Champagnerparty unter dem Deckmantel der Revolution PR-Aktion mit Hollywood-Filmer in Chiapas/Mexiko
Archiv
Dreimal darf geraten werden, welche zwei Schlauköpfe sich sehr medienwirksam unter aller Augen der Öffentlichkeit liebevoll die Hasskappe über das rebellische Köpfchen stülpen.

Mehr Artikel
PR-Aktion mit Hollywood-Filmer in Chiapas/Mexiko. Foto: Emiglex (CC BY-SA 4.0 cropped)
0
0
vieler
revolutionären Linken in Westeuropa, Subcomandante Marcos, der
Grossherrscher über das Zapatistenheer in Chiapas, und, mensch höre
und
staune, Seifenschaumoperregisseur Oliver Stone.
Mit dem höchstmöglichen
Aufwand an Publizität - der gute Oliver hatte dafür sogar das
aufregend-mondäne Champagnerspektakel der Oscar-Preisverleihung sausen
lassen (sick) - war der Hollywood-Filmer nach Chiapas gereist, um sich dort
mit dem legendären ex-Uniprofessor Marcos zu treffen.
Mensch verstehe
das
nicht falsch; nichts gegen den Aufstand der Zapatistas in Mexiko, aber in
einer Zeit, in der die offizielle Politik zu einer wahllosen
Beliebigkeitsmischlerei verkommen ist und die Welt eine zunehmenden
Mondialisierung erfährt, sollten sich gewisse Jet-Set-Püppchen und
Promi-Rebellen doch etwas genauer überlegen, zu wem und zu welchem Zwecke
sie mal schnell in der Welt herumdüsen. Sicherlich hat Oliver Stone mit
unverblümt-provokativen Streifen wie "Salvador","Talk
Radio" oder "Natural
Born Killer" zu Recht den Ruf eines sozialkritischen Filmemachers erlangt,
ob dieser Kaviar-Filmemacher jedoch als Importwerbeprodukt der grossen
Sache dient und als PR-Mittel den Zweck heiligt, nämlich in klischeehafter,
kitschiger Art und Weise ohne Inhalt und Form die Werbetrommel für die
Sache der Indios zu rühren, sei dahingestellt.
Auch wäre es an der Zeit, dasdiverse westeuropäische linke Gruppierungen,
deren Sinn und Inhalt ihrer politischen Tätigkeit in der Solidaritätsarbeit
mit Chiapas begründet ist, mal kurz in sich zu gehen und um sich zu
schauen, um zu überprüfen, ob wir hier in unserer nächsten
Umgebung nicht
genug Missstände und Probleme aufzuweisen haben, die ausreichend Stoff
und
Ungerechtigkeit für eventuelle Zeitvertreibe bieten.
Da vermag auch die
sichtliche Anstrengung um Authentizität der Zapatafetischisten, die
regen
Revolutionstourismus per Flugzeug ins nachbarliche Chiapas betreiben oder
ihre magere Persönlichkeitsstruktur mit dutzenden von Versammlungen
und
Treffen aufzupolieren versuchen, (unter anderem in Paris, wo diesen Winter
europaweit hunderte von westlichen Zapatafanatiker an einem Weekend
zusammenfanden, um entschwundener Lebenssinn und lädiertes Ego aufzubauen)
nicht darüber hinwegtäuschen, dass Mexiko, Nicaragua und Panama
trotz
High-Tech-Düsenjets immer noch viele Kilometer, tausend Gedanken und
etliche Mentalitäten von unserer Glitzerwelt entfernt sind.


