In den Medien existiert Ochakiv nicht Neue US-Militärbasis in der Ukraine nahe der Krim

Politik

Die US-Navy hat mit dem Bau einer Navy Base in Ochakiv westlich der Krim begonnen – in enger Zusammenarbeit mit der Ukraine.

Busbahnhof in Ochakiv, Ukraine.
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Busbahnhof in Ochakiv, Ukraine. Foto: Mr.Rosewater (CC BY-SA 4.0 cropped)

30. August 2017
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Die ganze Welt schaut nach Nordkorea. Und ein bisschen nach Venezuela. Selbst der Krieg in Syrien ist aus den Schlagzeilen verschwunden. Von der Ukraine spricht niemand mehr.

Das heisst allerdings nicht, dass dort nichts läuft. Am 19. Juli hat die US-Navy eine neue Zusammenarbeit ihrer Elite-Truppen mit den Elite-Truppen der Ukraine angekündigt. In Ochakiv (oft auch Ochakov geschrieben), am Schwarzen Meer, in unmittelbarer Nähe der Krim, sind nun vor wenigen Tagen die Arbeiten für einen neuen Militärhafen aufgenommen worden. Das hat die US-Navy auf ihrer offiziellen Website America's Navy am 7. August 2017 offiziell bekanntgegeben. Darin wörtlich: «Beginning construction in Ukraine is a significant accomplishment for NMCB 1,» said Lt. j.g. Jason McGee, officer in charge of Det. Ukraine. Our ability to maximize European reassurance initiatives in Ukraine holds strategic importance, and will ultimately improve host nation defense capacity and infrastructure, strengthen relations, and increase bilateral training capabilities.»

Haben die Medien darüber berichtet? Nicht wirklich. Im Schweizer Medienarchiv zum Beispiel erscheint weder unter dem Stichwort Ochakiv noch Ochakov irgend etwas. «Was soll denn eine zusätzliche US-Militärbaisis?» wird man sich gedacht haben, die USA haben ja eh schon gegen 800 Militärbasen ausserhalb ihres eigenen Landes ...

In den Medien existiert Ochakiv nicht

In der Realität gibt es Ochakiv aber sehr wohl. Dort gibt es zum Beispiel eine Air Base. Wer nach dieser Air Base im Internet sucht, zum Beispiel unter «Airports» in der Ukraine, findet zwar eine Liste mit über 70 zivilen und militärischen Flugplätzen, wird aber betreffend Ochakiv nicht fündig. Nur wer den Namen Ochakiv schon weiss, kommt auf einige wenige Informationen. Und wer dann auf den Satellitenbildern sucht – und eben auch dort schon weiss, wo genau suchen – , der sieht, dass die Lande- und Startbahn immerhin mehr als 3km lang ist – also nicht nur für den lokalen «Aero-Club» mit zwei- oder vierplätzigen privaten Kleinflugzeugen à la Piper, Cessna, Zlin oder Let. Da würden 800m Pistenlänge genügen. Und Ochakiv hat ja auch nur etwa 16'000 Einwohner...

Immer mehr Provokationen

1989, als (West-)Deutschland mit Gorbatschow über die Wiedervereinigung Deutschlands verhandelte, wurde Gorbatschow versprochen, die NATO nicht weiter nach Osten zu erweitern. Das bestreitet heute niemand mehr. Man weist nur immer darauf hin, dass dies dann in keinem schriftlichen Vertrag festgehalten worden ist. Und deshalb wurde es auch trotz Zusicherungen gemacht – was sind schon mündliche Versprechen? – und dies mit Erfolg: mit den baltischen Staaten geht die Nato bis an die Grenzen Russlands. Nur die Ukraine fehlte noch.

Um aber auch hier einen «Regime Change» hinzukriegen, scheuten sich im Winter 2013/14 auch höchst prominente US-Politiker – man denke etwa an McCain – nicht, auf dem Maidan in Kiev selbst auf die Rednerbühne zu gehen und zu den Massen zu sprechen. Auch dies mit Erfolg! Entgegen einem von Deutschland, Frankreich und Polen ausgehandelten Kompromiss-Vorschlag auf vorgezogene Neuwahlen, der von der ukrainischen Regierung am 21. Februar akzeptiert und unterzeichnet wurde, wurde der damalige Regierungschef Wiktor Janukowytsch noch in der gleichen Nacht vertrieben – ein klassischer Putsch, wie er in vielen Staaten schon vorgekommen ist. Aber all das war, im Verständnis westlicher Politiker und westlicher Medien, natürlich kein Putsch und keine Provokation. Was immer passiert: Es ist immer Russland, das «provoziert» ...

Und jetzt: Die US-Navy feiert «die erste enge Kooperation» mit den ukrainischen Elitetruppen. Und baut einen Kriegshafen auf ukrainischem Boden am Schwarzen Meer.

Eine Provokation? Aber bitte! The war must go on...

Christian Müller / Infosperber