Politik und Gesellschaft Der Lauf der Dinge

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Rubon
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Rubon Foto: PD

24. Juni 1996
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Wir werden geboren - unsere Eltern geben uns Brot und Kleid - unsere Lehrer drücken in unser Hirn Worte, Sprachen, Wissenschaften - irgendein artiges Mädchen drückt in unser Herzen den Wunsch, es eigen zu besitzen, es in unsere Arme als unser Eigentum zu schliessen, wenn sich nicht gar ein tierisches Bedürfnis mit hineinmischt - es entsteht eine Lücke in der Republik, wo wir hineinpassen.

Unsere Freunde, Verwandte, Gönner setzen an und stossen uns glücklich hinein - wir drehen uns eine Zeitlang in diesem Platz herum wie die anderen Räder und stossen und treiben - bis wir, wenn's noch so ordentlich geht, abgestumpft sind und zuletzt wieder einem neuen Rade Platz machen müssen - das ist, meine Damen und Herren! ohne Ruhm zu melden, unsere Biographie - und was bleibt nun der Mensch noch anders als eine vorzüglich-künstliche kleine Maschine, die in die grosse Maschine, die wir Welt, Weltbegebenheiten, Weltläufe nennen, besser oder schlimmer hineinpasst.

Jakob Michael Reinhold Lenz