Frauendarstellungen in der Sepulkralkultur

Dem klassischen Totentanzmotiv entnommen erlebt die Darstellung der Trauernden in der christlichen Sepulkralkultur im 19. und 20. Jahrhundert eine stark erotische Konnotation.

Parallel zur literarischen Entwicklung – gerade in Frankreich verbunden mit Autoren wie Charles Baudelaire – werden Tod und Erotik im Sinne von Eros und Thanatos in jener Epoche zusammengedacht und vereint. In Anlehnung an ein Postulat des französischen Soziologen Georges Bataille ist dabei die Erotik nicht nur eine Bejahung des Lebens bis in den Tod, sondern darüber hinaus. In dieser Erotisierung der Grabkunst spiegelt sich aber auch der (heterosexuelle) Männerblick auf die Frau. Es sind durchweg junge Frauen gemäss der Schönheitsideale ihrer jeweiligen Zeit, die von den Bildhauern geschaffen wurden. Diversität sucht man vergeblich.... Gleichzeitig steht die (junge) Frau im gebärfähigen Alter für den Fortbestand über den Tod des Individuums hinaus, was sie wiederum auf eine biologische Funktion reduziert. In jener Doppeldeutigkeit vereinen die Frauenskulpturen ein Stück weit das männliche Konstrukt der Frau in der Dichotomie von „Heiliger und Hure“. Dr. Maurice Schuhmann wird in seiner Laudatio zur Ausstellung „Zwischen ewiger Jugend und Vergänglichkeit. Frauendarstellungen auf französischen Friedhöfen“ eine kulturgeschichtliche Einordnung dessen vornehmen.


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Montag, 7. März 2022 - 18:30 Uhr

Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalder Str. 4
10405 Berlin
Deutschland

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