Rezension zum Buch Hans Fallada: Kleiner Mann – was nun?
Belletristik
Bei der frauenärztlichen Untersuchung zum Zwecke der Verhütung stellt sich heraus, dass "Lämmchen", die Freundin von Pinneberg, bereits schwanger ist.


Berlin, Wahlpropaganda zur Landtagswahl. Foto: Bundesarchiv, Bild 102-01110 (CC BY-SA 3.0)
Als er seine Stellung verliert und in Ducherow keine Arbeit findet, ziehen die beiden zu seiner Mutter Mia Pinneberg nach Berlin, und Pinneberg bekommt einen Job über Jachmann, dem Freund seiner Mutter, vermittelt. Doch die Mutter erweist sich als durchaus berechnend, sie verlangt eine hohe Miete und entschädigt sie nicht für Lämmchens Hausarbeit. Also ziehen sie in eine – von der Baupolizei nicht genehmigte – Wohnung in einer Tischlerei. Die Zeiten werden härter und Pinneberg muss Umsatzquoten in der Herrenabteilung der Firma Mandel erfüllen, obwohl es immer schwieriger wird Interessenten zum Kauf zu verleiten.
Dank des Kollegen Heilbutt gelingt es ihm Pechsträhnen zu überstehen, und auch der zwielichtige Jachmann hilft ihnen öfters aus der Patsche. Doch Heilbutt – Mitglied eines Freikörpervereins – wird entlassen, weil ein Nacktfoto von ihm veröffentlicht wurde.
Bald darauf wird Pinneberg offiziell wegen seiner Verspätungen entlassen, tatsächlich aber wegen einer Intrige eines seiner Kollegen (Mitgliedschaft bei der SA, Hackenkreuzschmierereien, ...). Jachmann sitzt für ein Jahr im Gefängnis, Heilbutt will ihn als Verkäufer von Nacktfotos (auf Provision) anstellen, doch das ist nichts für den anständigen Pinneberg, und sonst gibt es keine Arbeit für ihn und nun lebt die Familie ausserhalb von Berlin in einer kleinen Laube, die Heilbutt gehört, und von der Näharbeit, die Lämmchen für andere macht.
Nach einigen Monaten muss Pinneberg merken, wie schäbig er bereits herumläuft, wie tief er gesunken ist. Als ihm ein Schupo von Trottoire verjagt, ist sein Selbstwertgefühl absolut am Boden. Er versteckt sich abends im Gebüsch, um Jachmann, der mit Lämmchen in der Laube auf ihn wartet, nicht unter die Augen zu kommen.
Da bereits 1932 erschienen, ist der Roman frei vom Wissen um die nahende Katastrophe, die mit der Machtübernahme der Nazi beginnt. Juden, Nazis, Kommunisten u.ä. werden unbefangen geschildert, die Beschreibung der Wohn- und Lebensverhältnisse ist frei von Ideologie.
Hans Fallada: Kleiner Mann - was nun? Rohwolt Verlag, Hamburg 1985. 432 Seiten, ca. 16.00 SFr, ISBN 978-3499100017
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