Die HSN «erobert» die Welt Hammerskins: Netzwerk des Hasses

Politik

3. Dezember 2006

Anhand einiger ausgewählter Beispiele soll ein Einblick in die Geschichte, die Organisationsform und die Tätigkeitsfelder des Neonazi-Netzwerkes der 1986 in den USA ins Leben gerufenen Hammerskins gegeben werden.

T.J. Leyden, Mitglied der Hammerskin Nation, an einer Tagung rechtsextremer Gruppierungen im Sunset Cinema, USA.
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T.J. Leyden, Mitglied der Hammerskin Nation, an einer Tagung rechtsextremer Gruppierungen im Sunset Cinema, USA. Foto: Telefonkiosk (PD)

3. Dezember 2006
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Die Hammerskins wurden 1986 von Wollin Lange und Scan Tarret in Dallas, Texas, gegründet. Zunächst breitete sich die Bewegung auf dem nordamerikanischen Kontintent aus, fasste aber Anfang der 1990er-Jahre auch in Europa Fuss.

Geschichte

Die ersten zwei Ableger bildeten sich in der Schweiz und in Nordirland, wobei der nordirische Stützpunkt bereits nach kurzer Zeit wieder aufgelöst wurde. Es folgten Organisationen in Deutschland, Frankreich, England, Italien, Spanien und für kurze Zeit in den Niederlanden. Die Gründungsmitglieder der Hammerskins sahen sich als Eliteskinheads, und die Hammerskins sollten als Vorbilder fungieren. Sie stellten sich gegen die aus ihrer Sicht negativen Aspekte der Skinhead-Subkultur.

In ihren Worten tönt dies so: «intended to set the standard amongst skinheads in the U.S.. Drug use among skinheads, in those days, was quite rampant. Hammerskins wanted to show like-minded people that there was a better way, a way that would promote the 14 words. Let's pull our stenghts together and make an impact!» In den USA verzeichneten die Hammerskins in den ersten Jahren einen grossen Mitgliederzuwachs. Dies brachte auch etliche Probleme mit sich: «I can't help but feel that we are our worst enemies at times», kommentierte ein Mitglied den Zustand seiner doch so elitären Bewegung. 1994 wurde die «Hammerskin Nation» (HSN) als eigentliche Dachorganisation ins Leben gerufen. Die regionalen Gruppen wurden unter ein einheitliches Motto gestellt: «one Nation, Hammer Skin Nation.»

Organisationsform

Die «weisse, rassistische Bruderschaft» ist in eine Vielzahl von so genannten «chapters» unterteilt. Diese Organisationsform hat die HSN von der Rocker- und Motorradszene kopiert. So sind beispielsweise auch die «Hells Angels» in dieser Form strukturiert. Die meisten «chapters» haben einen hierarchischen internen Aufbau. Es gibt Führungsmitglieder, Vollmitglieder und Anwärter – die so genannten «Prospects of the Nations» (POTN). Selbst ihr Motto haben die Hammerskins von den «Hells Angels» übernommen. Aus «Angels forever – forever Angels» wurde «Hammerskins forever – forever Hammerskins» (HFFH).

Auf den Flaggen und Abzeichen der Hammerskins sind zwei gekreuzte Zimmermannshämmer zu sehen. Diese fungieren nach Eigenangaben als «Symbol der weissen Arbeiter». Die Symbolgestaltung ist durch den Film «The Wall» von «Pink Floyd» inspiriert worden, wobei das dort gemalte Schreckensbild der unter den Zimmermannshämmern marschierenden faschistischen Masse positiv gedeutet wird. Ein weiterer Bestandteil der Hammerskins-Symbolik ist das Zahnrad der «Reichsarbeitsdienste» (RAD), einer vormilitärischen Einrichtung, der «die deutsche Jugend im Geiste des Nationalsozialismus zur Volksgemeinschaft und zur wahren Arbeitsauffassung erziehen» sollte.

Tätigkeitsfelder

Ein Aktionsfeld der Hammerskins ist die Produktion und der Vertrieb von rechtsextremer Musik. Ein Beispiel hierfür ist das vom deutschen Mirko Hesse mit Hilfe eines Existenzgründerdarlehens der EU aufgebaute Label «Hate Records», dessen Einnahmen teilweise wieder in die Szene zurückfliessen. Die tschechische Zeitung «Pravo» hat 2001 enthüllt, dass die Geschäfte der Hammerskins derart gut laufen, dass damit die Neonazi-Strukturen in Tschechien zu einem grossen Teil finanziert werden können. H. wurde in Deutschland nicht nur wegen der Produktion von zwei «Landser»-CD verurteilt.

Er agierte zudem als V-Mann für das Bundesamt für Verfassungsschutz. Die von Hammerskin-Labels produzierten Bands bekommen auch immer wieder Gelegenheit, auf Konzerten ihre menschenverachtende Ideologie zu verbreiten. Zu den «klassischen» Hammerskin-Bands zählt unter anderem die deutsche Band «Endstufe» – die dienstälteste deutsche Rechts-Rock-Band um Jens Brandt, welche dieses Jahr ihre vierzehnte CD mit dem Titel «Feuer Frei» veröffentlicht hat.

Zu den wiederkehrenden Ereignissen im Rechts-Rock-Kalender der Hammerskins zählen die so genannten «Hammerfeste». Das erste «Hammerfest» in Europa fand 2002 statt. Dieses Konzert, bei dem unter anderem die Schweizer Hammerskin-Band «Dissens» aufgetreten ist, lockte zirka 1300 BesucherInnen ins Zürcher Säuliamt, was die Tageszeitung «Blick» zu folgender Überschrift motiviert hat: «Die Street Parade interessierte die Skins nicht – gegen 1.000 von ihnen feierten ihr «Hammerfest» auf einer Zürcher Waldlichtung.»

Die Wahl des Datums war kein Zufall, wie ein Organisator der Party festhielt: «Wir haben das Datum extra auf den 10. August festgesetzt, da am selbigen Datum in Zürich gegen die 500.000 Deutsche Technofans an der Streetparade erwartet wurden, und dadurch die Grenzen so ziemlich offen waren. Sonst hätten wir wohl kaum so viele Leute gehabt. Die Polizei war vollkommen überfordert, deshalb haben sie auch nur nach Waffen gesucht.»

Ein weiterer Bestandteil der Lebenswelt der «Hammerskins» – «The HS is our life. Together with our brothers and sisters we want to live up to the 14 words in a realistic way» – stellen die unzähligen Publikationen dar. Beispielsweise die Zines «Totenkopf», «Berserker» und «Hammer», welche von Schweizer Hammerskins herausgegeben worden waren.

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