Prosa Der Saal
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Ich sitze. Oder ich hänge viel mehr. Mein Gewicht, mein Körper lagert auf einem Stuhl, Sessel oder sonst was ähnlichem. Ich nehme es nicht richtig wahr. Weiter vorne, ein wenig tiefer, spielt sich irgend etwas ab, von dem ich keine Ahnung habe.


Anonymous Foto: PD
Diese anderen Menschen, sind das wirklich Artgenossen von mir; sind die wie ich? Sind sie nicht vielmehr Teil einer Kulisse ohne Seele auf der Bühne des toten Lebens?
Bewegen sich diese mechanischen Roboter nicht einfach, um mir vorzuspielen, dass es ein bewegtes phantastisches Universum gibt. Wer versucht mich hier in Versuchung zu führen? Warum sind alle so ruhig, sitzen alle so still herum? Was liegt denn hier in der Luft, welche Emotionen bewegen sich im Raum? Es gibt nichts anderes als ich. Nur ich bin.
Muss ich wohl sein, um zu denken. Bin ich nur Materie, die sich wandelt im Kreislauf der Energieerhaltung. Ich bin grenzenlos,alles. Welch eine Last. Ich bin unendlich und verliere mich in mir.
Gibt es einen Ausgang? Ich renne immer wieder gegen neue Spiegel und treffe mich überall wieder an. Ich verfolge mich. Es ist oder ich bin. Gut oder schlecht gibt es nicht. Nichts zu werten, wertlos vielleicht. - Aber hallo.
Die Teile, Atome meiner sich auflösende Seele müssen durch den Willen zusammengehalten werden. - Ich sitze hier ungefähr in der Mitte der 12. Reihe in einem Saal. Vor mir, weiter unten, spricht ein Mensch. Es ist eine Frau. Es ist so, kein Schein. Hohe Stimme, also Frau. Oder Kind?
Dieser Mensch tönt. Ich höre, von verstehen keine Spur. Meine Ohren, alles ist unendlich laut, unerträglich. Diese Stimme greift mich an. Angst? Gefahr gibt es nicht, alles eine Frage der Sichtweise, also keine Angst. Ton ist weg. Weg bin ich? Ich kann gar nicht weg. - Alles bewegt sich.
Nicht alles, bloss die Roboter der Kulisse. Sie stehen auf, begeben sich alle in die gleiche Richtung und verschwinden in einem Loch.
Auch ich bin aufgestanden ohne es zu merken, durch das Loch gegangen. Ich, ein ferngesteuerter Roboter. Wo bin ich, wo war ich. Gibt es den Raum? Buchstaben. Kino, war das also wohl. Wem nützt es, wem schadet es...
10.07.2019
- Schon unheimlich, direkt gespenstig, im allgemeinen bin ich nicht ängstlich, aber der Nebel und die schwarzen Kutten, die Masken und die kaputten Klänge von seltsamen Instrumenten, der zitternde Taktstock des Dirigenten, all das und das dazu zuckend tanzende Volk war beeindruckend.
mehr...03.03.2020
- Fassbinders formal sehr stark an den Melodramen Douglas Sirks orientierter Film bringt im exakten Wortsinn etwas sehr Exaktes auf den Punkt. „Angst essen Seele auf” ist sicherlich und vor allem ein Film gegen den blühenden Rassismus – und insofern ist dieser über 40 Jahre alte Film (leider) so aktuell wie 1974.
mehr...20.08.2011
- Viele Szenen, die Fassbinder in diesem Werk präsentiert, erfüllen lediglich eine Symbolfunktion, welche „Angst essen Seele auf“ teilweise absurd erscheinen lässt.
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22.02.2023 - Der Mensch ist ein Konglomerat aus unendlich vielen Bestandteilen wie zum Beispiel Milz und Malz, Herz und Schmerz, Magen und Darm, vor allem aber im Bereich von Geist und Seele, welche ich im Gegensatz zu vielen meiner Kolleg:innen nicht primär als Darmfunktion verstehe, sondern ganz allgemein als das zentrale Element, welches den Menschen vom Tier unterscheidet.
01.12.2011 - Wenn der Schnee auf den Hügeln des Emmentals liegt, ergibt das eine Kulisse für ein kitschiges Wintermärchen.
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