Tod durch Schwefelgas Gericht verurteilt Glencore

Wirtschaft

21. November 2016

Giftige Abgase einer Kupferfabrik töten in Sambia Menschen. Jetzt soll Glencore die Familie einer Verstorbenen entschädigen.

Die von Glencore betriebenen Kupferfabrik Mopani in Sambia.
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Die von Glencore betriebenen Kupferfabrik Mopani in Sambia. Foto: photosmith2011 (CC BY-SA 2.0 cropped)

21. November 2016
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Die giftigen Abgase der von Glencore betriebenen Kupferfabrik Mopani in Sambia sind die Ursache für den Tod der prominenten sambischen Politikerin Beatrice Mithi. Zu diesem Schluss kommt ein Zivilgericht in Sambia. Es hat den verantwortlichen Schweizer Rohstoffkonzern zu einer Entschädigungszahlung verurteilt. Im September hat die SRF-«Rundschau» das Urteil gegen Glencore publik gemacht, Printmedien haben bisher nur vereinzelt darüber berichtet.

Beatrice Mithi starb am 31. Dezember 2013 an den Folgen eines Asthma-Anfalls. An diesem Abend trug der Wind die Schwefeldioxid-Abgase von Glencores Kupferschmelzwerk in die Wohnquartiere der Stadt Mufulira. Die 58-jährige Frau erlitt einen Atemstillstand, dann versagte ihr Herz.

Asthma und Tod durch «Einatmen giftiger Dämpfe»

Als die «Rundschau» 2014 erstmals über den Fall berichtete, gab es noch keine Beweise, dass die Abgase der Glencore-Fabrik schuld waren an ihrem Tod. Doch die Obduktion kam zu einem klaren Ergebnis: Beatrice Mithi starb an einem akuten Atemversagen, ausgelöst durch «Einatmen giftiger Dämpfe». Daraufhin klagte der Witwer Geoffrey Mithi gegen den Glencore-Betrieb. Es gehe um Gerechtigkeit, nicht ums Geld, sagte Geoffrey Mithi der «Rundschau». «Der Schaden, der den Menschen in unserer Stadt zugefügt wurde, ist enorm.»

15 Jahre lang hat Glencores Kupferwerk Mopani die Luft der Stadt Mufulira mit gewaltigen Mengen Schwefeldioxid und Schwermetallen vergiftet – Mengen, die akut gesundheitsgefährdend sind, wie Umweltmediziner betonen. Gemäss Unterlagen der sambischen Umweltbehörden betrug die Schwefeldioxid-Konzentration in den Wohnquartieren neben dem Kupferschmelzwerk im Tagesdurchschnitt zeitweise bis zu 5640 Mikrogramm pro Kubikmeter. Zum Vergleich: Der Richtwert der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt bei 20 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Viele Bewohner der Umgebung leiden unter Asthma oder starben frühzeitig an Lungenkrankheiten. Diesen Umweltskandal hat die «Rundschau» im März 2014 publik gemacht. Erst vor zwei Jahren liess Glencore in Sambia eine neue Filteranlage in Betrieb nehmen, welche die Abgasmenge deutlich reduzieren soll.

40'000 Franken Entschädigung

Im Fall der verstorbenen Politikerin kam der High Court in der Stadt Kabwe zum Schluss, dass der Glencore-Betrieb seine Sorgfaltspflicht gegenüber Beatrice Mithi und den übrigen Anwohnern der Kupferfabrik nicht wahrgenommen habe. Die Fabrik habe wissentlich und fahrlässig hohe Schadstoffmengen freigesetzt und geltende Grenzwerte überschritten, heisst es im Gerichtsurteil, das der «Rundschau» vorliegt.

Im Gerichtssaal verteidigten sich Verantwortliche des Glencore-Betriebs: Die Schadstoffbelastung sei zwar hoch gewesen, als Mithi starb, räumten sie ein, aber die Fabrik habe sich gar nicht an Grenzwerte halten müssen. Das sei so mit der Regierung vereinbart. Die Sambische Regierung habe das Kupferwerk bis ins Jahr 2015 von jeglicher Haftung für Umweltschäden befreit.

Das Gericht liess diese Rechtfertigung nicht gelten. Das Urteil sieht im Obduktionsbericht den Beweis, dass Beatrice Mithi starb, weil sie Schwefelgas eingeatmet hatte. Darum müsse Glencore dem Witwer eine Entschädigung von umgerechnet 40'000 Franken zahlen und zudem für die Prozesskosten aufkommen.

Glencore erachtet Urteil als «nichtig»

Die Glencore-Fabrik Mopani hat das Urteil inzwischen ans höchste Gericht in Sambia weitergezogen. Gegenüber der «Rundschau» schreibt Glencore, dass man das Urteil als «nichtig erachtet». Es habe Verfahrensfehler gegeben. Zudem weist Glencore jegliche Schuld von sich. Die Firma habe weder fahrlässig gehandelt noch hätten Abgase den Tod von Beatrice Mithi verursacht.

Beatrice Mithi ist kein Einzelfall. Die «Rundschau» berichtete von weiteren Todes- und Krankheitsfällen in der Minenstadt Mufulira, die Angehörige und Mediziner auf die giftigen Schwefeldämpfe der Kupferfabrik Mopani zurückführen. Betroffene schöpfen Hoffnung: Wird das Urteil im Fall Mithi bestätigt, könnte es den Weg für weitere Klagen ebnen.

Red. / Infosperber