Eine Genossenschaft in der Peripherie von Mailand Die selbsverwaltete Fabrik RiMaflow

Wirtschaft

27. November 2019

Maflow, an der Peripherie von Milano in Trezzano sul Naviglio gelegen, war ein transnationaler Hersteller von Autoteilen.

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Logo der selbstverwalteten RiMaflow. Foto: rmf

27. November 2019
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Wegen betrügerischer Insolvenz wurde die Fabrik 2009 geschlossen und alle 330 Arbeiter_innen entlassen. 2010 wurde das Fabriksgelände verkauft, wobei der neue Eigentümer die Produktion nie wieder aufgenommen und das Werk im Dezember 2012 geschlossen hat. In der Umgebung der wirtschaftskräftigen Grossstadt Milano ist die Spekulation mit (vorübergehend) stillgelegten oder sich sogar noch in Betrieb befindlichen Fabriken, respektive den Grundstücken auf denen sie stehen nichts neues. Auch der Kampf um die INNSE ab 2008 drehte sich um dieses Thema.

Besetzung! Widerstand! Produktion!

Im Februar 2013 besetzten ehemalige Maflow-Arbeiter_innen mit prekären Arbeiter*innen und Arbeiter_innen einer geschlossenen Fabrik in der Nachbarschaft das Werk. Die 20 Arbeiter_innen, die in der rekuperierten Fabrik arbeiteten, haben das Werk komplett neu erfunden. Sie recyceln Computer und elektronische Haushaltsgeräte, haben eine Bar und Cafeteria eröffnet, organisieren einen Flohmarkt, Aktivitäten mit der Gemeinde und haben Allianzen mit Bio-Landwirt_innen geschlossen. Neben verschiedenen produktiven Tätigkeiten im Bereich Recycling und Upcycling, hat RiMaflow auch eine Zitronenlikör- und Magenbitterproduktion, sowie Tomatensossenherstellung etabliert. Die Grundprodukte stammen alle aus biologischer Landwirtschaft.

Fuorimercato

RiMaflow ist ausserdem Ort für verschiedenste soziale und künstlerische Aktivitäten. All das wird aber nicht nur in Bezug auf die RiMaflow gedacht, sondern darüber hinaus. Deswegen ist die Fabrik Teil des Netzwerks Fuorimercato (ausserhalb des Marktes; fuorimercato.com), welches die Arbeiter_innen der RiMaflow zusammen mit SOS Rosarno gegründet haben und die zum Ziel hat eine Infrastruktur der Produktion und des Verbrauchs ausserhalb des Marktes zu etablieren. Deswegen soll RiMaflow im April 2019 Austragungsort des dritten euromediterranen Treffens für eine Ökonomie der Arbeiter_innen sein. Wie die ehemalige RiMaflow-Mitarbeiterin Mariarosa Missaglia erklärt, wollen sie „zeigen, dass [Produktion] auch ohne Arbeitgeber möglich ist“. Gigi Malabarba ergänzt: „Wir können gewinnen, wenn wir diese Erfahrungen verzehnfachen und verhundertfachen. Wenn die Wirtschaft der Bosse in der Krise steckt, müssen wir eine andere Vorstellung von Wirtschaft entwickeln.“

Fadenscheinige Vorwürfe

In einer komplett durchkommerzialiserten Welt in der jeder Staat auf seinem Territorium das Gewaltmonopol hat und dieses einsetzt um das Privateigentum zu schützen und durchzusetzen, kann ein Projekt wie RiMaflow nicht genehm sein. Deswegen wurde und wird auf verschiedenen Ebenen versucht das Projekt zu sabotieren. Der jüngste Versuch hatte die Verhaftung des gesetzliche Fabrikvertreters Massimo Lettieri unter fadenscheinigen Gründen zur Folge. Ihm respektive der RiMaflow wird vorgeworfen Teil eines kriminellen Netzwerks für illegalen Abfallhandel zu sein.

Ein wahrlich niederträchtiger Vorwurf, denn einerseits ist dieses Gesetz konzipiert, um gegen die von den Mafie eingerichteten zum Teil extrem umweltschädlichen illegalen Deponien vorgehen zu können und andererseits bezieht sich der Vorwurf auf einen kleinen Upcycling-Bereich der RiMaflow: Im Rahmen der Selbstverwaltung der Arbeiter_innen ergab sich die Möglichkeit mit dem Recycling von Wandtapeten zu experimentieren – eine Tätigkeit, die nur 3,6% des Umsatzes von RiMaflow darstellte und ein Verlustgeschäft war, da sie sich noch in der Experimentier- und Schulungsphase befand.

Aufgrund des Vorwurfs wurde das Genossenschaftseigentum beschlagnahmt und die Bankkonten und das EDV-System gewaltsam lahmgelegt, wodurch Löhne, Sozialabgaben und Rechnungen nicht mehr bezahlt werden können. Die RiMaflow benötigt dringend Unter stützung, unterzeichne den Solidaritätsaufruf, spende Geld, damit Löhne und Kosten der Verfahren gedeckt werden können oder zeige dich sonstwie solidarisch.

smf
Di schwari Chatz 54

Bankverbindung RiMaflow Empfänger: Ass. Occupy Maflow; IBAN: IT93S0501801600000000158008 BIC: CCRTIT2T84A; Bank: Banca Etica. Verwendungszweck: donazione/Spende)