Dürrekatastrophen und Trinkwassermangel Die Grausamkeit der Junk-Food-Giganten

Wirtschaft

14. Oktober 2009

Neben “okay” ist “Coca Cola” das bekannteste Wort der Welt. Jeden Tag fliessen mehr als eine Milliarde dieser Getränke die Kehlen der Menschen hinab.

ZooFari
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ZooFari Foto: ZooFari (PD)

14. Oktober 2009
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Es werden mehrere Millionen US-Dollar für Werbung ausgegeben und sogar der Weihnachtsmann ist eine Erfindung des Megakonzerns. Doch was viele nicht wissen: Die Coca Cola Company, zu der auch Pepsi, Bonaqua, Nestea sowie Apollinaris und viele weitere gehören, ist umgeben von dunklen Geheimnissen.

Wie der britische Sender BBC berichtete, verseuchte Coca Cola 2003 in Südindien grosse landwirtschaftliche Nutzflächen mit hoch giftigen, teilweise krebserregenden Chemikalien wie Blei und Cadmium. Viele Menschen erkrankten. Bei Protestaktionen gegen den Konzern wurden über 300 DemonstrantInnen festgenommen.

Ausserdem löst der immense Wasserverbrauch immer wieder schlimme Dürrekatastrophen und Trinkwassermangel aus. Besonders in den Entwicklungsländern ist die von der Landwirtschaft abhängige Bevölkerung stark betroffen. So können sie ihre Felder nicht bewässern, kein Geld durch den Verkauf der Erträge einnehmen und letztendlich auch ihre Familie nicht ernähren.

Vandana Shiva, eine indische Bürgerrechtlerin und Umweltschützerin, erzählte in einer Rede beim GATS Kongress Köln im Mai 2003 die Geschichte des enorm wasserreichen Staates Kerala in Südindien. Dort herrschte nie Wasserknappheit, bis durch einen geheimen Deal mit den regionalen Politikern Coca Cola begann, das Grundwasser anzuzapfen. Es wurde in Flaschen gefüllt und unter dem Namen Kinley verkauft, 1,5 Millionen Liter täglich. „Ich nenne das Wasserdiebstahl, weil sie die Natur niemals um Erlaubnis gebeten haben“, so Shiva. Das Resultat: ausgetrocknete Brunnen und Flüsse, leere Zisternen. Im Radius von zwei Meilen gibt es keinen Tropfen Wasser mehr.

In Indien wird die Wasserversorgung nicht durch Wasserleitungssysteme gewährleistet, sondern erfolgt direkt aus den Flüssen. Doch dann wurde der erste Fluss, der Sheonath, privatisiert. Polizisten auf Motorrädern bewachen ihn nun Tag und Nacht. Nicht ein einziger Eimer Wasser darf daraus geschöpft werden. Die Brunnen im Umkreis von einem Kilometer dürfen von der Bevölkerung nicht mehr genutzt werden.

Auch die Menschenrechte scheinen für den Erfinder des Weihnachtsmanns keine Rolle zu spielen. Wegen Diskriminierung afroamerikanischer MitarbeiterInnen wurde Coca Cola Company am 8. August 2001 zur Zahlung von 192,5 Millionen US-Dollar verurteilt. Hinzu kommt, dass in Kolumbien acht Fälle bekannt sind, in denen Angestellte entführt und sogar ermordet wurden, weil sie sich gewerkschaftlich organisierten. Anschliessend wurde vor einer Wiederholung der Geschehnisse gewarnt, sollten sich die Gewerkschaften nicht umgehend auflösen. Der erste Fall ereignete sich 1996, als der Gewerkschaftsführer Isidro Segundo Gil auf dem Werksgelände des Coca Cola-Abfüllers von Paramilitärs erschossen wurde. Kurz darauf wurde der Sitz der örtlichen Gewerkschaft niedergebrannt. Katastrophale Arbeitsbedingungen, Bespitzelung, unbefristete Arbeitsverträge und niedrige Löhne stehen bei den Arbeitnehmern auf der Tagesordnung.

Das von Coca Cola verarbeitete Orangensaftkonzentrat stammt grösstenteils aus Brasilien, wo ArbeiterInnen auf den Plantagen gerade mal zwölf Euro am Tag verdienen, um ihre Familie zu ernähren. Das ist nicht einmal genug für eine angemessene Mahlzeit. Die Kinder schuften mit auf den Plantagen und verrichten Schwerstarbeit. Dass seine Arbeiter schwere gesundheitliche Schäden von Pestiziden und zum Teil illegalen Spritzmitteln tragen, kümmert den Konzern nicht. Die Proteste sind dank der drastischen Massnahmen von Coca Cola allmählich versiegt. Keiner der Angestellten traut sich mehr, die Stimme gegen die unmenschlichen Bedingungen zu erheben, aus Angst, den Job und somit auch das letzte bisschen überlebensnotwendige Geld zu verlieren.

Ein deutlicheres Beispiel für die negativen Folgen der Globalisierung, als die “Braune Brause” gibt es kaum. Mit dem Getränk wird oft Jugend und Spass assoziiert. In Wahrheit ist das Produkt nicht nur ungesund, sondern auf Dauer auch gesundheitsschädlich. Und trotzdem kontrolliert Coca Cola weltweit 60Prozent de Marktanteile an Softdrinks. Die Profitraten betragen 100%.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ist bei Testkäufen im Jahr 2008 auf pfandfreie Einweg-Getränkedosen gestossen. Diese waren überwiegend von Coca Cola. In ihrem Nachhaltigkeitsbericht schreibt der Konzern noch von Verantwortung, will sich jedoch durch das Nichtabdrucken der Pfandlogos und der Pfandpflichthinweise einen Vorteil gegenüber den Unternehmen verschaffen, die ihre Getränke ordnungsgemäss bepfanden. Der Bundesgeschäftsführer Resch der DUH kritisierte dieses Unterfangen als „Bankrotterklärung in Sachen Glaubwürdigkeit“. Doch noch ein anderer Riesenkonzern, diesmal in Sachen Fast Food, kann seine Hände nicht in Unschuld waschen. Natürlich ist die Rede von McDonalds. Alle vier Stunden eröffnet irgendwo eine neue Filiale der Junk-Food-Kette. Täglich werden in 35.000 Filialen 45 Millionen Menschen bedient.

McDonalds ist der Traum des „American way of life“. Doch genau wie Coca Cola ist das Essen ungesund und gesundheitsschädlich. Es enthält zu viel Fett, weissen Zucker und Salz, dagegen aber zu wenig Ballaststoffe und Vitamine. Eine solche unausgewogene Ernährung führt zu erhöhtem Krankheitsrisiko. Herzinfarkt, Diabetes oder Krebs sind schlimmstenfalls die Folgen. Über 30 Prozent der Amerikaner leiden an Fettleibigkeit, nicht zuletzt wegen der schlechten, unausgewogenen Ernährung.

In Brasilien und Costa Rica trifft es wieder einmal die ärmere Bevölkerung. Ihre Weiden und Wiesen werden für die Rinderzucht des Konzerns entfremdet. Riesige Mastanlagen entstehen. Auf illegal gerodetem Regenwaldflächen wird genmanipuliertes Soja, welches als Viehfutter dient, angebaut. Ein Fünftel der Ackerfläche in Brasilien ist schon so besetzt. Eine Wiederaufforstung oder Renaturierung ist so gut wie unmöglich. Für den Anbau von Lebensmitteln für die Bevölkerung, wie zum Beispiel Getreide, fehlt die Fläche. Ein Drittel der Weltgetreideerträge landet in den Mägen der Rinder, die schliesslich als “saftiges Beef” auf unserem Big Mac enden. Und dabei ist das Mästen und Halten so vieler Rinder umweltschädlich, da diese sehr viel klimaschädliches Methan ausscheiden.

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Bild: Wasserverbrauch von Coca Cola in Indien. / Carlos Latuff (CC 1.0 - PD)

Auch das Spielzeug aus dem “Happy Meal” kann nicht reinen Gewissens benutzt werden. 2000 gelangte an die Öffentlichkeit, dass es fünf Fabriken gab, in denen 12- und 13-jährige Kinder hart arbeiteten, um das beliebte Kinderspielzeug herzustellen. Laut Berichten besassen sie gefälschte Ausweise und schufteten 15 Stunden täglich, sieben Tage die Woche – für 1,49 Dollar pro Tag. Anfangs sträubte sich McDonalds gegen die schweren Vorwürfe, argumentierte mit Kinderfreundlichkeit, räumte aber nach weiteren Untersuchungen sein Fehlverhalten ein. Die Kinder wurden kurzerhand auf die Strasse gesetzt. Ohne Geld, ohne Unterkunft. Bleibt zu fragen, was dieses Verhalten mit Kinderfreundlichkeit zu tun hat.

Des Weiteren leiden nicht nur Kinder, sondern auch Tiere enorm unter dem Fast Food-Riesen. Die Hühner werden zum Beispiel zu Tausenden auf engstem Raum zusammengehalten, gemästet und überfüttert. Sind sie fett genug für die Chicken McNuggets, werden sie kopfüber an ein Fliessband gehängt und müssen bei vollem Bewusstsein die Schmerzen ertragen, wenn ihnen die Kehle durchgeschnitten wird und man sie ausbluten lässt. Die tragische Lebensdauer dieser Hühner beträgt nur maximal 25 bis 28 Tage.

Den Rindern und Schweinen ergeht es nicht besser. Ohne Sonnenlicht, Bewegungsfreiheit und frische Luft verbringen sie ihr kurzes Leben bis zum Tod in Massenhaltungsanlagen. Die Tausende Tonnen Verpackungsmüll, der jährlich für Nuggets, Pommes und Burger entstehen, findet man dann schliesslich verstreut auf Gehwegen, in Gräben und auf Autobahnraststätten.

Genau wie Coca Cola Company wird auch bei McDonalds zudem sehr fragwürdig mit den Angestellten umgegangen. Überstunden werden generell nicht bezahlt, auch nicht, wenn wesentlich länger gearbeitet wird. Der Lohn ist extrem niedrig. Die ArbeitnehmerInnen müssen schnell und hart arbeiten, um die Profite des Konzerns konstant zu halten oder, besser noch, zu erhöhen. Dabei kommt es häufig zu Arbeitsunfällen. Verbrennungen stehen an erster Stelle. Diese Bedingungen werden akzeptiert, da die Angestellten meist geringe Aussichten auf einen anderen Job haben und somit von dem Fast Food- Konzern abhängig sind.

Mittlerweile wurde der sogenannte “Weltweite Tag gegen McDonalds” ins Leben gerufen, welcher jedes Jahr am 16. Oktober stattfindet. Der Tag wird von AktivistInnen für diverse Demonstrationen und Aufklärungsaktionen genutzt. All die aufgeführten Fälle zeigen auf, mit welcher Dreistigkeit und Respektlosigkeit die Coca Cola- und McDonalds-Kultur sich überall auf dem Planeten Erde ausbreitet – ohne dabei auf die Umwelt oder die Menschenrechte zu achten.

Malina Bura für utopia