Palmöl-Industrie Orang-Utans sind kein Ungeziefer

Wirtschaft

4. Januar 2012

Auf den Palmöl-Plantagen Malaysias und Indonesiens werden Orang-Utans wie Ungeziefer ausgerottet, berichtet die British Broadcasting Corporation (BBC).

Gerodeter Wald - Zukünftige Palmöl-Plantage in Riau, Sumatra.
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Gerodeter Wald - Zukünftige Palmöl-Plantage in Riau, Sumatra. Foto: Hayden (CC BY 2.0 cropped)

4. Januar 2012
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Allein letztes Jahr wurden alleine auf der Insel Borneo bis zu 1800 Menschenaffen getötet. „Arbeiter fanden einen Orang-Utan auf der Plantage,“ sagt einer ihrer Kollegen im BBC-Interview. „Das Unternehmen zahlte ihnen hundert Dollar, wenn sie den Affen fangen. Ich weiss nicht genau was dann mit ihm geschehen ist, aber die Firma will die Orang-Utans los werden, denn sie werden als Ungeziefer betrachtet.“

Obwohl die grossen Menschenaffen in Indonesien unter strengem Schutz stehen, werden sie gnadenlos gejagt. Ihr Lebensraum ist durch die extreme Ausbreitung von Ölpalm-Plantagen bedroht. Der Wald wird gerodet und somit die Lebensgrundlagen der Orang-Utans vernichtet. Auf den Plantagen irren sie auf der Suche nach Nahrung umher und fressen die Setzlinge. Deswegen haben die Palmöl-Konzerne die Orang-Utans zum Abschuss freigegeben.

Orang-Utans leben ausschliesslich auf den Inseln Sumatra (Indonesien) und Borneo. Borneo gehört zu 73% Indonesien, 26% Malaysia und 1% Brunei. Indonesien beheimatet 90 Prozent der Gesamtpopulation. Der Rest lebt auf dem Staatsgebiet von Malaysia. Orang-Utans gelten als vom Aussterben bedroht. Deshalb stehen sie international unter Artenschutz. Selbst Indonesien hat einen strengen rechtlichen Schutzstatus für die Tiere eingerichtet. Bis 2017 soll der Bestand der Orang-Utans stabilisiert sein, so der Plan der indonesischen Regierung.

Doch die Realität sieht anders aus. Aufgrund der stark wachsenden Nachfrage nach Palmöl ist die Bedrohung für die Orang-Utans extrem gestiegen. Denn Indonesien und Malaysia sind die weltweit grössten Hersteller dieses Produkts.

Für die Ausbreitung der Plantagen wurden in beiden Staaten bisher neun Millionen Hektar Regenwald zerstört. Und jeden Tag kommen riesige Flächen hinzu. Da Orang-Utans vor allem in Bäumen leben, bedrohen die Plantagen unmittelbar deren Lebensraum. Bereits in der Bali-Konferenz von 2007 wurde festgestellt, dass jedes Jahr mindestens 3.000 Orang-Utans sterben, weil die Regenwälder vernichtet werden. Auf der Konferenz stellte der Präsident Indonesien richtig fest: „Wenn wir die Orang-Utans schützen wollen, müssen wir die Wälder schützen.“

Wenn der Wald zerstört wurde, fressen die Menschenaffen mangels Alternativen Ölpalmen-Setzlinge, weshalb die Palmöl-Konzerne Belohnungen auf den Abschuss der Tiere aussetzen.Aktuelle Fälle ereigneten sich vor allem auf Ölpalmen-Plantagen in Ost- und Zentralkalimantan (indonesischer Teil Borneos). Dort bezahlen die Konzerne ihre Arbeiter für die Jagd auf die Menschenaffen zur „Schädlingskontrolle“. Nun stehen drei Arbeiter vor Gericht, weil sie dutzende Orang-Utans im Auftrag ihrer Firma getötet haben sollen. Die eigentlichen Schuldigen, einflussreiche Unternehmer der Palmöl-Industrie, welche die Tötungen in Auftrag geben, werden jedoch nicht angeklagt.

Selbst ausgewiesene Schutzgebiete bedeuten keinen ausreichenden Schutz für die roten Menschenaffen. Konzerne erweitern eigenmächtig die Plantagen und roden auch Bäume in den Orang-Utan Schutzzonen. Die indonesische Umweltorganisation Greenomics hat in einer Studie nachgewiesen, dass der Palmölgigant Wilmar Konzessionen für Schutzgebiete besitzt und somit eine unmittelbare Gefahr für die Affen darstellt. Wilmar beliefert unter anderem Unilever in Hamburg und besitzt eine eigene Raffinerie in Brake bei Bremen.

„Die Umwandlung von Regenwald in Palmölplantagen erschüttert unser Land. Die Menschen können sich nicht mehr ernähren; bedrohte Arten wie Orang-Utans sind dem Tod geweiht. Es ist an der Zeit, dass wir unsere Kräfte bündeln und gemeinsam und auf allen Ebenen der Pamlölindustrie das illegale Handwerk legen. Wir beginnen mit Wilmar International, dem grössten Palmölkonzern der Welt,“ sagt Nordin, Chef und Gründer unserer Partnerorganisation Save our Borneo. Er selbst hat durch die Vernichtung der Tropenwälder in seiner Heimatprovinz Zentralkalimantan viel Leid erlebt – auch in der eigenen Familie. Sein kleiner Sohn Mirza wurde geboren, als monatelange Waldbrände den Himmel über Zentralkalimantan verdunkelten und den Menschen das Atmen zur Qual wurde. Mirza muss wegen chronischer Atembeschwerden häufig ins Krankenhaus. Brandrodung ist in Indonesien verboten, doch immer wieder werden Feuer gelegt, um Platz für Palmölplantagen zu schaffen.

Für Wilmar International, einen der mächtigsten Gegner der Aktivisten von Save our Borneo (hier klicken zur indonesischen Webseite), scheinen keine Gesetze zu gelten. Er lässt illegal abholzen und Plantagen pflanzen, er vertreibt Bauern von ihrem Land und lässt sie verhaften, wenn sie sich wehren. Wilmar gründet ständig neue Tochterfirmen und besticht Beamte, um Gesetze zu umgehen.

Deshalb hat SOB-Chef Nordin Rettet den Regenwald einen Strategieplan geschickt, um mit vereinten Kräften gegen Wilmar vorzugehen: Mit im Boot sind die regionalen Umweltschützer von Walhi, dem indonesischen Zweig von Friends of the Earth. „Unser Ziel ist, die Wilmar-Group an ihrem Hauptsitz Singapur für ihre Verbrechen an Menschen und Natur zu verklagen,“ sagt Nordin. „Doch zuvor müssen wir noch detailliertere Daten und Beweise sammeln, damit unsere Klage wasserfest ist.“

Rettet den Regenwald