600 Fahrradfahrer*innen protestierten auf der geplanten A39 für eine sozial-ökologische Verkehrswende Erfolgreiche Fahrraddemo 'Keine A39, Verkehrswende jetzt, auch in Lüneburg'

Politik

18. April 2021

Insgesamt nahmen rund 600 Lüneburger*innen verschiedenster Altersklassen mit Maske und Abstand an der Demonstration gegen den Bau der A39 und für eine sozial-ökologische Verkehrswende teil.

Fahrraddemo «Keine A39 - Verkehrswende jetzt in Lüneburg!», 17. April 2021.
Mehr Artikel
Mehr Artikel

Fahrraddemo «Keine A39 - Verkehrswende jetzt in Lüneburg!», 17. April 2021. Foto: Jannis Grosse

18. April 2021
4
0
8 min.
Drucken
Korrektur
Die Aktion wurde gemeinsam von verschiedenen Lüneburger Gruppen organisiert und durchgeführt. Darunter: KlimaKollektiv, Fridays For Future, Fossil Free, Bund Gifhorn, Bündnis 90/ Die Grünen, Extinction Rebellion, Parents For Future, Grüne Jugend, Klimaentscheid, BI Keine A39 Lüne-Moorfeld und dem Zukunftsrat.

"Während eigentlich allen klar ist, dass es in Zukunft andere Formen der Mobilität braucht, sollen in Deutschland weiter hunderte Kilometer Autobahnen neu gebaut werden. Das ist in Zeiten der Klimakrise ein Irrweg. Ein Umdenken in der Verkehrspolitik ist dringend erforderlich", Theresa Berghof vom Klimakollektiv. "Gemeinsam fahren wir mit der Fahrraddemonstration genau dorthin, wo eine verkehrspolitische Sackgasse in Beton gegossen werden soll."

Anlass der Fahrraddemonstration war das Klimacamp vom 9.-18 April am Dannenröder Wald, welcher durch den Bau der A49 bedroht ist. Auch in Lüneburg soll in Zeiten der Klimakrise eine neue Autobahn gebaut werden. Deutschlandweit ist der Neubau von 850 Autobahnkilometern bis 2030 geplant. Die Organisator*innen betonen, dass der Bau neuer Autobahnen nicht mit Klimagerechtigkeit vereinbar ist, da jede neue Autobahn das Verkehrsaufkommen erhöht und höhere CO2 Emissionen verursacht.

"Das Geld, das für die Planung und Bau der A39 verpulvert wird, könnte (zum Beispiel) dafür eingesetzt werden, eine gerechte und zukunftsfähige Mobilitätswende einzuleiten. Es wird Zeit, dass wir Mobilität neu denken und alte Muster loslassen", so Friederike Vogel von Fossil Free Lüneburg.

Startpunkt war der Bahnhofsvorplatz, dann ging es über Dahlenburger Landstrasse, Theodor-Heuss-Strasse, Konrad-Adenauer-Strasse bis zur Auffahrt der B4/B209, auf welcher Richtung Norden bis zur Ausfahrt Moorfeld gefahren wurde. Die Fahrradfahrer*innen protestierten somit auf der Bundesstrasse, die zur A39 umgebaut werden soll. Die zahlreichen Ordner*innen achteten darauf, dass sich durchgehend an die Hygieneauflagen, Mund- und Nasenschutz sowie Abstand, gehalten wurde.

Redebeiträge Fahrraddemo 'Keine A39 - Verkehrswende jetzt in Lüneburg!'

Der Landkreis Lüneburg hat den Klimanotstand ausgerufen und sich verpflichtet, bis 2030 klimaneutral zu werden. Das ist dringend nötig angesichts der Dramatik der Klimakrise. Klimaneutralität heisst aber nicht nur , klimafreundliche Projekte zu fördern, sondern auch Projekte, die mit den Klimazielen absolut unvereinbar sind, zu unterlassen. Ein solches Projekt ist die A39. Sie würde eine katastrophale Verkehrspolitik zementieren, statt zukunftsfähige Mobilitätskonzepte zu fördern.

Wo die Politik es nicht schafft, die eigenen Ziele einzuhalten, müssen Bürgerinnen und Bürger aktiv werden. Genau das tun wir vom Klimaentscheid, indem wir mit unserem Bürgerbegehren dafür kämpfen, dass Lüneburg bis 2030 klimaneutral ist. Nur so kann Lüneburg seinem Anspruch, Zukunftsstadt zu sein und Verantwortung zu übernehmen auch wirklich gerecht werden. Unser Klimaplan für Lüneburg enthält auch verkehrspolitische Ideen. Also können auch die Lüneburger und Lüneburgerinnen, die es heute nicht zur Demo schaffen, zu dem breiten Widerstand gegen diese Autobahn beitragen, indem sie unser Begehren unterzeichnen.

Redebeitrag des Klimakollektivs Lüneburg
17.04.2021, Theresa Berghof
Klimagerechtigkeit, Solidarität mit Aktivist*innen im Dannenröder Wald

Das Klimakollektiv Lüneburg solidarisiert sich mit den Aktivist*innen im Dannenröder Wald, die sich für den dessen Erhalt einsetzen. Wir fordern die verantwortlichen Entscheidungsträger*innen dazu auf, den Ausbau der Autobahn A49 aufzuhalten, um den Wald zu retten und um Wasser, Natur und Klima aktiv zu schützen. Wir lassen uns nicht unsere Zukunft verbauen und fordern ein sofortiges Autobahn-Moratorium, weil es zu viele Orte in Deutschland gibt, die durch Autobahnen bedroht sind.

Während eigentlich allen klar ist, dass es in Zukunft andere Formen der Mobilität braucht, sollen in Deutschland weiter hunderte Kilometer Autobahnen neu gebaut werden. Das ist ein Irrweg. Ein Umdenken in der Verkehrspolitik ist dringend erforderlich. Wir wollen weg vom motorisierten Individualverkehr und hin zum gut ausgebauten, flächendeckenden öffentlichen Personenverkehr sowie zu Fahrrad- und Fussinfrastrukturen. Damit würden wir mehr Mobilität für alle und nicht nur mehr Verkehr erreichen.

Mit unserem Protest gegen die A39 setzen wir ein klares Zeichen für die sozial-ökologische Mobilitätswende in Lüneburg. Darum freuen wir uns über das breite Bündnis, das den Protest gegen die A39 und für eine Verkehrswende trägt. Gemeinsam fahren wir gleich genau dorthin, wo einer verkehrspolitische Sackgasse in Beton gegossen werden soll.

Redebeitrag Fossil Free Lüneburg, 17.04.20121

Der Ausbau der A39 - eine gute Investition in die Zukunft?

Wie ihr alle, sagen auch wir von Fossil Free Lüneburg klipp und klar VON WEGEN! Nicht erst seit der Corona-Pandemie ist klar: Geld ist politisch und unfassbar mächtig. Wie und wofür finanzielles Kapital eingesetzt wird, hat sehr konkrete Auswirkungen. Für soziale Gerechtigkeit. Für Ökosysteme. Für den Zustand des gesamten Planeten Erde.

Wenn der derzeitige "Umwelt"-Minister von Niedersachsen Olaf Lies von der SPD, uns also weismachen will, dass "ganz Niedersachsen von der A39 profitieren wird", handelt es sich um eine perfide Falschaussage. Und wir fragen uns: Wen soll diese Aussage eigentlich ansprechen?? Uns alle, (die heute hier demonstrieren können) jedenfalls nicht.

Nun also zu den Fakten:
Angekündigt wurde das A 39 Prestigeprojekt der Auto- und Industrielobby 2016 mit einem Kostenaufwand von rund einer Milliarde Euro!

Mittlerweile musste der Staatssektretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferleman, natürlich nur auf Nachfrage, korrigieren, dass wohl eher 1,5 Milliarden Euro veranschlagt werden.

Das bedeutet eine Kostensteigerung von 50% Prozent innerhalb von gerade mal 4 Jahren.

Was zeigt uns das?

Dass das Projekt von Anfang an brutal schöngerechnet wurde und immer noch wird. Wenn Kosten und Nutzen transparent und ehrlich abgewägt würden, dann würde die A39 eine KLARE ABSAGE kassieren.

Das Problem ist unserer Meinung nach allerdings noch viel grundsätzlicher: Dass viele Politiker*innen auf der einen Seite öffentlich das Pariser Klimaschutzabkommen lobpreisen und laut nach Umweltschutz schreien, aber gleichzeitig nicht dafür sorgen, dass entsprechende Massnahmen in die Wege geleitet werden. Sondern im Gegenteil auf Bitte von mächtigen Lobbyisten, finanzielle Mittel für zerstörerische, das Gemeinwohl missachtende Projekte verpulvern!!

Unserer Meinung nach stellt das den Ausverkauf unserer Lebensgrundlage dar und gefährdet demokratische Prinzipien.

Vielmehr brauchen wir dringend eine umfassende und glaubwürdige Transformation im öffentlichen, sowie privaten Finanzsektor! Das Geld wird an so vielen Stellen dringender gebraucht! Zum Beispiel für den Prozess zu einer sozialen und ökologischen Gesellschaft! Aktuell bestehen riesige Finanzierungslücken FÜR Klimaschutz- und Klimaanpassungsmassnahmen! DORT brauchen und wollen wir das Geld!!!

Das Geld, das für die Planung und Bau der A39 verpulvert wird, könnte zum Beispiel dafür eingesetzt werden, eine gerechte und zukunftsfähige Moblitätswende einzuleiten. Ausbau von Schienennetzen,
Highspeed-Zugverbindungen,
mehr Bussen,
Verkehrsintegration von Land und Stadt, besseren Fahrradwegen,
Umweltbildung,
Subventionen für Fahrräder und für Öffentliche Verkehrsmittel statt für Autos...
Ich könnte ewig so weitermachen.

Es wird Zeit, dass wir Mobilität neu denken und alte Muster loslassen, denn eins ist klar: Die meisten von uns brauchen keine Autobahnen, um möglichst entspannt und schnell von A nach B zu kommen.

Autobahnen (zu) finanzieren ist nicht alternativlos. Autobahnen bauen ist nicht alternativlos. Und auf Autobahnen fahren ist und darf nicht alternativlos bleiben.

Hierzu müssen sämtliche umweltschädliche Subventionen sowie Investitionen im konservativen Verkehrsbereich, auf Eis gelegt werden und das Geld DE-investiert werden. Um dann durch Transformationsfonds und -Fördertöpfe, in gerechte, umweltfreundliche Mobilitätsprojekte der Zukunft zu IN-vestieren. Denn deren Fokus liegt auf Gemeinwohlorientierung anstatt auf individuellem Raubtier-Gehabe.

Wir freuen uns daher heute mit euch auf einen Lauten, nicht nachgebenden Protest und schliessen uns der gemeinsamen Forderung an: Stoppt den Ausbau der A 39 und zwar SOFORT! Divest now!
Für eine andere Welt - deinvestiert unser Geld!
Danke und gute Demo uns allen!


Redebeitrag XR Lüneburg

Ich bin * von Extinction Rebellion Lüneburg. Wir sind eine internationale Grasswurzelbewegung, die sich gegen die Klimakrise und das Massenaussterben zur Wehr setzt.

Der Ausbau der A39 hier bei Lüneburg ist ein Skandal. Der geplante Abschnitt der Autobahn ist:

1. unwirtschaftlich, da eine in den 2030er Jahren fertiggestellte und für 1,5 Milliarden Euro gebaute Autobahn nicht mehr zeitgemäss sein wird.
2. Zerstört die Natur, die wir jetzt und in der Zukunft brauchen.
3. Ist durch den Bau und den Verkehr ein riesiger Klimakiller.

Trotz jahrelangem Widerstand und Gutachten, die den Ausbau als sehr umweltschädlich ansehen, hält die Politik weiter an ihren überholten Plänen fest.

Das Problem ist hier zwar gerade akut, aber nur eines von vielen Fallbeispielen in ganz Deutschland. Überall werden weiterhin klimaschädliche Autobahnen gebaut, wohingegen das Schienennetz beispielsweise nur sporadisch erweitert wird. Das widerspricht den Ideen der sozial-ökologischen Transformation, welche wir dringend benötigen, um unseren Lebensgrundlagen zu erhalten. Die Rodung der Trasse zur A49 im Danni hat letztes Jahr gezeigt, dass es Widerstände gegen solche schwachsinnigen Bauvorhaben gibt. Diese Woche gab es dort nochmal ein Klimacamp mit Blockaden und Baggerbesetzungen. Wir zeigen uns solidarisch mit den Aktivisti, die dort vor Ort gegen die Umweltzerstörung gekämpft haben und dies auch weiterhin tun.

Die Pläne zur A39 hier in Lüneburg sind ein Symptom der bisher fehlgeschlagenen und verschlafenen Verkehrswende. Wenn wir weiterhin derart die Lebensgrundlagen zerstören, führt das nicht nur dazu, dass irgendwo in der Ferne Eisbären aussterben. Auch das Überleben von uns, von Milliarden Menschen ist gefährdet. Auf einem Toten Planeten werden auch keine Autos mehr fahren.

Wir stellen uns dagegen, dass unsere Zukunft verbaut wird. Für eine resolute Klima- und Umweltpolitik und eine echte Verkehrswende, die ihren Namen verdient!

pm