Oliver Stone: «Chaos selbst geschaffen»
Der dreimal mit dem Oscar ausgezeichnete amerikanische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Oliver Stone kritisiert die Politik der Vereinigten Staaten im Nahen Osten: «Wir haben die gesamte Region destabilisiert und ein Chaos hinterlassen. Jetzt geben wir dem ISIS die Schuld für das Chaos, das wir selbst geschaffen haben» («Middle East Eye»,19.9.2015).Leider haben sich viele EU-Staaten und die Türkei als Nato-Mitglied an diesem Konfliktfeld mittelbar und unmittelbar beteiligt. Für die 1,2 Millionen Toten und die mehr als elf Millionen Flüchtlinge aus dieser Region sind diese Länder wesentlich mitverantwortlich.
EU wollte Flüchtlinge der Türkei überlassen
Ende 2013 nötigte die EU die Türkei zu einem Abkommen, in dem sich die Türkei verpflichtet, Flüchtlinge, die beispielsweise aus Afghanistan, Pakistan, Irak, Syrien und andere Staaten des Nahen Ostens ins Land kommen, daran zu hindern, über die Türkei in EU-Staaten weiterzureisen, und sie – falls ihnen das dennoch gelingen sollte - wieder aufzunehmen. Allein aus Syrien befinden sich mehr als zwei Millionen Flüchtlinge in der Türkei, die dort in der Regel weder arbeiten noch ihre Kinder zur Schule schicken dürfen.Längst nicht allen Syrern in der Türkei gelingt die Weiterreise nach Westeuropa. Viele Tausende syrische Flüchtlinge übernachteten tagelang in Autocars vor Istanbul, und manche kamen bis zur Grenzstadt Edirne, in der Hoffnung, über den sicheren Landweg nach Griechenland zu gelangen. Die türkischen Behörden haben sie jedoch wegen des Rücknahme-Abkommens zwischen der EU und der Türkei an der Weiterreise gehindert.
Die EU-Staaten, angebliche Garanten der Menschenrechte, nehmen in Kauf, dass auf den Fluchtwegen über Land und Meer Tausende sterben.