Widerstand gegen das rücksichtlose Grenzregime der EU Faschistische Gewalt in Calais eskaliert

Politik

25. Februar 2014

In einem Vorort von Calais, einer nordfranzösischen Hafenstadt, eskalierte letzte Woche die rechte Gewalt. «Sauvons Calais» (Retten wir Calais), eine kürzlich gegründete Bürger_inneninitiative, hat sich die Vertreibung von Migrant_innen und deren Unterstützer_innen aus der Stadt zur Aufgabe gemacht.

Demonstration zur Unterstützung der Sans-Papiers in Calais am 27. Juni 2009.
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Demonstration zur Unterstützung der Sans-Papiers in Calais am 27. Juni 2009. Foto: politis62 (CC BY-SA 3.0 unported)

25. Februar 2014
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Tagelang mobilisierte «Sauvons Calais» erfolgreich gegen die Unterstützer_innen der «Sans papiers», die kurz zuvor eine leerstehendes Farmhaus besetzt hatten.

Mitglieder der rechten Bürger_inneninitiative und die anliegende Nachbarschaft beleidigten und bedrohten die Bewohner_innen der Farm. Es handelte sich hierbei nicht nur um verbale Attacken. Die systematische Zerstörung des Hauses und die beabsichtigte Gefährdung der darin lebenden Personen durch gezielte Würfe von Steinen und Molotov-Cocktails auf das Hausdach, machte die Gewaltbereitschaft von «Sauvons calais» offensichtlich. Die Polizei bot den Angreifer_innen kaum Einhalt. Stattdessen förderte sie durch ihre Passivität die Eskalation der Gewalt.

Eine Bewohnerin der Farm berichtet: «Wir haben die Polizei angerufen um ihr die Vorfälle zu schildern, sie haben sich geweigert uns zuzuhören und uns lediglich nach unserer Identität gefragt» In Calais leben tausende illegalisierte Migrant_innen ohne Dokumente. Sie stranden auf ihrem Weg nach Grossbritannien in der französischen Hafenstadt. Weiter will man sie nicht lassen. Hier haben will man sie auch nicht. 2002 wurde das überfüllte Auffanglager Sangatte des Roten Kreuzes auf staatlichen Druck hin geschlossen.

Seit dem leben die Flüchtlinge auf der Strasse, in den Parks, in verfallenen Gebäuden oder selbstorganisierten Camps in Wäldern und Dünen. Oft gibt es zu wenig Decken, Schlafsäcke und Zelte. Die Migrant_innen sind dem Image von Calais ein Dorn im Auge. Gleichzeitig stehen in der ehemaligen Industriestadt zehn Prozent aller Immobilien leer und die Bevölkerungszahlen sinken dramatisch. Die Unterstützung der Sans-Papiers und der Widerstand gegen das rücksichtlose Grenzregime der EU sind vielfältig. Aktivist_innen aus verschiedenen Ländern haben eine beständige Präsenz in Calais aufgebaut. Sie wehren sich gemeinsam mit den Migrant_innen gegen die konstanten Attacken der Polizei. Diese sorgt beständig dafür, dass die Flüchtlinge obdachlos bleiben. Schlafplätze werden dringend gebraucht. Das Recht auf einen Wohnen ist im französischen Gesetz verankert.

Daher scheint die Nutzung leer stehender Häuser naheliegend. Doch die Behörden sehen das anders. Um die illegale Räumungspraxis der Polizei vor Ort herauszufordern, versuchen Aktivist_innen und Anwält_innen nun für Besetzungen ein legales Verfahren durchzusetzen. Dies gelang auch im Fall der Farm. Diese darf erst nach einem Gerichtsverfahren und richterlichem Beschluss geräumt werden. Der Aufenthalt der dort lebenden Personen ist bis zu diesem Zeitpunkt legal.

Nun stehen Geflüchtete und Unterstützer_innen allerdings akut einem weiteren Problem gegenüber:

Dem wachsenden Faschismus. Unter dem Deckmantel der Bürger_innenintiative organisieren sich die Rechtsradikalen. Ermutigt wird diese Erscheinung durch die lokale Exekutive.

avokarambo