Flüchtlinge aus islamischen Staaten „passen nicht zu Deutschland“ Übergriffe und Randale in Köln: „Die sind so!“

Politik

7. März 2016

Wenn Horden von Fussballfans regelmässig Regionalzüge zerlegen, dann kommt die Frage „woher“ die Randalierer kommen, bzw. „wer“ an den Ausschreitungen teilgenommen hat, im strafrechtlichen Sinne auf. Mit den Massnahmen von Polizei und Justiz ist die Angelegenheit i. d. R. erledigt.

Die Vorfälle in Köln benutzen die Vertreter dieses Standpunkts als Angriff auf die Merkel'sche Flüchtlingspolitik, die sie schon immer als einen Akt der „Überfremdung der deutschen Heimat“ abgelehnt haben.
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Die Vorfälle in Köln benutzen die Vertreter dieses Standpunkts als Angriff auf die Merkel'sche Flüchtlingspolitik, die sie schon immer als einen Akt der „Überfremdung der deutschen Heimat“ abgelehnt haben. Foto: Kürschner (PD)

7. März 2016
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Dem deutschen Fussball jedenfalls und der deutschen Fankultur erwachsen daraus keine Vorwürfe. Bei den Ausschreitungen der Kölner Silvesternacht ist das anders. Da fallen vorwiegend junge Nordafrikaner durch Diebstähle, sexuelle Übergriffe und sonstige Randale auf; sie begehen damit Rechtsbrüche und Ordnungswidrigkeiten. Zumeist existieren diese seit Jahrzehnten als Delikte in den deutschen Gesetzestexten und die einschlägigen Anzeigenformulare liegen bei jedem Polizeiposten in der Schublade – also eine deutsche Alltagssache, abzuwickeln von Polizei und Justiz. Damit alles ‚erledigt'?

Nein, im Gegenteil! Denn aus diesen Vorkommnissen wird jetzt erst die „Kölner Silvesternacht“, eine nationale Aufregung mit dem Stichwort „Köln“, dessen alleiniges Aussprechen eine Bedrohungslage für „uns alle“ benennt. Wie werden sie dazu gemacht? Stimmen aus Politik und Öffentlichkeit behaupten, die Vorkommnisse seien „typisch“ für diese Nordafrikaner, denn „die sind so“. – Trifft es zu, dass man dieses „so“ an Köln sieht?

Das Wer und die Herkunft sollen offenkundig deren Taten auf der Kölner Domplatte charakterisieren, also Nordafrikaner, die einem „islamischen Kulturkreis“ entstammen, begehen diese Taten, weil sie diesem Kulturkreis entstammen. Mit diesem „typisch für die“ und „für dort unten“ werden die genannten Rechtsbrüche und Ordnungswidrigkeiten wie ein im Prinzip zu Deutschland und den Deutschen nicht passendes Verhalten behandelt. Sittenstrolch zu sein ist dem Mann des Orients hingegen im Grundsatz zuzutrauen – und dafür soll das Geschehen auf der Kölner Domplatte den Beweis liefern?

Millionen in Deutschland lebende Moslems laufen täglich an Frauen vorbei, stehen und sitzen am gleichen Arbeitsplatz, deutsche Frauen haben sogar „die“ als Vorgesetzte etc. – all das ist im Prinzip ein unaufgeregter deutscher Alltag. Und jetzt führen sich einige Hundert mit dem gleichen „kulturellen Hintergrund“ in widerlicher Weise auf und ausgerechnet die sollen die kulturell bestimmte Natur des islamischen Mannes belegen?!

„Ein bisschen Spass muss sein“ und „etz stell di ned so oa“ kennen auch die Kellnerinnen auf dem Oktoberfest und so manche rüsten ihre Berufskleidung mit gepolsterter Radlerhose unterm Dirndl auf – ohne dass irgendwer eine angeblich durch katholische oder bayerische Kultur bedingte Fehlprägung der Sexualmoral von Bierzeltbesuchern als nationales Thema ausruft.

Anwohner, Händler und Passanten der marokkanischen Gemeinde in Düsseldorf beklatschen gemeinsam mit deutschen Ureinwohnern die Polizeirazzien im dortigen maghrebinischen Milieu der Kleinkriminellen – was ist jetzt „typisch“ für die Kultur: Klauen und Dealen oder für Recht und Ordnung eintreten?!

An der Sachlage ist das Vorliegen irgendeiner Wesensart, geschweige denn einheimischer oder fremdländischer, nicht auszumachen. Man kann ihr allerdings entnehmen, dass das Befolgen oder Nichtbefolgen von Geboten und Verboten, das Einlassen oder Nichteinlassen auf kulturelle oder nationale Gepflogenheiten das Resultat von jeweils willentlichen Entscheidungen ist – egal, wo man herkommt. Klauen und sexuelle Übergriffe als zu einer bestimmten Herkunft gehörend und damit als kulturell geprägt auszugeben, entspringt also dem Willen, die Kölner Randale entsprechend zurechtzubiegen. Dann war der Standpunkt, die nordafrikanischen Fremden seien „kulturbedingt“ und somit zwangsläufig bedrohlich für Deutschland und Deutsche, aber schon vor Köln fix und fertig.

Die Vorfälle in Köln benutzen die Vertreter dieses Standpunkts als Angriff auf die Merkel'sche Flüchtlingspolitik, die sie schon immer als einen Akt der „Überfremdung der deutschen Heimat“ abgelehnt haben. Mit „Köln“ behaupten sie bewiesen zu haben, was für sie nie eines Beweises bedurfte und was sie mit „Köln“ auch gar nicht nachgewiesen haben: Flüchtlinge aus islamischen Staaten „passen nicht zu Deutschland“.

Berthold Beimler