Intakte Chancen zur gerechten Nutzung genetischer Ressourcen Saatgut-Verhandlungen

Wirtschaft

30. Oktober 2015

Wie viel sollen Saatgutunternehmen für ihre Nutzung des weltweiten Genpools zahlen? Schweizer Teilnehmer der in Rom beginnenden Verhandlungen zum internationalen Saatgutvertrag haben dazu einen Vorschlag eingebracht, der bei Vorverhandlungen auf grosses Wohlwollen getroffen ist.

Samenbombe bzw. Samenball, genutzt für das Guerillagärtnern.
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Samenbombe bzw. Samenball, genutzt für das Guerillagärtnern. Foto: Herder3 (CC BY-SA 3.0 unported - cropped)

30. Oktober 2015
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Ein weiteres Thema bei diesem Treffen ist die Stärkung der Rechte von Bäuerinnen und Bauern. Zusammen mit dem Third World Network publiziert die EvB dazu zwei Studien, welche die Inkohärenz internationaler Abkommen analysieren und neue Lösungswege vorstellen.

Der “International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture” regelt den Zugang zu den weltgrössten Saatgutsammlungen und die Bedingungen für deren Nutzung. Die von den Saatgutunternehmen bezahlten Gelder sollen primär Bauern und Bäuerinnen in Entwicklungsländern zugutekommen, welche die Pflanzenvielfalt aktiv erhalten und nachhaltig nutzen. Doch auch zehn Jahre seit Abschluss des Saatgutvertrages ist noch keine wesentliche Zahlung eines Saatgutunternehmens in diesen Fonds eingegangen. Deshalb haben die Mitgliedsländer vor zwei Jahren entschieden, dieses multilaterale System zu reformieren.

In der Schweiz haben sich dazu die EvB und Syngenta in einem bemerkenswerten Prozess an einen Tisch gesetzt. Ihr gemeinsamer Vorschlag sieht eine radikale Vereinfachung des Prozesses vor. Neu soll den weltweiten Genpool nur noch nutzen können, wer bereit ist, einen gewissen Prozentsatz seines Umsatzes für die nachhaltige Nutzung der Vielfalt zu bezahlen. Der von der offiziellen Schweiz in den Verhandlungsprozess eingebrachte Vorschlag (Appendix 5) fand vorab breite Unterstützung und hat einen entscheidenden Vorteil: Das Geld fliesst sofort und die aufwändige Verfolgung der Ressourcen durch den ganzen Züchtungsprozess entfällt.

Ein anderes Hauptthema in Rom sind die Rechte der Bäuerinnen und Bauern, darunter das Recht, selber Saatgut nachzubauen, zu tauschen und zu verkaufen. Da die im Saatgutvertrag vorgesehene Stärkung der Bauernrechte durch andere internationale Organisationen immer wieder hintertrieben wird, hat die EvB gemeinsam mit dem Third World Network einen Bericht erstellt, der diese stossenden Widersprüche erstmals aufzeigt. Dass und wie der Schutz von Pflanzenzüchtungen ohne Einschränkung der Bauernrechte möglich wäre, erklärt ein neues Thesenpapier, das vom renommierten Professor Carlos Correa erarbeitet wurde.

evb