gegenangriff auf die Feinde des Sozialen übergehen,
deren Protagonist*Innen übrigens leicht auszumachen
sind. Wir müssen ihr Netz mit ihren Regeln hinter uns
lassen, ihren Zugriff auf uns blockieren.



