Verteidigung von Land und Erde Mexiko: Aufruf zu Aktionstagen

Politik

20. Januar 2020

Die Beschleunigung der Projekte im Bergbau, der Förderung von fossilen Brennstoffen und Konstruktion von Pipelines, die Schaffung der Guardia Nacional innerhalb des Denkens der Initiative Mérida und das Vorantreiben der grossen Mega-Projekte um jeden Preis.

EZLN-Demo, Dezember 2012.
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EZLN-Demo, Dezember 2012. Foto: Lorenzo Tlacaelel (CC BY 2.0 cropped)

20. Januar 2020
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Schwestern und Brüder der Pueblos (1) Mexikos und der Welt,

Erstens.- Heute mehr als jemals zuvor gedeiht der Kapitalismus mittels Krieg und Raub aller Formen des Lebens. Die schlechten Regierungen und grossen kapitalistischen Unternehmen – die einen Namen haben – all jene haben vor, unsere Kämpfe in Verteidigung von Land (2) und Madre tierra (3) unsichtbar zu machen, indem sie den Mord an unseren Brüdern, die diese verteidigen, zu einem Normalzustand erklären.

Heute schmerzt in unserem kollektiven Herzen die Ermordung von:
  • Samir Flores Soberanes, Pueblo Nahua (*) von Amilcingo, in Morelos.
  • Julián Cortés Flores, Pueblo Mephaa der Casa de Justicia (*) von San Luis Acatlán, in Guerrero.
  • Ignacio Pérez Girón, Pueblo Tzotzil, Landkreis Aldama, in Chiapas.
  • José Lucio Bartolo Faustino, Modesto Verales Sebastián, Bartolo Hilario Morales und Isaías Xanteco Ahuejote, Pueblo Nahua; organisiert im Concejo Indígena y Popular de Guerrero – Emiliano Zapata (CIPOG – EZ *).
  • Juan Monroy y José Luis Rosales, Pueblo Nahua von Ayotitlán, in Jalisco.
  • Feliciano Corona Cirino, Pueblo Nahua von Santa María Ostula, in Michoacán.
  • Josué Bernardo Marcial Campo; auch bekannt unter dem Namen: TíoBad; Pueblo Popoluca in Veracruz.
Unsere Compañeros wurden umgebracht, weil sie sich dem Krieg widersetzten, mit dem die schlechte Regierung vorhat, sich unseres Lands, unserer Berge, unseres Wassers zu bemächtigen. Ein Krieg – um den Raub, der die Existenz der Menschheit bedroht, zu konsolidieren.

Genauso schmerzt uns das gewalttätige Verschwinden machen unseres Bruders – Verteidiger von Land und Madre tierra – Sergio Rivera Hernández, vom Pueblo Nahua der Sierra Negra in Puebla.

Zweitens.- Der Kapitalismus – in seiner gegenwärtigen neoliberalen Etappe – nimmt immer monströsere Formen an, indem er den offenen Krieg gegen Menschheit und Erde – unsere Madre tierra – erklärt. Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung basiert weltweit auf dem Vorrang des Finanzkapitals, welches ganze Pueblos, Länder, Kontinente dominiert; sie wird gestützt durch Militär- und Bergbau-Grossindustrie und wächst mittels realer und fiktiver Kriege, der Ausweitung des organisierten Verbrechens, sowie durch Invasionen (in andere Länder) und Staatsstreiche. Mit all dem – und in einer nie zu befriedigenden Logik von kapitalistischer Akkumulation und Konsum – führt sie zu einem irreversiblen Klimawandel, zu einer Gefahrengrenze für die menschlichen Lebensbedingungen auf diesem Planeten.

Drittens.- Mit seiner patriarchalen Organisierung – die übernommen wurde von früheren Systemen und Zivilisationen, sich jedoch vertiefte in den letzten Jahrhunderten – zeigt sich das gegenwärtige System als gewalttätiger Feind nicht nur der gesamten Menschheit gegenüber, sondern im Besonderen gegenüber den Frauen und unserer Madre tierra. Das heisst: Die Ausbeutung von und die tiefe strukturelle Gewalt gegen Frauen – obzwar sie weit früher entstand – ist dem Kapitalismus eigen. Kapitalistisches Privateigentum als Grundlage dieses Systems kann nur erklärt und verstanden werden als Teil eines patriarchalen Systems der Dominierung von Frauen und Land.

Viertens.- Die Beschleunigung (der Projekte) im Bergbau, der Förderung von fossilen Brennstoffen und Konstruktion von Pipelines, die Schaffung der Guardia Nacional (4) innerhalb des Denkens der Initiative Mérida (5) und das Vorantreiben der grossen Mega-Projekte um jeden Preis (Corredor Transísmico Salina Cruz – Coatzacoalcos; Tren Maya; Proyecto Integral Morelos (PIM); der neue Flughafen von Mexiko Stadt (6)), deren Plan darin besteht, die Gebiete und ihre Bevölkerung, die Grenzen im Norden und zu Zentralamerika mit der Logik von Raub und kapitalistischer Ausbeutung neu zu ordnen:

All das macht in Mexiko die Verteidigung des menschlichen Lebens, der Gebiete unserer Pueblos, des Lands – mit einer klaren antikapitalistischen und antipatriarchalen Perspektive – so dringlich.

Darum – wegen all dem oben Benannten
RUFEN WIR AUF – DIE PUEBLOS MEXIKOS UND DER WELT, DIE ORGANISATIONEN UND KOLLEKTIVE DER ARBEITER*INNEN AUF DEM LAND, AUF DEM MEER UND IN DER STADT; DIE FRAUEN; STUDIERENDEN; JUNGEN UND MÄDCHEN; ALTEN FRAUEN UND MÄNNER; (DIE BEWEGUNGEN UND EINZELNEN) DER SEXUELLEN DIVERSITÄT –

ZU AKTIONSTAGEN
IN VERTEIDIGUNG VON LAND UND MADRE TIERRA:
»SAMIR SIND WIR ALLE«

Vereinbart wurden die folgenden Tage:

20. Februar 2020: Dezentrale Aktionen in Mexiko und in der Welt: In Verteidigung von Land und Madre tierra; Gerechtigkeit für unsere Toten, Verschwunden gemachten und Gefangenen; und gegen die Mega-Projekte des Todes.

21. Februar 2020: Demonstration in Mexiko Stadt: Gerechtigkeit für unseren Bruder Samir Flores Soberanes, für unsere Toten, Verschwunden gemachten und Gefangenen, in Verteidigung von Land und Madre tierra. Demonstrationsbeginn: Oficinas de la Comisión Federal de Electricidad, in der Avenida Reforma; um 16 Uhr.

22. Februar 2020: Vollversammlung/Asamblea: In Verteidigung von Land und Madre tierra. Im Zentrum der Comunidad von Amilcingo, Landkreis Temoac, im Bundesstaat Morelos; Beginn: 10 Uhr.

pm

übersetzt von lisa-colectivo malintzín.

Quelle: http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2020/01/07/convocatoria-a-las-jornadas-en-defensa-del-territorio-y-la-madre-tierra-samir-somos-todas-y-todos/

Fussnoten:

(1) »Pueblos«: verbleibt im Original; wörtlich: »Gemeinschaften/Völker/Gemeinden«

(2) im Original: »territorio«; kann »Land« oder auch »Gebiet« bedeuten

(3) »Madre tierra«: verbleibt im Original; wörtlich: »Mutter Erde«

(4) »Guardia Nacional«: Besteht seit März 2019 und ist eine zusätzlich zu Armee und Polizei geschaffene zentralistische militärische Struktur der mexikanischen Regierung von López Obrador. Angeblich gegen organisiertes Verbrechen eingesetzt, wird sie jedoch vor allen Dingen der Aufstandsbekämpfung und Grenzabschottung gegen Migrant*innen v.a. aus Zentralamerika dienen.

(5) »Initiative Mérida« (auch »Plan Mexiko« genannt): 2007 unter George W. Bush ins Leben gerufene Initiative zur angeblichen Bekämpfung des Drogenhandels in Süd- und Mittelamerika; ein Sicherheitspakt zwischen USA, Mexiko und den zentralamerikanischen Staaten

(6) Genauere Informationen zu den Mega-Projekten in Mexiko: http://geocomunes.org/; https://www.grieta.org.mx/