Asterix der Gallier Geburtsstunde einer Comic-Legende

Belletristik

„Asterix der Gallier“ ist noch weit entfernt von der Klasse, die spätere Bände der Comicreihe haben werden.

Figuren aus den „Asterix und Obelix“-Comics von Goscinny und Uderzo, Comicwand in Brüssel, 33 rue de la Buanderie.
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Figuren aus den „Asterix und Obelix“-Comics von Goscinny und Uderzo, Comicwand in Brüssel, 33 rue de la Buanderie. Foto: Lin Mei (CC-BY 2.0 cropped)

23. Januar 2024
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Unterhaltsam ist das Debüt aber schon, wenn ein kleiner Krieger und ein Druide den Kampf mit den übermächtigen Römern aufnehmen und sich dabei hemmungslos über sie lustig machen.

Im Jahr 50 v. Chr. haben die Römer Gallien unterworfen, ein Stammesführer nach dem anderen musste sich den neuen Herrschern ergeben. Ein kleines Dorf widersteht aber noch immer dem Druck von Julius Caesar. Möglich macht dies ein Zaubertrank des Druiden Miraculix, der nach einem streng geheimen Rezept gebraut wird und übermenschliche Kräfte verleiht. Wann immer die Römer den Einwohnern begegnen, ziehen sie den Kürzeren, selbst wenn sie in überwältigender Überzahl kommen. Als Zenturio Gaius Bonus jedoch hinter das Geheimnis kommt und von dem Trank erfährt, hat er eine Idee, wie er den Widerstand doch noch brechen kann. Er entführt Miraculix einfach. Doch dabei hat er die Rechnung ohne den tapferen Krieger Asterix gemacht, der sich sofort auf die Suche nach seinem Freund macht …

Geburtsstunde einer Comic-Legende

Auch wenn René Goscinny jung gestorben ist, gerade einmal 51 Jahre wurde der Franzose, hat er doch ein beeindruckendes Erbe hinterlassen. So ging der Growesir Isnogud auf sein Konto. Er schrieb die Texte für die Kinderbuchreihe Der kleine Nick, zeitweise auch die für Lucky Luke. All diese Titel wurden millionenfach verkauft und auf die eine oder andere Weise als Film bzw. Serie adaptiert. Und doch, auch bald 50 Jahre nach seinem Tod bringt man den Namen in erster Linie mit Asterix in Verbindung. Über 385 Millionen Mal soll die auch nach seinem Tod fortgeführte Comic-Reihe bislang verkauft worden sein, was sie zu einer der erfolgreichsten aller Zeiten macht. Nur One Piece bringt es auf mehr Exemplare. Los ging es dabei 1959 mit einer Fortsetzungsgeschichte, die im Comic-Magazin Pilote erschien und 1961 als einzelner Band veröffentlicht wurde.

Asterix der Gallier unterscheidet sich dabei in mehrfacher Hinsicht von den späteren Bänden. Der grösste Unterschied ist sicherlich, dass sein bester Freund Obelix nur eine unbedeutende Nebenfigur ist. Auch andere beliebte Charaktere, darunter der Barde Troubadix, haben nur Gastauftritte. Die Frauen im Dorf fehlen sogar völlig. Bei den Zeichnungen von Albert Uderzo merkt man ebenfalls einige Punkte, die später anders waren. Das grundsätzliche Szenario ist dafür identisch. Wie so oft geht es beim Auftakt um die Konflikte zwischen dem gallischen Dorf und den Römern, die im direkten Umfeld mehrere Lager errichtet haben. Der Protagonist weist die Invasoren dabei durch seine Kraft in die Schranken. Im Gegensatz zu Obelix ist er aber kein reiner Haudrauf-Mensch, sondern beweist zwischendurch Köpfchen.

Noch recht simpel gehalten

Wobei die Pläne schon ziemlich an den Haaren herbeigezogen sind. Das sollen sie aber auch sein, die Reihe ist oft primär auf Komik aus. Goscinny und Uderzo erreichen dies auf mehreren Wegen. Da wären zum einen die überzeichneten Figuren, die zwischen schräg und bescheuert schwanken. Es gibt Wortwitze, wobei die natürlich je nach Sprachfassung anders ausfallen. Ausserdem ist es absurd, wenn ganze Heere an der Aufgabe scheitern, ein paar provinzielle Dorfbewohner in Schach zu halten. Tatsächlich machen sich Letztere immer wieder über die Römer lustig, sehen in diesen lediglich eine Art Trainingspartner, über die sie frei verfügen können. Gewalt ist in Asterix der Gallier, wie oft in Comics, ein Grund zur Erheiterung.

Im Vergleich zu den späteren Abenteuern ist das hier noch recht simpel, sowohl im Hinblick auf den Humor wie auch die Figuren und die Geschichte. Da war man später ambitionierter, brachte interessante neue Charaktere oder arbeitete mit starken Kontrasten zwischen de Galliern und den Leuten, denen sie auf ihren diversen Reisen begegneten. Asterix der Gallier, das 1967 auch als Zeichentrickfilm erschienen ist, macht jedoch durchaus nach wie vor Spass und ist als Grundstein für die späteren Werke unverzichtbar. Auch wenn die wehrhafte Dorfbevölkerung noch nicht die Klasse hat, die sie im weiteren Verlauf erlangen wird, ist doch schon in Ansätzen zu spüren, warum sie weltweit zu einem zeitlosen Phänomen wurde.

Oliver Armknecht
film-rezensionen.de

René Goscinny / Albert Uderzo: Asterix der Gallier. Ehapa Comic Collection 2010. 48 Seiten. ca. SFr. 16.00. ISBN: 978-3-7704-0001-0.

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