Informationen zum Fall und Merkmale unverantwortlichen Konzernverhaltens
Über 80 Jahre nach seiner Gründung (1923) ist der amerikanische Walt Disney Konzern aus der Unterhaltungsmedienindustrie nicht mehr wegzudenken. Walt Disney betreibt heute nebst seinen Filmstudios auch Freizeitparks und Ressorts, sowie zahlreiche Fernseh- und Radioprogramme. Mit einer breiten Produktpalette vermarktet der Konzern seine Figuren rund um die Welt. Seit kurzem haben die Fans von Mickey & Co auch in China ihren Freizeitpark. Hong Kong Disneyland wurde im September 2005 als weltweit fünfter Disney Freizeitpark eröffnet. Doch nicht erst seit dieser Eröffnung besteht eine enge Verbindung zwischen China und dem Walt Disney Konzern.Walt Disney lässt einen Grossteil seiner Spielwaren durch ausgegliederte Zulieferfirmen in China herstellen. Dass dabei in manchen dieser Betriebe fundamentale Arbeits- und Menschenrechte verletzt werden, scheint Walt Disney nicht zu kümmern. Die chinesische NGO Students and Scholars Against Corporate Misbehaviour (SACOM) hat bei einer Untersuchung (Mai bis August 2005) schwere Missstände in mehreren Zulieferbetrieben von Walt Disney aufgedeckt.
Arbeitstage von bis zu 15 Stunden, Nichteinhaltung von Mindestlöhnen und Verweigerung von Mutterschaftsurlaub gehören in Betrieben, die für Walt Disney produzieren, zum Alltag. Die langen Arbeitszeiten und Sicherheitsmängel führten laut SACOM immer wieder zu Arbeitsunfällen.
Ausserdem ist es in vielen Fabriken im Sommer so stickig, dass Arbeiter ohnmächtig zusammenbrechen. Um die Angestellten trotz schlechten Arbeitsbedingungen an den Betrieb zu binden, verlangen deren Arbeitgeber hohe Abgangsentschädigungen von Mitarbeitern, die ihre Stelle aufgeben wollen.Disney gibt vor, seine Zulieferer regelmässig auf Einhaltung des "Verhaltenskodex für Hersteller" - der auf Walt Disneys Webseite auf mehr als 50 Sprachen abrufbar ist - zu überprüfen.
Dabei lassen sich die Inspekteure vom Firmenkader der Zulieferer mit gefälschten Lohn- und Arbeitszeitpapieren zufrieden stellen. Die Recherchen von SACOM haben gezeigt, dass es mit Fabrikbesuchen möglich ist, weit verbreitete Missstände relativ einfach aufzudecken. Walt Disney ist daran aber offensichtlich nicht interessiert.
Im Gegensatz zu anderen Konzernen (z.B. Nike) hat Walt Disney bis heute die Namen und Standorte seiner Zulieferfirmen nicht öffentlich bekannt gegeben.
Das Unternehmen scheint sich der prekären Arbeitsbedingungen vor Ort bewusst zu sein und stellt sich deshalb gegen eine Überprüfungen der Produktionsstätten durch unabhängige NGOs.